SNK vs Capcom: SvC Chaos

SNK vs Capcom: SvC Chaos (PS2)

(Ignition Entertainment)

Geschrieben von Florian Piesche

 

Der dritte Titel der populären vs -Reihe hat es endlich auch nach Deutschland geschafft - nachdem er schon 2003 in Spielhallen und auf dem Neo Geo, in Japan auf der PS2 und im Juli 2004 weltweit auf der XBox erschienen ist. Im Gegensatz zu den bisherigen beiden Vertretern ist SvC Chaos nicht aus der Sicht von Capcom produziert, sondern von den Genre-Altmeistern SNK; daher auch die Änderung im Titel von Capcom vs SNK zu SNK vs Capcom . Was der schlagkräftige Crossover zu bieten hat, wird sich zeigen.

Es war einmal...

... vor langer Zeit, als man sich noch die Mühe gemacht hat, sich für jedes noch so wirre Spielkonzept eine Story auszudenken. Wahrscheinlich hätten SNK das auch bei SvC Chaos tun können, aber dankenswerterweise haben sie sich die Arbeit und uns die Kopfschmerzen erspart. SvC Chaos ist ein Prügelspiel, ein Crossover, stammt aus der Spielhalle und bleibt somit gleich aus drei Gründen am besten von störenden Floskeln wie einer Handlung verschont. Danke, SNK!

PLAY IN REAL EARNEST

Das Gameplay ist Standard-Beat'em'Up-Material - two men enter, one man leaves. SNK sind, anders als Capcom, glücklicherweise bei Sinnen geblieben und ersparen dem Spieler monströse Spielsysteme wie in Street Fighter Alpha 3 oder Capcom vs SNK 2, wo jeder Charakter zusätzlich zu den Special Moves noch verschiedene vor dem Kampf wählbare Grooves hatte, die das Kampfverhalten weiter beeinflusst haben. Nochmal danke, SNK!

SvC Chaos beschränkt sich angenehm minimalistisch auf eine doppelschichtige Energieleiste sowie eine dreistufige Overdrive-Leiste für jeden Charakter, wie sie heutzutage in Prügelspielen zur Standardausstattung gehört. Die Overdrive-Leiste, oder Stärkeanzeige , wie die deutsche Anleitung sie nennt, kann man füllen, indem man ordentlich Dresche austeilt; die Füllung kann dann benutzt werden, um einen von zwei Super-Special Moves auszulösen - jeder davon verbraucht eine komplette Stufe der Leiste. Zusätzlich gibt es noch ein Exceed -Special, das nur einmal pro Kampf einsetzbar ist und selbst dann nur, wenn man die erste Schicht der Energieleiste verbraucht hat (also nur noch die Hälfte oder weniger an Health übrig hat) - dafür macht dieser Über-Special Move aber auch richtig große Löcher in den Gegner, wenn er trifft.

Es gibt drei verschiedene Spielmodi: Arcade, die übliche Folge von acht oder neun Kämpfen, die zum Abspann des ausgewählten Charakters führt; Survival, bei dem es darum geht, mit einer einzelnen Energieleiste (von der nach einem Sieg ein Teil wieder aufgefüllt wird) möglichst viele Gegner am Stück zu besiegen, und Versus zum Verdreschen von Bekannten. Wie in jedem anderen Prügelspiel auch, liegt der Wiederspielwert in erster Linie im Versus-Modus, wobei man über den Survival-Modus einerseits Konzeptzeichnungen diverser Figuren und andererseits zwei zusätzliche Charaktere freischalten kann. Die XBox-Version kann als weiteres Schmankerl über XBox Live auch online gespielt werden.

Verliert man im Arcade-Modus einen Kampf, so bekommt man eine Liste aus vier Möglichkeiten vorgelegt, mit denen man den Schwierigkeitsgrad beeinflussen kann: Man kann sich die Overdrive-Leiste auffüllen lassen, den Gegner auf nur ein Drittel der normalen Energieleiste zurechtstutzen, den Schwierigkeitsgrad der Gegner-KI eine Stufe runterdrehen - oder einfach unter den gleichen Voraussetzungen wie vorher nochmal antreten. Somit wird es auch Einsteigern und Prügel-Neulingen erleichtert, mal den Abspann zu sehen.

Ab Werk stehen insgesamt vierundzwanzig Figuren zur Auswahl; zwölf aus SNK- und zwölf aus Capcom-Spielen. Hierzu gibt es, ebenfalls ab Werk, auf jeder Seite fünf versteckte Charaktere, die man auswählen kann, indem man auf bestimmten Standardcharakteren eine Modifikator -Taste drückt und dann mit einer der Feuertasten den versteckten Charakter auswählt. Sowohl die Special Moves als auch die Auswahl der versteckten Charaktere sind in der Anleitung beschrieben, weshalb mir persönlich etwas unklar ist, wieso die Figuren nicht gleich im normalen Charaktermenü auftauchen.

Rechnet man die beiden freischaltbaren Figuren dazu, kommt man auf insgesamt 24+10+2=36 Charaktere, darunter auch einige schrille Sonderfälle wie ein Marsmensch auf SNK-Seite und Zero aus der Mega Man X-Serie von Capcom. Ansonsten besteht das Repertoire hauptsächlich aus den altbekannten Standardcharakteren der King of Fighters (SNK)- bzw. Street Fighter (Capcom)-Serien.

Leicht belustigend ist die Übersetzung des Spiels aus dem Japanischen; die charakterabhängigen Dialoge zwischen den Figuren vor jedem Kampf und die Kommentare des Siegers hinterher sind recht gut ins Englische übertragen und stellenweise beabsichtigt komisch, aber an diversen Stellen bricht das SNK-typische Engrish durch und sorgt für unfreiwillige Erheiterung - die Überschrift dieses Bereichs, die vor der ersten Runde jedes Kampfs eingeblendet wird, ist eins der Beispiele dafür. Leveltitel wie Green of Forest und Factory Abandoned runden das Angebot ab und sorgen erst für leichte Verwirrung, dann für ein Schmunzeln über das fast schon traditionelle SNK-Englisch.

Die Steuerung ist, wie man es von den Prüglern sowohl von SNK als auch von Capcom gewöhnt ist, angenehm reaktionsfreudig; die Tastenkombinationen für die Special Moves sind für Serienveteranen beider Seiten möglichst nah an den Originalkombinationen gehalten. Zur weiteren Erleichterung des Einstiegs gibt es eine im Pausenmenü einsehbare Liste der Special Moves und einen Übungsmodus, in dem man gegen einen Gegner, dessen Verhalten von wehrlos bis schlägt zurück einstellbar ist, Charaktere ausprobieren kann.

Grafik: Grün von Wald, Fabrik verlassene

Hier krankt SvC Chaos leider etwas - man sieht, dass es sich um eine Umsetzung eines Neo Geo-Titels handelt. Das Neo Geo ist für sein Alter von stattlichen 15 Jahren zwar eine extrem leistungsstarke Plattform, kann aber nicht wirklich mit den Möglichkeiten moderner Konsolen mithalten. Die Figuren wie auch die Hintergründe sind reichlich pixelig und können von der Optik her absolut nicht mit der Grafikschärfe von modernen 2D-Prügelspielen wie zum Beispiel Guilty Gear X oder selbst dem schon etwas betagten Street Fighter Alpha 3 mithalten. Die Grafiken sind zwar sehr liebevoll und detailliert gestaltet und die Figuren sehr gut animiert; außerdem sind insbesondere das Vollbild-Intro und die großen Bilder des Siegers nach dem Kampf durchaus beeindruckend - aber eben für das 15 Jahre alte Neo Geo. Die großen Pixelklötze stören im Vergleich zur hochauflösenden Konkurrenz doch; die einzigen Grafiken, die gegenüber der Neo Geo-Version eine sichtbare Verbesserung erfahren haben, sind die im HUD des Spiels - die Energieleisten, der Rundentimer und die Dekoration um sie herum.

Sound: Gutes Mittelmaß

Auch hier ist SvC:C leider nicht unter den besten Titeln des Genres - die Soundeffekte sind gut gemacht und die Sprachaufnahmen sauber, aber die Sprache insbesondere der Englisch sprechenden Figuren ist teils kaum als Englisch zu erkennen und strotzt nur so vor japanischen Wirrungen - der Siegesschrei I AM CHAMP des Capcom-Boxers Balrog und der ausgerufene Spieltitel seien hier mal nur als einzelne Beispiele angeführt. Die Musik ist zwar unaufdringlich, angenehm hörbar und qualitativ astrein, kann sich aber von der Wirkung her ebenfalls nicht mit den hervorragenden, mitreißenden Soundtracks der alten Street Fighter-Titel oder der Guilty Gear-Serie messen.

Fazit

SNK vs Capcom: SvC Chaos ist ein solides Oldschool-2D-Beat'em'Up mit hervorragender Steuerung und reichlich verschiedenen Charakteren zur Auswahl, hinkt technisch aber dem Stand der Zeit hinterher. Dem Spielspaß tut dies keinen Abbruch, aber nächstes Mal wären zumindest etwas aufgebohrte Grafiken auf den stärkeren Plattformen doch nett.

(24.05.2005)

Entwickler: SNK Playmore
Publisher: Ignition Entertainment
Genre: 2D-Beat'em'Up
Releasedate: 15.04.2005 (PS2), 03/2005 (XBox), 11/2003 (Neo Geo), 07/2003 (Arcade)
Homepage: SvC Chaos
Preis: 29,95€
Altersfreigabe:  Freigegeben ab 12 Jahren gemäß §14 JuSchG

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