Architect Life: A House Design Simulator

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Am 19. Juni 2025 erschien die Simulation des Entwicklers Shine Research und Publishers Nacon, bei dem du deine eigenen Häuser bauen und dekorieren darfst. In meiner Review erzähle ich dir, was die Stärken und Schwächen sind.

Karriere Modus

In Architect Life: A House Design Simulator schlüpfst du in die Rolle eines aufstrebenden Architekten, der 3D-Modelle von Häusern, Innen- und Außenbereichen, komplexen Strukturen und Inneneinrichtungen entwirft. Das Ganze hat keine Verwaltungs-, Sozial- oder Familienkomponente: Der Fokus liegt ausschließlich auf dem Bauen und der individuellen Gestaltung und bietet eine Erfahrung, die dem Baumodus von Die Sims ähnelt, aber von allem anderen isoliert ist. Und genau in dieser Abgeschiedenheit liegt sein Charme, aber auch sein größter Makel. Der Hauptmodus ist eine Kampagne, die um Aufträge herum strukturiert ist. Man beginnt mit einfachen Projekten und steigert sich dann zu immer komplexeren Herausforderungen, die immer an technische Anforderungen und einzuhaltende Budgets gebunden sind. Bei den Missionen muss man bestimmte Kriterien wie bspw. eine bestimmte Anzahl von Räumen, eine genau definierte Quadratmeterzahl, mehrere Stockwerke und Verpflichtungen in Bezug auf die Anordnung der Elemente erfüllen. Mit jedem abgeschlossenen Auftrag werden neue Werkzeuge, Texturen und Einrichtungsgegenstände freigeschaltet, was ein eher traditionelles, aber dennoch effektives Gefühl des Fortschritts vermittelt. 

Erwecke den Architekten in dir

Neben der Karriere gibt es auch einen freien Modus, das eigentliche Herzstück des Spiels, nämlich ein Raum, in dem du deiner Kreativität freien Lauf lassen kannst. Hier versucht das Spiel, den kleinen schlafenden Architekten in dir zu wecken, indem es dir eine große Freiheit bei der Gestaltung von Innen- und Außenstrukturen bietet, sogar mit einem Minimum an Umweltelementen, Gärten, Zäunen und Vegetation. In der Theorie ist das alles sehr schön. Das Problem ist allerdings die Umsetzung. Die Steuerung und die Benutzeroberfläche von Architect Life sind eine ständige Quelle der Frustration. Für einen Titel, der sich auf Präzision und Benutzerfreundlichkeit konzentrieren soll, ist der Kampf mit der Drehung von Objekten, der Platzierung von Wänden und Fenstern oder dem Andocken von Komponenten ziemlich ärgerlich. In vielen Fällen handelt es sich jedoch um ein unüberwindbares Hindernis, das es zu ignorieren gilt. Das Andocken von Wänden zum Beispiel ist kontraintuitiv. Die Kamera verhält sich dann wie ein Esel, zu frei, ohne Ankerpunkte, sie bewegt sich auch dann, wenn sie es nicht sollte und bleibt in den unpassendsten Momenten stecken. Ob mit Maus und Tastatur oder mit dem Controller, das Erlebnis ist nicht flüssig. Es gibt kein wirkliches Gefühl für Präzision, und selbst das Zoomen kann Probleme verursachen. Manchmal verschwinden Objekte hinter der Oberfläche oder überlagern sich visuell, was Präzisionsarbeit unmöglich macht. Hinzu kommt eine gewisse Inkonsistenz bei der visuellen Rückmeldung, da Architect Life: A House Design Simulator nicht eindeutig anzeigt, ob ein Objekt richtig platziert ist oder ob ein Gegenstand die Missionsanforderungen erfüllt hat. Das Fortschrittssystem in der Kampagne ist zwar in seiner Intention richtig, wird aber erst dann frustrierend, wenn das Spiel selbst die Erfüllung einer Anforderung nicht erkennt, wie etwa einen erstellten Raum, der vom System nicht „gesehen“ wird.

Sieht toll aus ist aber zu begrenzt

Optisch macht Architect Life: A House Design Simulator seine Arbeit, ohne es zu übertreiben. Der Stil ist sauber, geradlinig, vage plastisch,  perfekt im Einklang mit der Idee der architektonischen Modelle für die Anzeige. Die Materialien, die verwendet werden können, sind vielfältig wie bspw. Holz, Fliesen, Stein und gut unterscheidbar, während die Beleuchtung, obwohl sie nicht absolut realistisch ist, es schafft, den Räumen ein Minimum an Wärme und Farbe zu verleihen. Die Umgebungs- und Dekorationsobjekte sind zwar nicht so reichhaltig wie in anderen Titeln, bieten aber dennoch eine gewisse Vielfalt, um den „leeren“ Effekt zu vermeiden. Aber auch hier ist die Anzahl der Optionen viel begrenzter als der Genre-Standard. Wenn man ein unendliches oder fast unendliches Arsenal an Dekorationen erwartet, wird man sicherlich enttäuscht sein. Die Häuser sind anpassbar, aber nur bis zu einem gewissen Grad. Wie bereits erwähnt, ist der Karrieremodus das lehrreichste Element, da er hilft, sich mit den Werkzeugen vertraut zu machen und den Spieler auffordert, innerhalb realistischer Grenzen kreativ zu denken. Das anfängliche Tutorial leistet gute Arbeit, um die Grundlagen des Spiels zu vermitteln, überlässt aber viel der Intuition des Benutzers, denn einige Funktionen bleiben auch nach mehreren Stunden Spielzeit unklar. Der freie Modus ist eindeutig als Zufluchtsort für Kreative gedacht, aber selbst hier behindern Eingabe- und Kameramanagementprobleme das Eintauchen in das Spiel. Projekte werden zu einer Geduldsübung, vor allem, wenn man Objekte in präzisen Winkeln platzieren oder Elemente in mehreren Ebenen ausrichten muss und das Tool überhaupt nicht mit den eigenen Absichten kooperiert. Das ist schade, denn wenn alles richtig funktioniert und man in den Rhythmus von Architect Life eintauchen kann, ist das eine wirklich lohnende Erfahrung. Es liegt eine gewisse Faszination darin, harmonische Räume zu schaffen, eine Küche einzurichten oder ein Penthouse mit Aussicht zu gestalten. Aber es braucht nur ein paar technische Probleme, um den Zauber zu zerstören.

Demo Gameplay:

Trailer:

 


Fazit

Architect Life: A House Design Simulator ein Titel ist, der viel will, aber nur halb erfolgreich ist. Das Potenzial ist offensichtlich, ebenso wie die Leidenschaft, mit der die Entwickler das Erlebnis des architektonischen Entwerfens auf eine zugängliche Art und Weise nachbilden. Aber zu viele Unzulänglichkeiten, Ungenauigkeiten in der Steuerung und eine Schnittstelle, die sich oft als kontraproduktiv erweist, schränken seine endgültige Qualität stark ein. Wenn du ein Architektur-Enthusiast bist und einfach nur einen entspannten Sandkasten zum Bauen von Häusern und Umgebungen ohne allzu viel Schnickschnack suchst, könntest du hier etwas Lohnenswertes finden, vorausgesetzt, du bist geduldig und akzeptierst die Einschränkungen. Wenn du aber auf der Suche nach einer tiefgründigen, ausgefeilten und „simulativen“ Erfahrung bist, dann ist es vielleicht nichts für dich. Mit ein paar Patches und einer Umstrukturierung der Benutzeroberfläche könnte das Projekt zu etwas Stabilerem und Lohnenswertem werden. Im Moment bleibt Architect Life jedoch ein interessantes Experiment, das aber auf einem noch zu zerbrechlichen Fundament steht.


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