Der Planer 4 (Rondomedia) geschrieben von Sebastian Amberger (therealkermit@web.de
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"Der Planer" geht in die vierte Runde und setzt auf ein komplett neues Entwicklerteam. Sowohl Realismus als auch Spielumfang wurden im Vergleich zu den Vorgängern deutlich erweitert, um einem immer anspruchsvolleren Publikum gerecht zu werden. Story Zu Beginn gründet der Spieler eine Speditionsfirma, mit der er sich an die Spitze der Transportbranche arbeiten soll. Nach dem Festlegen des Firmennamens und der Auswahl von einem der drei Schwierigkeitsgrade bezieht man das frisch gegründete Unternehmen. Im karg eingerichteten Büro stellt man Personal ein, besorgt Fahrzeuge und wickelt die ersten Aufträge ab. Die eigene Homepage unterstützt je nach Ausbaustufe bei der Akquisition von Neukunden. Doch auch das eigene Wohl will umsorgt sein, je nach finanzieller Lage der Spedition kann man sich Anteile aus dem Firmenvermögen auf das eigene Konto auszahlen und somit seinen privaten Fuhrpark und den Wohnsitz verbessern oder einfach nur einen gemütlichen Urlaub genießen. Neben dem eigentlichen Aufstieg in der Finanzwelt können unterschiedliche Trophäen errungen werden, indem zum Beispiel die Fahrzeugflotte eine gewisse Größe erreicht oder das Privatvermögen gewisse Werte übersteigt. Abhängig vom Bekanntheitsgrad und Werbeeinsatz gewinnt die Firma mit der Zeit einen ansehnlichen Kundenstamm und beginnt den Aufstieg zu einem international anerkannten Unternehmen für Gütertransport. Es gibt zwar keine direkten Konkurrenten, doch nur durch vorausschauende Planung in Verbindung mit einem Quäntchen Glück ist es möglich, gewinnbringend zu wirtschaften und auch über schwere wirtschaftliche Zeiten hinweg beständig zu wachsen. Gameplay Das gesamte Imperium wird vom eigenen Büro aus gesteuert, wobei ungefähr 95% der Arbeit am Computer stattfindet. Das Telefon dient lediglich dazu, Werbung zu schalten, mit den Fahrern Kontakt zu halten und Beschwerden von Kunden anzunehmen. Auf dem PC befinden sich zahlreiche Programme, die bei der alltäglichen Arbeit benötigt werden. So müssen Preiskalkulationen an die aktuellen Benzinpreise angepasst oder Fuhrpark, Personal und Aufträge verwaltet werden. Das Internet bietet dem Unternehmer die Möglichkeit, sich ein Kontingent an Sondergenehmigungen für Sonn- und Feiertagsfahrten anzueignen, um knappe Termine einhalten zu können. Um die Auslastung der Flotte gerade in der Anfangszeit oder bei Auftragsflauten sicherzustellen, gibt es eine Online-Börse, bei der unterschiedlichste Institutionen Aufträge verkaufen und detaillierte Anforderungen an den potenziellen Auftragnehmer stellen. Gewisse Waren benötigen einen Kühltransport oder einen Gabelstapler, der die Güter be- und entlädt. Fixe Abhol- und Lieferzeiten werden ebenfalls vorgegeben. Die Börse hilft vor allem, Leerfahrten zu verhindern, indem man sich zeitlich passende Aufträge einkauft, deren Startpunkt sich in der Nähe aktueller Lieferziele befindet. Eine Europakarte zeigt dem Unternehmer neben den einzelnen Städten mit Straßennetz die Position der einzelnen Fahrer, somit hat man die Chance, auch bei größeren Flotten den Überblick zu behalten. Zusätzlich wird der Status des Fahrzeugs aufgezeigt, ob es sich auf Tour befindet, eine Polizeikontrolle stattfindet oder ob ein Stau die Fahrt verzögert. Das Einberechnen eines Zeitpuffers ist in allen Fällen ratsam, da Ereignisse wie Stau oder Kontrollen unvorhersehbar eintreffen. Neben dem normalen Transport per LKW ist es ebenfalls möglich, gewisse Strecken mit Bahn oder Flugzeug zu überbrücken, um etwaige Zeitverluste, gerade auf großen Distanzen, auszugleichen. Zusätzlich zur reinen Planung der Touren müssen Versicherungen und Wartungsverträge für die einzelnen Fahrzeuge abgeschlossen und ungeplante Ausfälle wie Reparaturen und Krankheit berücksichtigt werden. Auch die Angebote und das Anmahnen fälliger Rechnungen werden komplett vom Spieler selbst übernommen. Es gibt, die Fahrer ausgenommen, keine weiteren Angestellten, wodurch die Komplexität des Spiels mit jedem neuen Fahrzeug oder Auftrag steigt und es immer herausfordernder wird, den Überblick zu behalten. Grafik und Sound Im Gegenzug zur sehr komplexen Spielführung stellt "Der Planer 4" grafisch keinen großen Anreiz dar. Das Büro, der Hauptaufenthaltsort eines Firmenmanagers, ist karg eingerichtet und bietet keinerlei Abwechslung. Selbst in einem zeitlich fortgeschrittenen Spielstadium wirken die Räumlichkeiten wie frisch bezogen. Der Spieler kann zwar jederzeit über die Schulter der Fahrer schauen und somit deren Fahrt "erleben", doch die Animationen für Stau, Kontrolle und die Tour an sich bieten keinen wirklichen Aha-Effekt. Diese Funktion ist zwar ein nettes Feature, doch aufgrund des monotonen Ablaufs mit mäßiger grafischer Umsetzung bleibt sie meist ungenutzt. Musikalisch bietet der Titel keinerlei Abwechslung, die einseitige, leicht melancholisch angehauchte Hintergrundmusik wird bei fortschreitender Spielzeit immer nerviger, kann aber jederzeit abgestellt werden. Außer dem Klingeln des Telefons, das eine eingehende Kundenbeschwerde ankündigt, gibt es keine weiteren nennenswerten Soundeffekte. "Der Planer 4" ist ein Spiel, das die Gemüter scheidet. Als Wirtschaftssimulation ist es sehr realistisch umgesetzt und wird gerade im Punkt der Komplexität von der Führung eines eigenen Unternehmens gerecht. Wenn der Fahrer kurz vor dem Ziel eine Lenkpause einlegen muss oder in einem Stau aufgehalten wird, während die Zeit unerbittlich gegen den Auftragnehmer arbeitet, rechnet sich eine vorausschauende Planung. Auch falsche Sparsamkeit, beispielsweise beim Vernachlässigen der Fahrzeugwartungen, rächt sich meist in einem sehr unpassenden Moment. Der reine Spielablauf reißt den Spieler regelrecht mit und man bekommt mit der Zeit das Gefühl, ein reales Transportunternehmen zu leiten. Im genauen Gegensatz zur gelungenen spielerischen Umsetzung stehen Grafik und Akustik. In diesen Punkten hinkt das Spiel deutlich dem Stand der Technik hinterher und büßt deutlich Sympathiepunkte ein. Für Spieler, denen es auf Realismus und Komplexität ankommt, ist "Der Planer 4" allemal zu empfehlen, jedoch sollte man nur wenig Erwartung an die Darstellung haben. (09.04.2010)
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