32nd America's Cup - Virtual Skipper 5

32nd America's Cup - Virtual Skipper 5

(Morphicon)

geschrieben von Anke Morbitzer

 

 
Entwickler: Nadeo
Publisher: Morphicon
Genre: Simulation
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Virtual Skipper 5
Preis: 49,95 €
Altersfreigabe: Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß §14 JuSchG

Die "Alte Blechkanne"

In diesem Jahr hat bei der 32. Auflage des America's Cup mit dem Boot "United Internet" zum ersten Mal ein deutsches Team teilgenommen. Unter Führung des Skippers Jesper Bank segelte die Mannschaft beim "Louis Vuitton Cup" gegen die amerikanische "Oracle Racing" oder die "Shosholoza" aus Südafrika. Leider schied das Team in der ersten Runde aus, so dass man nur zusehen kann, wer am Ende den Titelverteidiger "Alinghi" herausfordert. Trotzdem hat die Teilnahme am Wettbewerb um die traditionsreichste Trophäe des Sports in Deutschland viel Aufsehen erregt und vielen Zuschauern die Faszination dieser Sportart näher gebracht. Körperliche Höchstleistung, ausgereifte Technik und modernstes Material gepaart mit ausgefeilter Taktik machen den Reiz des "Schachspiels auf dem Wasser" aus.

Mit Rückenwind ins Ziel

Die fünfte Auflage der Segelsimulation "Virtual Skipper" hat sich nun ganz dem America's Cup verschrieben. Zwar konnte man schon beim Vorgänger die Boote der "America’s Cup Class" (ACC) steuern, doch erst in dieser Ausgabe begegnet man auch den großen Namen. Detailgetreu nachgebildet laufen hier die Boote von der Reede vor Valencia aus, um - jeder gegen jeden - in der Vorrunde, der sogenannten "Round Robin", die Halbfinalisten zu ermitteln. Wer als Sieger aus dem Finale hervorgeht, hat den "Louis Vuitton Cup" gewonnen, aber die "Blechkanne", die die Jacht "America" als erste eroberte und die seither deren Namen trägt, ist noch in weiter Ferne. Jetzt muss man nämlich noch den Titelverteidiger bezwingen. Wer den 32. Cup gewinnt, ist noch offen. Wenn man also das deutsche Team doch noch zum Sieg führen will, sollte man bei diesem Spiel zugreifen und sich den Wind ordentlich um die Nase wehen lassen.

Leinen los!

Die Installation verläuft schnell und problemlos. Das Spiel belegt nur etwas mehr als 1,5 GB an Festplattenplatz und stellt auch sonst moderate Systemanforderungen. Das Handbuch ist besonders ausführlich und erklärt leicht verständlich auch Einsteigern den Spielablauf, die Steuerung des Bootes und die Regeln des Segelsports. Alle Grundlagen werden gut vermittelt, und die einzelnen Spielmodi sind aufgelistet. Auch die Erstellung eigener Karten und Regattastrecken wird ausführlich beschrieben.

Virtueller Skipper

Die Steuerung erfolgt entweder mit Tastatur und Maus oder ausschließlich per Tastatur. Für das Ruder benötigt man nur die Richtungspfeile; das Setzen oder Bergen der Segel erfolgt am Einfachsten per Mausklick auf das entsprechende Symbol. Durch Klicken und Ziehen steuert man die externe Kamera; so kann man aus allen Perspektiven einen Blick auf das eigene Boot werfen sowie den Gegner und den Kurs zur nächsten Tonne im Auge behalten. Gegenüber der reinen Tastatursteuerung gestaltet sich die Bedienung mit der Maus jedoch weitaus bequemer. Die Steuerung ist insgesamt leicht zu erlernen und sehr intuitiv. Im Anfängermodus werden kleinere Fehler verziehen, so dass das Legen des Ruders nicht ganz so präzise erfolgen muss. Am unteren Rand des Bildschirms werden alle wichtigen Daten wie Radar, Kurs, Windrichtung und gesetzte Segel eingeblendet; ein farbiger Pfeil signalisiert, ob der Kurs optimal zum Wind gesteuert wird. Kurslinien auf dem Radar zeigen den kürzesten Weg zur nächsten Wendemarke auf Backbord- und Steuerbordkurs an. Erst im Simulationsmodus muss man auf einige der genannten Hilfen verzichten und sich ganz auf die Navigationsinstrumente "an Bord" verlassen.

Schach auf dem Wasser

Das Spiel lässt sich in drei Teile gliedern. Den wichtigsten Abschnitt nimmt natürlich der "America’s Cup" ein, bei dem der Sieger der Vorrunde den amtierenden Meister herausfordert. Darüber hinaus sind auch Einzelrennen möglich – hier kann man auch in anderen Bootsklassen an den Start gehen. Den dritten Teil nimmt der Editor ein, denn mit seiner Hilfe kann man unglaublich detaillierte Regattastrecken selbst erstellen. Es ist sogar möglich, online auf den eigenen Kursen gegen Segler aus aller Welt anzutreten. Dennoch ist das Spiel nicht nur etwas für Seebären, das Tutorial und das – wie bereits erwähnt - gute Handbuch machen den Einstieg leicht.

Den Großteil des Spiels wird man wohl in den ACC-Booten bestreiten. Diese spezielle Klasse gibt es nur im Cup, 17 Mann Besatzung teilen sich die Arbeit auf etwa 26m Bootslänge und kontrollieren bis zu 320m2 Segelfläche. Natürlich ist das Segeln mit diesen Booten sehr komplex, trotzdem wird es im Spiel nicht zu stark vereinfacht. Als Einsteiger bekommt man jede Menge Navigationshilfen, so dass man mit all den Informationen wie Windrichtung, Strömung, Kurs, Regelwerk etc. nicht überfordert wird. Das Spiel gibt die Physik des Segelns unglaublich realistisch wieder, das Boot reagiert nicht nur auf Wind, sondern auch auf Strömung, Wellengang und Auswirkungen von Felsen oder anderen Booten. Auch die Stärken und Schwächen der Teams sind gut ausgearbeitet – die einen verfügen über einen besseren Rumpf oder Spinnaker, die anderen über eine schnellere Mannschaft. Für den Anfang kann man sich das stärkste Team aussuchen, um etwas leichter den Weg ins Halbfinale zu finden.

Der wichtigste Abschnitt der Rennen ist die Startvorbereitung. Je nach Dauer der Regatta nimmt die Startvorbereitung bis zu fünf Minuten in Anspruch. Hier gilt es, sich durch geschicktes Manövrieren in die beste Startposition zu bringen. Nebenbei versucht man, den Gegner abzudrängen oder zu einem Frühstart zu zwingen. Wie beim Boxen wird fintiert und angetäuscht, um sich dann doch zurückzuziehen. Kommt man aber einem Boot mit "Vorfahrt" zu nahe, muss ein Strafkringel, also eine 360-Grad-Wende, gefahren werden. Oft gewinnt oder verliert man so das Rennen bereits vor dem Startschuss. Auf der Strecke muss man den optimalen Kurs um die Tonnen herumfinden. Das rechtzeitige Setzen und Bergen der Segel und besonders des riesigen Spinnakers ist dabei sehr wichtig; außerdem muss man ständig auf den Wechsel von Wind und Strömung achten. Und das alles, während man fast die Bordwand des Gegners berühren kann: Segeln ist hier Millimeterarbeit mit einem 29-Tonnen-Boot.

In den Einzelrennen sind wieder Segelreviere aus aller Welt vertreten. Tropische Küsten, skandinavische Fjorde oder berühmte Häfen bieten etwas für jeden Geschmack. Hier kann man im Sonnenuntergang im Hafen von Sydney segeln oder unter gleißender Sonne die Golden Gate Bridge in San Francisco bewundern. Ein weiterer Pluspunkt ist die große Auswahl an Booten. Neben den ACCs kommen hier die kleinen Offshore-Rennboote zum Einsatz oder man fliegt förmlich über die Wellen in einem rasanten Trimaran. Tageszeit, Wetter und Wind kann man hier einstellen, und wem das noch nicht genug Freiheit ist, der erstellt sich den eigenen Kurs. Extrem detailliert kann man hier Bahnmarken setzen, Wind, Wellen und Strömung variieren und Felsen, Schiffsverkehr und andere Boote einfügen – es bleibt kein Wunsch offen. Für jeden Fleck der Strecke kann man Wellenhöhe, Strömungsverhältnisse und Windstärke wählen. Da bekommt jeder sein Lieblingsrevier "gebacken".

Glitzernde Wellen

Schon beim Vorgänger "Virtual Skipper 4" war die Grafik gut gelungen und sie ist jetzt noch deutlich besser. Die Boote sind sehr detailliert, auch alle Werbeflächen und Bemalungen sind realistisch, genau, wie man es aus dem Fernsehen kennt. Die Mannschaft macht ebenfalls einen guten Eindruck; man erkennt deutlich die einzelnen Aufgaben an Bord, die auch prompt und schnell ausgeführt werden. Hat die Mannschaft nichts zu tun, wirkt sie allerdings etwas statisch. Ein Glanzlicht des Spiels ist die Darstellung der See und der Wasseroberfläche, die fast perfekt gelungen ist. Je nach Wetterlage wechselt der Anblick von leichten tiefblauen Wellen, die in der Sonne glitzern, zu schäumenden, graugrünen Brechern mit weißer Gischt - dazu kommen bei Regen noch reichlich Tropfen auf den Monitor. Wichtig ist hier vor allem, dass sich Böen und Windlöcher auf die Wasseroberfläche auswirken – dunkle Stellen deuten auf mehr Wind, helle Flecken auf Flaute hin. Der hohe Realismusgrad der Simulation wird also perfekt durch die Grafik umgesetzt. Gelegentlich erscheint die Wasseroberfläche etwas zu transparent, aber das ist kein Makel.

Rauschendes Meer

Der Sound gehört neben der guten Grafik zu den Stärken des Spiels. Es gibt reichlich Meeresrauschen, Wellen klatschen an die Bordwand, der Wind pfeift durch die Takelage und alle Geräusche ändern sich entsprechend der Position des Beobachters. Je näher man dem Boot kommt, desto lauter ist es zu hören und das Rauschen der Wellen tritt in den Hintergrund. Alle Effekte sind sehr realistisch, der Knall des sich blähenden Spinnakers oder das Schlagen eines Segels, die Geräusche der Winschen – man meint, leibhaftig an Bord zu sein. Die Hintergrundmusik ist diesmal rockiger, obwohl man ihre Verwandtschaft zum Soundtrack des Vorgängers nicht leugnen kann. Der knackige Rock passt gut zur Action des "America’s Cup", bei dem man jede Sekunde aufmerksam sein muss und die Spannung kaum zu überbieten ist.

Siegertrophäe

Wie immer haben es die Entwickler von Nadeo auch dieses Mal geschafft, eine gelungene Segelsimulation auf den Markt zu bringen. Man wünscht sich, dass die Fokussierung auf den "America’s Cup" mit allen großen Namen des Segelsports mehr Spieler reizt, sich dieses Spiel anzuschauen; bis jetzt ist die "Virtual Skipper"-Reihe nur Seglern und Segelfans bekannt. "32nd America’s Cup" vereint sehr schöne Grafik und guten Sound mit viel Realismus. Es ist rasanter und spannender als die Vorgänger, trotzdem kommen auch ruhige Gewässer nicht zu kurz. Das Team aus Neuseeland darf dieses Jahr die "Alinghi" herausfordern – aber das Spiel hat die "Auld Mug", die "Alte Blechkanne", wie der Cup liebevoll genannt wird, jetzt schon verdient.

(15.06.2007)

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