Ancient Wars: Sparta (Playlogic) geschrieben von Tim-Oliver Siegwart
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Als die Entwickler von World Forge vor Monaten die ersten Bilder von "Ancient Wars: Sparta" präsentierten, konnte die überaus detailreiche Grafik bereits überzeugen. Einen besseren Zeitpunkt hätte der Publisher Playlogic nicht finden können, um das Strategiespiel auf den Markt zu bringen. Sparta ist mit hilfreicher Unterstützung des Kinoerfolges "300" in aller Munde. Nicht nur Historiker kennen mittlerweile die Geschichte um König Leonidas und seinem heldenhaften Kampf gegen die in Griechenland einfallenden Perser. Natürlich lassen wir uns vom Kassenschlager der Kinos nicht beeindrucken und testen "Ancient Wars: Sparta" ganz genau. Ob wir dabei eine Lücke in der Phalanx gefunden haben, oder ob die Spieltiefe eher spartanisch gehalten ist, werdet ihr hier erfahren. Dafür haben wir alle Funktionen nächtelang gnadenlos getestet. Die einen sagen, das ist Wahnsinn, doch wir sagen: das ist DLH! Historischer Hintergrund Der geschichtliche Hintergrund von "Ancient Wars: Sparta" spielt sich zwischen 500 und 450 vor Christus ab. Es ist die Blütezeit des Perserreiches, der Ägypter und natürlich die glorreiche Zeit der Spartaner im Helenenbund mit den anderen griechischen Stadtstaaten. Das riesige Perserreich dehnt sich immer weiter aus und dringt langsam nach Europa vor. Ermöglicht werden diese militärischen Erfolge durch ein für damalige Zeiten unglaublich riesiges Heer, bestehend aus Söldnern aus allen unterworfenen Regionen. Mit diesem Heer, etwa 200.000 Mann, marschieren die Truppen unter der Führung Xerxes Richtung Griechenland. Lediglich 7.000 Griechen unter dem Kommando von 300 Spartanern und ihrem König Leonidas stellen sich ihnen entgegen. Der Plan ist, die Invasoren an den Thermopylen, einem Engpass zwischen dem Kallidromosgebirge und dem Meer, aufzuhalten. An dieser Stelle ist die Masse des persischen Angriffes am geringsten. Ägypten ist zu dieser Zeit von den Persern teilweise besetzt und beschließt, sich gegen die Besatzer aufzulehnen. Erlebte Geschichte "Ancient Wars: Sparta" ist in drei Kampagnen unterteilt. Begonnen wird mit den Spartanern. Anhand des Helden Leonidas wird man durch die Missionen geführt. Anfangs gilt es, Aufstände niederzuschlagen und Sparta zu stärken. Dem Spieler wird zunächst ein einfacher Einstieg mit relativ leichten Missionszielen ermöglicht. Allerdings zieht der Schwierigkeitsgrad von Mission zu Mission immer mehr an, so dass es für Anfänger sinnvoll ist, ruhig zuerst die Einsätze auf der leichtesten der drei Schwierigkeitsstufen zu spielen. Zurück zum Geschehen: Höhepunkt ist letztendlich natürlich die persische Invasion und der Heldentod der Spartaner. Dabei versucht sich das Spiel so weit als möglich an historische Gegebenheiten zu halten. In der persischen Kampagne muss der Spieler Rache für die verheerende Niederlage bei Marathon üben. Doch bevor Xerxes die Schmach seines Vaters rächen kann, muss er zunächst gegen die Feinde in seinen eigenen Reihen vorgehen. Hinzu kommen als drittes Volk die Ägypter, die sich der persischen Fremdherrschaft entledigen wollen. Bevor in der Hölle gespeist wird Zuerst muss aber der Grundaufbau erfolgen. Obwohl sämtliche Seiten über verschiedene Helden, Einheiten und Waffen verfügen, laufen die Missionen alle nach dem gleichen Muster ab. Denn egal welches der drei antiken Völker man auf dem Schlachtfeld nun auch vertritt, muss in fast allen Missionen eine Basis errichtet werden. Im Beispiel der Spartaner wird zunächst eine Akropolis gebaut, diese kann im weiteren Verlauf zu einem Palast ausgebaut werden. Hier werden nun weitere Heloten ausgebildet, die Arbeitersklaven. Mit mehr Arbeitern kann man schneller Rohstoffe sammeln. In "Ancient Wars: Sparta" gibt es drei Arten von Rohstoffen: das gute alte Gold natürlich; Holz und Nahrung komplettieren den Wirtschaftsteil im Spiel. Gold und Holz benötigt man zum Bauen neuer Gebäude und Einheiten. Dabei wird das Edelmetall in Bergwerken abgebaut; ist die Mine erschöpft, kann kein Gold mehr abgebaut werden. Holz bekommt man, indem Bäume gefällt werden. Die Nahrung kann auf zwei verschiedenen Wegen gesammelt werden. Entweder man lässt die Heloten Wild erlegen, was nur am Anfang sinnvoll ist, oder aber Bauernhöfe bebauen. Jeweils drei Heloten können darauf arbeiten. Die Nahrung wird für die Armee gebraucht, ist nicht genügend vorhanden, kämpfen die Truppen zum einen wesentlich schlechter, zum anderen erholen sie sich entsprechend langsamer. Ein leerer Bauch kämpft nicht gerne. Oder wie sprach Leonidas: "Bereitet euer Frühstück und esst gut, denn heute Abend speisen wir in der Hölle." Verwundete Truppen sollte man, wann immer möglich, zurückziehen, so dass sie wenig später wieder frisch in den Kampf einsteigen können. Sind sie in der Schlacht gefallen, muss man für gute Truppen nämlich ordentlich in die Tasche greifen. Grundausbildung Der interessanteste Punkt für Strategen dürfte die Ausbildung der Soldaten sein. Bevor man loslegen kann, müssen zunächst der Einheitentyp und die Bewaffnung festgelegt werden. Es gibt in jeder Armee drei verschiedene Gattungen. Dabei müssen zwei erst erforscht werden, sprich die nötigen Gebäude gebaut und die Entwicklungen getätigt werden. Je höher die Stufe des Einheitentyps, desto mehr Trefferpunkte besitzt er. In Sparta sieht dies folgendermaßen aus: Der Grundsoldat ist der Psiloi, nicht besonders stark und auch eher für den Fernkampf geeignet. Nach erfolgreicher Forschung steht darauf der Spartiat bereit. Besonders gut gepanzert eignet er sich sowohl zum Nah- als auch zum Fernkampf. Zum Schluss kommt Spartas Elite, die Hopliten. Schwer gepanzert sind sie ein harter Brocken für jeden Gegner. Falls man nun für den Nahkampf Truppen braucht, wendet man sich an die Kaserne. Dort wählt man den gewünschten Typen aus, natürlich steigen die Kosten, je besser er ist. Danach geht es zur Bewaffnung. "Primär", "Sekundär" und "Schilde" stehen zur Auswahl. Alle bereits erforschten Waffen stehen hier nun unbegrenzt zur Verfügung. Danach speichert man den Soldaten und kann ihn ab sofort in Massen ausbilden lassen. Das "unbegrenzt" verdient besondere Erwähnung. In "Ancient Wars: Sparta" gibt es nämlich eine wirklich geniale Spielerei: Nach einem Kampf kann man Heloten schicken und die Waffen der gefallenen Gegner einsammeln lassen. Diese stehen nun auch im Einheitenmenü zur Verfügung - zumindest soweit sie vorrätig sind. Gehen sie aus, müssen sie entweder wieder neu von toten Gegnern eingesammelt werden oder der erstellte Einheitentyp kann nicht gebaut werden. Dies ermöglicht es euch, wahre Elitetruppen zu erschaffen, die mit den besten Waffen beider Seiten ausgerüstet sind. Als Sekundärwaffen sollte man im Übrigen Fernwaffen hinzugeben, um damit auch Gegner außer Schlagreichweite bekämpfen zu können. Bei Fernkämpfern wie Bogenschützen, Speerwerfern und dergleichen fügt man dann dementsprechend eine Nahkampfwaffe hinzu. Natürlich sind sie im Nahkampf dann den eigentlichen Nahkämpfern noch unterlegen, aber können sich schwächerer gegnerischer Einheiten durchaus wirkungsvoll erwehren. Für die Erstürmung von Befestigungsanlagen braucht man natürliches schwereres Gerät. Auch hier gibt es verschiedenste Belagerungsmaschinen: Katapulte und Belagerungstürme. Auch hier gilt: Nur was erforscht ist, kann gebaut werden. Sehr interessant sind auch die Stallungen. Sind diese gebaut, können dort Pferde gezüchtet werden. Jede Einheit kann danach auf ein Pferd gesetzt werden. Ist der Reiter tot, kann ein anderer seinen Platz einnehmen. Das Ganze funktioniert natürlich auch so, dass man den Gegner aus dem Sattel schießt und anschließend das Reittier für seine Zwecke einsetzt. Dies geschieht auf die gleiche Art und Weise bei den Belagerungsmaschinen und bei Streitwägen. Natürlich kann man aber auch alles zerstören, wenn man es nicht verwenden möchte. Auf die Kriegsschiffe kann ein Kontingent an Kriegern gesetzt werden. Trifft man nun auf ein gegnerisches Schiff, so kann dieses auch geentert werden. Vorausgesetzt natürlich, die eigenen Soldaten besiegen die auf dem gegnerischen Schiff. Aus diesem Grund sollte man niemals Kriegsschiffe ohne Enterbesatzung losschicken, denn sonnst kann man sicher sein, dass der Gegner es kapern wird. Dieses System der Einheitenausrüstung und Übernahme gegnerischer Belagerungsvehikel und Pferde macht das Spiel überaus innovativ und strategisch unglaublich reizvoll. Hinzu kommt, dass man die Kämpfe immer verfolgen muss, um auf die Aktionen des Gegners reagieren zu können. Denn pflügt da ein Streitwagen durch die eigenen Reihen, sollte man alle Unberittenen schleunigst in Sicherheit bringen oder die Fahrer beschießen lassen und den Wagen selbst einsetzen. Multiplayer Im Multiplayermodus von "Ancient Wars: Sparta" gibt es natürlich keine bösen Überraschungen. Alles funktioniert so tadellos wie im Singleplayermodus. Es besteht die Möglichkeit, ein Spiel über das Internet oder aber das lokale Netzwerk zu starten. Beim Starten einer Partie können neun Mehrspielerkarten gewählt werden; es ist zu erwarten, dass diese Zahl noch steigen wird. Es gibt sowohl Karten, die für zwei Spieler ausgelegt sind, als auch riesige Karten für bis zu acht Kontrahenten. Dazu kommt, dass man auch den Computer mehrere Spieler simulieren lassen kann. Dies ist immer dann sinnvoll, wenn für große Karten zu wenig Mitspieler vorhanden sind. Für das Kämpfen im Internet wird GameSpy benötigt, ist natürlich alles im Spiel enthalten. Der einzige Unterschied zum lokalen Netzwerk besteht darin, dass hier noch ein Chatfenster zur Kommunikation zur Verfügung steht. Die Server sind bereits jetzt mit internationalem Publikum gefüllt. Richtig praktisch für Anfänger ist, dass man drei Stufen wählen kann, so dass hier Anfänger nicht gegen Vollblutstrategen ran müssen. Wobei man natürlich gegen die Profis am meisten lernt. Grafik Die alten Griechen waren für ihre Philosophie und Kunst bekannt. Auch "Ancient Wars: Sparta" präsentiert sich in einer wunderschönen 3D-Welt. Gleich zu Beginn empfängt ein herrliches Rendervideo den zukünftigen Feldherrn mit einer beeindruckenden Schlacht, zunächst am Land und dann auf hoher See. Ganz so prächtig geht es in der Spielgrafik selbstverständlich nicht zu. Dennoch ist das komplette Spiel von Anfang bis Ende sehr detailreich und überzeugend gestaltet. Sämtliche Figuren und Gebäude wirken äußerst realistisch und geben die Fähigkeiten der leistungsstarken "Ancient Wars"-Engine wieder. Gräser und Büsche wehen im Wind, gefällte Bäume stürzen der Erde entgegen Alle Gebäude lassen sich ohne Probleme sofort ihrem Zweck zuordnen und bieten nette Animationen. Wird zum Beispiel ein neuer Soldat in der Kaserne ausgebildet, so läuft nicht einfach nur ein Statusbalken von links nach rechts. Im Gebäude erkennt man deutlich, wie der neue Kämpfer den Umgang mit seinen Waffen lernt und trainiert. Jede Einheit ist sofort anhand ihrer Bewaffnung gut zu erkennen, sowohl wenn direkt auf sie eingezoomt wurde, als auch wenn man aus maximaler Entfernung darauf blickt. Bewegen sich Soldaten, dann wehen ihre Umhänge im Wind und Staub steigt von den Schuhen auf. Wunderschön wurde vor allem das Meer animiert. Wenn sich die Schlachtschiffe auf- und absenken, kann man sogar Teile unter Wasser erkennen, um ein hervorragendes Beispiel zu nennen. Zerstörte Schiffe sinken langsam auf den Meeresgrund, die sich an Bord befindenden Einheiten versuchen, sich noch einige Zeit über Wasser zu halten, werden dann aber gnadenlos von ihren schweren Rüstungen in die Tiefe gezogen. Die Brandung am Ufer ist über jeden grafischen Zweifel erhaben. Feuer und in sich zusammenstürzende Gebäude tragen ihr Übriges zur beeindrucken Spielatmosphäre bei. Wetterwechsel sind sofort anhand der Schatten der Wolken zu erkennen. Sollte man von einer feindlichen Einheit überrascht worden sein, kann man auch eine gewisse Zeit ihren Spuren folgen. Zwar setzt das Spiel grafisch keinen Meilenstein, allerdings schöpft es die technischen Möglichkeiten fast komplett aus und muss sich vor keinem aktuellen Titel verstecken. Schlachtgesänge "Ancient Wars: Sparta" konnte mich auf ganzer Ebene überzeugen. Die Phalanx war nicht zu durchbrechen. Eine richtig schöne Grafik, gepaart mit einem innovativen Truppenausrüstungssystem, sorgt für ein klasse Spielerlebnis. Selten wurden Schlachten so detailliert dargestellt wie hier. Das einzige, was mich stört, ist, dass ich keinen richtigen Überblick über meine Angriffe habe, weil sich das Sichtfenster nicht weit genug herauszoomen lässt, aber man gewöhnt sich daran. In den Grundfunktionen hat man auf Altbewährtes zurückgegriffen und dafür einige Innovationen im Einheitenbau eingeführt. Dadurch habe ich mich sofort zurechtgefunden und musste mich nicht komplett umstellen und konnte so mehr auf die Neuerungen eingehen. Also wer nach dem Hype um den Kinofilm selbst mal in den Krieg ziehen möchte, sollte hier zugreifen. "Ancient Wars: Sparta" bietet nicht nur ein unverbrauchtes Szenario, sondern auch Spielspaß und Abwechslung pur. (21.05.2007)
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