Blur (Xbox 360) (Activision) geschrieben von Jan-Tobias Kitzel
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Die Entwickler von Bizarre Creations beschreiben Ihr neuestes Rennspiel mit "Powered-up Racing" und auch der dazugehörige Fernsehwerbespot schlägt in diese Kerbe: Ein "Mario Kart" verdammt ähnlicher Racer wird dort mit dem Effektgewitter von "Blur" verglichen. Actiontechnisch natürlich ein klarer Sieg für den Newcomer. Aber kann er dieses Niveau auf der Piste halten? Gameplay "Blur" bietet sowohl Einzel- wie auch Mehrspieleraction, wobei beide Modi gleich umfangreich sind und keiner der beiden sich wie ein Anhängsel anfühlt. Das Herz des Einzelspielermodus ist die Karriere, in der Ihr mit Eurem Alter Ego nach und nach weitere Strecken freischaltet und durch Erfüllen spezieller Herausforderungen auch gegen die Bossgegner Rennen fahren dürft. Dem Sieger winken neue Autos und spezielle Power-Ups. Was machen die denn in einem Rennspiel? Ja, "Blur" verquickt die Lizenzmaschine von "Need for Speed" mit den überfahrbaren Spezialeffekten eines "Mario Kart" und gibt noch eine kräftige Portion Arcade- und Dauer-Action hinzu. Und um es kurz zu machen: Es funktioniert prächtig. In den Rennen steht Ihr normalerweise gegen 19 andere Fahrer, jeder davon hat ein "echtes" (also lizenziertes), aber teilweise aufgerüstetes Gefährt unter dem Allerwertesten. Einziger Punkt zum Bemängeln: Die Fahrer sind nicht unterscheidbar, haben keinen eigenen Fahrstil und es gibt auch keine "Hass"-Videoeinblendungen oder ähnliches, damit Emotionen gegen die anderen Fahrer aufgebaut werden können. Dies ist insbesondere für die Boss-Fahrer schade zu denen aber später mehr. Auf der Strecke geht dann aber die Post ab: Es wird gedrängelt, geschoben und mithilfe der erwähnten Power-Ups auch so mancher Blechschaden verteilt. Die Spanne reicht dabei von simplen Nitros, mit denen Ihr einen kräftigen Satz nach vorn macht, über Minen, die Gegner hinter (aber auch vor) Euch in arge Probleme bringen können, bis hin zu selbstlenkenden Raketen oder Schilden, die euch ein paar Sekunden unverwundbar machen. Die Auswahl ist groß und in der Hitze des Gefechts müsst Ihr binnen Sekundenbruchteilen die richtige Entscheidung treffen, über welches Icon Ihr fahren möchtet: Lieber über den Schild um den aggressiven Hitzkopf hinter Euch im Zaum zu halten, oder die Rakete, damit die Schnarchnase vor Euch endlich Platz macht? Alle Power-Ups sind dabei gut ausbalanciert, es ist kein "Über"-Special dabei, und auch wenn Ihr getroffen werdet, katapultiert Euch das nicht direkt an das Ende des Feldes, sonder kostet Euch lediglich ein paar Sekunden. Daher hält man fast immer Anschluss zum Feld, hat stets jemanden im Nacken und das arme Opfer, das gleich überholt wird, vor der Nase. Dadurch fühlt sich "Blur" schön intensiv an, ein ewiges "Dem-Feld-Hinterherzuckeln" gibt es hier nicht. Und durch die drei Schwierigkeitsgrade könnt Ihr "Blur" an Eure Fähigkeiten anpassen. Die fordernden Boss-Rennen um deren Auto und Spezial-Power-Up sind im Karrieremodus dann die Kirsche auf der Torte: Um überhaupt gegen sie fahren zu dürfen, müsst Ihr spezielle Herausforderungen erledigen. Diese umfasst so normale Dinge wie "Schieße drei Gegner mit einem Rückwärts-Angriff ab", aber auch Kuriositäten wie "Drifte in sechs Rennen 1.500 Meter" oder "Schließe das nächste Rennen mit maximaler Punktzahl plus Fan-Licht ab". Fan-Licht? Ja, denn Blur setzt die Erfolge eng, es ist immer etwas zu erreichen: Auf jeder Strecke bekommt Ihr Zusatzpunkte für das Erfüllen von Fan-Herausforderungen, beispielsweise das Durchfahren von Toren auf Zeit oder das Beschleunigen auf 175 mp/h an einer bestimmten Stelle. Habt Ihr genug Fans begeistert, bekommt Ihr ein bis zwei "Extra-Lichter" quasi die Erfahrungspunkte von "Blur", um weitere Rennen freizuschalten. "Blur" schafft es durch diese Mechanik, die Erfolge eng zu staffeln und dadurch die Motivation hochzuhalten. Stets gibt es etwas zu erreichen, überall winken kleine Erfolge, es macht einfach Spaß, auch eine Strecke später noch einmal zu fahren, nur um das Extra-Licht für das Durchfahren der Fan-Tore zu schaffen. Neben den typischen Rennen gibt es im Karriere-Modus noch Zerstörungs- und Checkpoint-Rennen. Bei ersteren gilt es, so viele Gegner wie möglich auf der Strecke abzuschießen, um mehr Zeit auf die Uhr zu bekommen und Punkte zu ergattern. Bei letzterem müsst Ihr allein schnellstmöglich von Kontrollpunkt zu Kontrollpunkt fahren und innerhalb der Gesamtzeit am Ziel anzukommen. Beide Spezialrennen sorgen für Abwechslung und sind gut gemacht, wenn auch die Checkpoint-Rennen wirklich zur deftigen Sorte gehören und selbst auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad die eine oder andere Zahnkerbe im Gamepad zur Folge haben können. Der Multiplayer-Modus kann sowohl im Splitscreen an einer Konsole, wie auch übers Netz gegen Spieler aus aller Welt gespielt werden. Auch hier levelt Ihr Euch durch Sammeln von Punkten die Rangliste hoch, nur dass die Gegenspieler eben letztlich aus Fleisch und Blut bestehen. Der Netzcode ist dabei angenehm stabil und lag-frei, so dass der Punktehatz nichts im Wege steht. Die Langzeitmotivation des Multiplayers ist hoch, daher bietet "Blur" wirklich viel Spiel fürs Geld. Außerdem könnt Ihr in "Blur" auch kleine Herausforderungen für Eure Freunde basteln: Schafft Strecke XY im mittleren Schwierigkeitsgrad, sammelt dabei alle Lichter und sammelt mehr als 1.000 Fans auf der Strecke durch spektakuläre Aktionen. Diese Herausforderungen könnt Ihr dann über die Freundesliste Eurer Konsole abschicken und Euch so gegenseitig zu Höchstleistungen anstacheln. Eine wirklich nette Idee, die sehr unkompliziert umgesetzt ist. Vom Gameplay her macht "Blur" sowohl allein wie auch im Multiplayer so gut wie alles richtig. Kurzweilige Action gepaart mit Langzeitmotivation. Grafik und Sound Die Grafik von "Blur" gehört zur Spitze der aktuellen Konsolengeneration. Die Autos spiegeln die Laternen, im Rückspiegel seht Ihr die Lichter der Verfolger, Staub wirbelt bei harten Drifts hoch und auch die Levelgestaltung mit Wasser, Feuerwerk, Sandstrecken und Asphaltpisten ist absolut überzeugend. Der einzige Wermutstropfen ist, dass alle Rennen in "Blur" Nachtveranstaltungen sind. Da deren Atmosphäre aber perfekt eingefangen wurde, ist das zu verschmerzen. Der Sound kann ebenso überzeugen: Von der gelungenen, unaufdringlichen Musikuntermalung über die tollen Motorensounds bis hin zu den Effekten, wenn ein Power-Up den Gegner trifft haben die Sounddesigner hier alles richtig gemacht. Fazit "Blur" macht einfach Spaß. Die Rennaction ist kurzweilig und bietet beste Arcade-Racer-Action, egal ob allein oder gegen Freunde. Besonders positiv herauszuheben sind die hohe Langzeitmotivation durch das Levelsystem, die Fan-Herausforderungen, die Möglichkeit, Herausforderungen an seine Freunde zu schicken und der gelungene Multiplayer mit Rangsystem. Wer auf Arcade-Racer steht, für den ist "Blur" ein Pflichtkauf. (23.06.2010) |