Stronghold Legends

Stronghold Legends

(2K Games)

geschrieben von Hans Thiel

 

 
Entwickler: Firefly/Firaxis
Publisher: 2K Games
Genre: Echtzeitstrategie
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Stronghold Legends
Preis: 39,95 €
Altersfreigabe: Freigegeben ab 12 Jahren gemäß §14 JuSchG

Mächtige mittelalterliche Burganlagen sind im europäischen Raum noch zahlreich zu finden und faszinieren als Zeugnis längst vergangener Tage Jung und Alt. Die "Stronghold"-Serie hat diese Epoche dem interessierten Spieler mit komplexen Bollwerken, Ressourcenmanagement und Kriegsgeplänkel näher gebracht, wobei auch der Spielspaß nicht zu kurz kam. Der jüngste Spross der "Stronghold"-Familie heißt "Stronghold Legends" und hat sich zur Aufgabe gesetzt, ein wenig mehr Mystizismus ins Spiel zu bringen sowie Struktur und Handhabung weiter zu vereinfachen.

"Stronghold Legends" übernimmt die gewohnten Features der Reihe, fügt einige neue Elemente hinzu und strafft die Steuerung in einigen Bereichen. Das Spiel macht den Einstieg sehr leicht. In der Kampagne steigert sich die Komplexität der Missionsaufgaben langsam, denn während zuerst die Einheitensteuerung auf einer Rettungsmission erprobt werden kann, erfordert die nächste schon grundlegende Managementfähigkeiten. So erlernt der Spieler die Spielsteuerung, ohne ein gesondertes Tutorial konsultieren zu müssen. Wer auf Nummer sicher gehen will, für den steht dennoch eine echte Lehrmission mit detaillierteren Erklärungen zur Verfügung.

Spielprinzip

"Stronghold Legends" bietet dem Spieler drei verschiedene "Helden" an, deren Geschichte nachzuspielen ist. Für die "Guten" tritt König Artus mit seinen Rittern der Tafelrunde an; den Gegenpol bildet Vlad Drakul, auch bekannt als "Drakula". Siegfrieds Heldentaten schließen den Reigen. Dazu kommen natürlich jeweils passende Spezialeinheiten, die mit den gewohnten Bogen- und Armbrustschützen, Speerwerfern und Rittern Unterstützung leisten. Veränderungen hat es jedoch in der Anzahl der Belagerungs- und Verteidigungsanlagen gegeben.

Generell geht es nach wie vor zumeist darum, eine bestimmte Stellung zu halten, also sie mit einem mächtigen Bollwerk gegen feindliche Angriffe zu verteidigen oder einen Landstrich zu erobern, indem die feindliche Festung dem Erdboden gleichgemacht wird. Die Einzelspielerkampagne erstreckt sich über drei Teile mit steigendem Schwierigkeitsgrad. Den Anfang macht die Sage um König Arthus und seine Ritter, die sich beim Aufbau von Camelot und der Suche nach dem Heiligen Gral gegen die anrückenden Sachsen, Mordred und sein Gefolge sowie allerlei übles Getier zur Wehr setzen müssen. Das Erscheinungsbild des Spiels entspricht anfangs ganz dem gewohnten "Stronghold"-Eindruck. Auch am Spielgeschehen hat sich nur wenig geändert - das Gefolge der Burg muss mit Nahrung versorgt und gleichzeitig steuerlich abgeerntet werden, ohne das die Reputation des Edelmannes zu großen Schaden davonträgt. Um die nötigen Gebäude wie etwa einen Obstgarten oder eine Metzgerei zu errichten, sind Rohstoffe erforderlich, die wiederum mit Hilfe spezieller Gebäude der Umgebung entrissen werden müssen. Für den Ausbau der Burg sind Steine die Hauptressource; Gold wird vor allem beim Bau aktiver Verteidigungsanlagen wie Pechschütten oder Burggräben oder bei der Rekrutierung von Soldaten benötigt. Für besonders mächtige Einheiten braucht der Burgherr noch eine weitere Ressource: Reputation. Diese kann nur indirekt erlangt werden, etwa indem Gebäude wie eine Kirche errichtet werden, um die Stimmung der Burgbewohner aufzuhellen.

"So weit - so bekannt" wird manchem erfahrenen "Stronghold"-Spieler durch den Kopf schießen. Und tatsächlich - alles wirkt irgendwie vertraut, sowohl was die Präsentation und Sound und Grafik als auch was die Spielweise anbelangt. Neuerungen finden sich vor allem bei den Spezialeinheiten. So stehen die Ritter der Tafelrunde ihrem König Artus im Kampf zur Seite, ergänzt durch Merlin und einen mächtigen Drachen. Jeder dieser Krieger besitzt eine Spezialfähigkeit, die, auf den Feind oder die eigenen Truppen angewandt, das Kampfglück entscheidend beeinflussen kann. Und so eröffnen Blitz-, Heil-, oder Schildzauber ganz neue taktische Möglichkeiten; ein Spruch, um die gegnerischen Mauern kollabieren zu lassen, ist auch dabei. Demgegenüber bestehen die Truppen Siegfrieds und Vlads aus anderen mystischen Einheiten, die zwar meist ohne die mächtigen Spezialfähigkeiten der Ritter auskommen müssen, dafür aber in größerer Zahl produziert werden können. Je nach gewählter Gesinnung ändert sich das Erscheinungsbild der Burg - während Arthus sich fast permanent auf der Sonnenseite zu befinden scheint, hüllt sich das Land unter Siegfrieds Herrschaft meist in ein dichtes Schneegewand und verliert mit dem Eintreten Vlads völlig den Lebensmut und erscheint in dunklen Braun- und Grautönen.

"Stronghold Legends" bietet im Einzelspielermodus neben dem gewohnten Einzelgefecht und der dreiteiligen Kampagne noch einen "Legenden"-Modus, bei dem ein vorgegebener Pfad durch Eroberung einzelner Kartenstücke zu bewältigen ist. Die Pfade sind in drei Schwierigkeitsstufen vorhanden und steigern sich auch von Abschnitt zu Abschnitt in den anfallenden Herausforderungen. Im Mehrspielermodus stehen mehrere Karten zur Verfügung, die mit menschlichen Kontrahenten oder Computergegnern belegt werden können.

Grafik

Auch wenn die Grafik schön anzusehen ist und keine erkennbaren Schwächen in der Texturierung oder dem Detailgrad der Modelle zeigt, stellt sich gerade zu Beginn des Spiels dem erfahrenen "Stronghold"-Fan wiederum die Frage: Was ist daran jetzt neu? Ohne einen direkten Vergleich von Screenshots oder ähnlichem fällt es schwer, in der Darstellung der Gebäude und Einheiten einen Fortschritt festzustellen. Sicherlich ist ein hoher Wiedererkennungswert dem raschen Einstieg ins Spiel dienlich, deutlichere Veränderungen zum Positiven wären aber wünschenswert gewesen.

Bei der Animation der Bewegungsabläufe geschehen sehr merkwürdige Dinge. Klar, ein voll ausgerüsteter Ritter läuft etwas langsamer als ein leichter ausgestatteter Bogenschütze, doch in "Stronghold Legends" sieht es immer so aus, als ob alle (humanoiden) Figuren denselben Bewegungsablauf teilen. Keine Spur von der hinderlichen Ausrüstung. Um einen Hauch von Realismus zu wahren, werden die betreffenden Einheiten schlichtweg in Zeitlupe versetzt. So trippeln die Bogenschützen munter voran, während ihre Pixelkameraden ihnen wie eingefroren hinterherschweben. Das sieht gerade bei größerer Zoomstufe ziemlich lächerlich aus und ist - vor allem dann, wenn es längere Strecken zu überwinden gilt - noch ausgesprochen lästig für den ungeduldig wartenden Spieler.

Sound

Umgebungsgeräusche, Sprache, Hintergrundmusik - bei "Stronghold Legends" passt alles hervorragend zusammen, und doch tritt auch hier dieser gewisse Deja Vu-Effekt ein. Die Sprecherstimmen sind merkwürdig vertraut, die flotten Sprüche der Soldaten, das allgegenwärtige Hühnergegacker - alles irgendwie schon mal gehört. Wenigstens haben die neuen Einheiten ganz eigene Sounds bekommen, die sich sehr gut in das jeweilige Stimmungsbild einpassen.

"Stronghold Legends" hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck - vor allem dann, wenn dem Spieler die Vorgänger noch sehr vertraut sind. Gerade in der Anfangsphase stellt sich nicht nur einmal die Frage, was denn nun das bahnbrechend Neue an dieser Fortsetzung sein und den Kaufpreis rechtfertigen soll. Die Erweiterungen nicht nur im Umfang und der Variation der Einheiten im Hinblick auf die unterschiedlichen Gesinnungen, sondern auch die Neuausrichtung mehr auf das Fantasygenre sind sicherlich Geschmackssache - jeder Spieler muss für sich entscheiden, ob das veränderte Setting seinen Vorstellungen entspricht. Von dem kleinen Konflikt, was den Spielinhalt betrifft, abgesehen, ist "Stronghold Legends" ein gut gemachtes Spiel, das sowohl im Einzel- als auch im Mehrspielermodus für mehrere Stunden Spaß sorgt. Der unkomplizierte Einstieg macht es Anfängern und erfahreneren Spielern leicht, das Spielgeschehen zu erfassen; die steigende Schwierigkeit sorgt für konstante Herausforderungen. Insofern ist "Stronghold Legends" trotz seiner beschriebenen Mängel ein würdiger Nachfolger in der länger werdenden Liste der "Stronghold"-Titel.

(07.11.2006)

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