Tom Clancy's The Division (PS4)

Mit Tom Clancy's The Division ist einer der meist erwarteten Videospiele des Jahres 2016 erschienen, das insbesondere Online-Spieler ansprechen will. Schon der Verkaufsstart beschert Herausgeber Ubisoft einen großen kommerziellen Erfolg. Doch ganz entgegen aktueller Trends reiner Multiplayer-Erlebnisse wie Star Wars Battlefront und Rainbow Six Siege kommen sogar Einzelspieler auf ihre Kosten.

Big Trouble in Manhattan

Doch zuerst führt das Programm auch in der Konsolenversion durch eine Zwangsregistrierung bzw. -anmeldung bei Ubisofts Online-Dienst namens Uplay. Denn wer sich nicht mit einem entsprechenden Account einloggt und über eine permanente Internetverbindung verfügt, muss draußen bleiben. Nach einer oberflächlichen Charaktererstellung, mit nur wenigen Möglichkeiten das Aussehen der Spielfigur zu individualisieren, und der kurzen Intro-Sequenz kann der Einsatz in den Straßen Manhattans beginnen.

Am Black Friday, dem traditionellen amerikanischen Beginn der Weihnachtseinkaufsaison, kommt es zu einer verheerenden Pandemie, weil Geldscheine mit Viren verseucht wurden. Menschen sterben, der Verkehr kommt zum Erliegen, überall blockieren hastig verlassene Fahrzeuge die Wege, Müllberge türmen sich. Geschäfte, Kaufhäuser und Wohnungen wurden weitestgehend geplündert, die Umgebung scheint wie leergefegt. Und doch kommt es außerhalb der Quarantänestationen zu Begegnungen mit orientierungslosen Zivilisten, die auf ihrer verzweifelten Suche nach Angehörigen und Lebensmitteln auch Leichen plündern oder sich mit anderen Überlebenden streiten. Die einst so belebte Metropole ist von der Außenwelt abgeriegelt.

Anstatt wandelnder Toter haben Banden und Terroristen Teile von New York eingenommen. Die Division wird aktiviert, eine Einheit von Agenten, um zu retten, was noch zu retten ist. Schnell wird klar, dass Story sowie Charaktere trotz aller Bemühungen nicht zu den Stärken des Spiels gehören. Vielmehr wirkt das interessante Szenario in seinen Dialogen und Sequenzen bis auf wenige Ausnahmen emotional etwas unterkühlt, was man aber schon bei anderen Produkten mit dem Tom-Clancy-Stempel beobachten konnte. Außerdem scheint es im Gegensatz zu anderen Katastrophen-Settings wie The Last of Us, S.T.A.L.K.E.R. oder Fallout weniger hoffnungslos, was wahrscheinlich auch daran liegt, dass der Spieleinsatz schon unmittelbar nach dem Ereignis beginnt.

Taktisch vorrücken

The Division ist ein Online-Action-Rollenspiel und taktischer Deckungs-Shooter für Solisten oder Online-Teams bis zu vier Spieler, der aus der übersichtlichen Third-Person-Ansicht über die Schulter der Figuren blicken lässt. Mit relativ einfachen spielerischen Mitteln schafft es der Titel, über viele Stunden hinweg zu motivieren. In erster Linie unterscheidet sich das Spielgefühl nur geringfügig von anderen Shootern wie Gears of War, Spec Ops: The Line, Sniper Elite oder Roque Trooper. Um zu überleben, muss die Spielfigur jede Deckung nutzen und mit präzisen Schüssen die Angriffe erfolgreich abwehren. In der Praxis haben sich bei den drei tragbaren Waffen Sturm- und Scharfschützengewehre als besonders effektiv erwiesen. Nahkampfwaffen wie die Schrotflinte sind dafür in engen Korridoren ideal. Bei dieser Vorgehensweise spielen auch immer wieder erhöhte Schutzstellungen gegenüber den Feinden eine wichtige Rolle.

Schließlich rücken die hartnäckigen Gegner konsequent vor, nutzen ebenso Deckungsmöglichkeiten, Flammenwerfer, Geschütze oder Granaten. Zudem flankieren sie  und stecken ungemein viele Schüsse ein, gleichzeitig treffen ihre Geschosse auch sehr präzise. Stellenweise kommt es zu Konfrontationen mit besonders stark gepanzerten Widersachern, die nur mit enormer Ausdauer, Geschick und Feuerkraft bezwungen werden können. Erfreulicherweise leisten diese sich bei den zahlreichen Scharmützeln kaum nennenswerte Fehler, das steigert die Spannung und Herausforderung. Lediglich das suboptimale Treffer-Feedback schmälert die Ballereien, denn prasselten die Schadenswerte nicht aus den virtuellen Körpern heraus, würde man kaum erkennen, ob man wirklich getroffen hat oder nicht.

Was The Division von anderen Genre-Vertretern wohltuend abhebt, sind die durchdachten Rollenspielelemente. Das macht sich schon bei der sinnvollen Unterteilung der Spielumgebung in die verschiedenen Distrikte Manhattans bemerkbar. Die Stadtteile sind jeweils in empfohlene Spielstufen gegliedert. Es ergibt beispielsweise wenig Sinn, mit einem Charakter der Stufe 10 in ein Gebiet der Stufe 20 vorzudringen.

Flexible Spezialisten

In allen Bezirken dienen Safehouses als sichere Zone mit Händlern, zusätzlichen Einsätzen und außerdem nicht zuletzt als Blitzreisepunkte. Zentraler Anlaufpunkt ist jedoch die Operationsbasis, deren drei Flügel Medizin, Sicherheit sowie Technik in zehn Stufen ausbaubar sind. Dank dieser Aufwertungen stehen dem Spieler neue Fähigkeiten und Vorteile zur Verfügung, beispielsweise Heilung, Geschütze, Schutzschilde oder Haftgranaten. Im Gefecht benötigen sie jedoch eine gewisse Abklingzeit bis zur nächsten Nutzung.

Da die eigentliche Charakterentwicklung ohne feste Klassen auskommt, kann man die Spieler als flexible Spezialisten bezeichnen. Man steigt nach erfolgreich absolvierten Missionen im Level auf und kann neues Equipment nutzen. Im aufgeräumten Inventar sammelt sich nämlich so allerhand unterschiedliche Ausrüstung an, sei es von erledigten Gegnern, Kisten oder Rucksäcken. Die Qualität der Ausstattung ist farblich in Standard, Spezialisiert, Überlegen und Highend kategorisiert. Je seltener das Objekt, desto besser die Attribute und Boni. Waffenstärke, Ausdauer sowie Elektronik sind die drei Primärattribute eines Agenten, die jeweils Waffenschaden, Lebenspunkte und Fertigkeitenstärke beeinflussen. Insbesondere die Suche nach neuen Waffen motiviert ungemein, schließlich vergleicht man ständig Werte wie Präzision, Nachladezeit, Reichweite und Stabilität. Diese können durch Modifikationen noch entscheidend aufgewertet werden, etwa durch eine verbesserte Zieloptik oder ein größeres Magazin. Mit Blaupausen und Materialien lässt sich auch eigenes Equipment herstellen.

Mission erledigt

Erfahrungspunkte winken genretypisch hauptsächlich durch absolvierte Missionen. Die sind in The Division größtenteils unterhaltsam. Die Hauptaufgaben treiben die Story voran, die abwechslungsreicheren Nebenmissionen sollte man nicht vernachlässigen, weil ein Großteil der Hauptmissionen eine bestimmte Mindeststufe erfordert. Die notwendige Erfahrung holt man sich also durch Geiselbefreiungen, der Sicherung von Nachschublieferungen, Kopfgeldjagden, der Verhinderungen von Banden-Waffenübergaben, usw. Besonders erwähnenswert sind dabei Echos, die durch die Visualisierung vergangener Ereignisse interessante Geschichten erzählen. Praktischerweise können die Wege zu den Einsätzen auf der Karte markiert werden, die dann als optische GPS-Linie in der Spielwelt eingeblendet wird.

Will man alle Aufgaben absolvieren, vergehen einige Spielstunden. Darüber hinaus gibt es für voll entwickelte Agenten tägliche Aufgaben. Zukünftig sollen durch den erhältlichen Season-Pass weitere Inhalte nachgeliefert werden, schließlich deckt Manhattan nur einen Teil von New York ab. Die Spielersuche gestaltet sich einfach an Suchstationen: Gutes Matchmaking bringt bis zu vier Spieler zusammen. Andere Agenten können in die Gruppe eingeladen werden, indem man auf sie zugeht und die eingeblendete Taste drückt. Freunde können über das Gruppenverwaltungs-Menü hinzugefügt werden oder sich anschließen.

Willkommen in der Dark Zone

Die Dark Zone ist ein großes Areal nahe dem Times Square. Zwar gibt es in diesem abgesperrten Bereich weder Missionen noch Ereignisse, doch entfaltet diese Zone ihren Reiz durch Begegnungen mit anderen Online-Spielern. Geht man sich (zumindest vorerst) aus dem Weg, schließt man sich zusammen oder attackiert man sich? Das muss jeder für sich entscheiden. In der Dark Zone gibt es besonders wertvolle Ausrüstungsgegenstände zu bergen, die nicht direkt verwendet werden können, sondern erst in einer Landezone per Leuchtrakete von einem Helikopter extrahiert werden müssen. Spätestens zu diesem spannenden Zeitpunkt werden Banden sowie Online-Spieler auf die Position aufmerksam und werden alles daran setzen, die wertvollen Schätze zu stehlen. So wandelt sich das Erlebnis zu einer schnellen Variante von Survival-Simulationen wie DayZ. Wie in mehreren Erfahrungsberichten der ersten Spieltage nachzulesen ist, ruft die Zone leider auch Cheater auf den Plan, die mit ihren Schummeleien den Spielspaß hemmen. Hier muss der Entwickler noch nachbessern.

Beeindruckende Kulissen

New York war schon des Öfteren eindrucksvoller Schauplatz in Videospielen, doch selten wurde die Metropole so detailliert eingefangen wie hier mit der Snowdrop-Grafikengine. Die Erkennungswerte sind eindrucksvoll mit sehenswerten Effekten sowie gelungenen Licht- und wechselhaften Wetterverhältnissen versehen. Auch beweisen die Entwickler ein geschicktes Händchen bei der Darstellung mit atmosphärischen Stilmitteln, wenn beispielsweise in einem Kaufhaus ein großer Weihnachtsbaum lichterloh brennt. An der Darstellung der Figuren hat man dagegen gespart, denn Gesichter und Animationen sind eher durchschnittlich. Ungewöhnlich wie erwähnenswert ist die Möglichkeit bei den Konsolenversionen die Bildschärfe einstellen zu können. Akustisch gibt sich der Titel dem Szenario entsprechend sparsam. Die Geräuschkulisse und der gelungene Einsatz von Musik überzeugen im Gegensatz zu vielen gleichen Sprechern.


Fazit

The Division hatte ich als Solospieler im Vorfeld nicht unbedingt auf der Rechnung. Umso überraschter bin ich, dass entgegen aktueller Trends nicht nur Online-Teams ihren Spaß an dem Titel haben werden. Hallo, Star Wars Battlefront und Rainbow Six Siege: So kann das auch funktionieren. Die kurzweiligen Einsätze im Herzen New Yorks sorgen für viele spannende Spielstunden.


Kommentare:
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2021-07-30 13:39:47... - TheresaJal

I think, that you are not right. I can prove it. Write to me in PM.

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tied balls handjob


2016-05-20 05:13:02... - sadasd

gd