CSI: Tödliche Absichten

CSI: Tödliche Absichten

(Ubisoft)

geschrieben von René Gurlin

 

 
Entwickler: Telltale Games
Publisher: Ubisoft
Genre: Krimi-Adventure
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: CSI: Tödliche Absichten
Preis: ca. 25 €
Altersfreigabe: Freigegeben ab 12 Jahren gemäß §14 JuSchG

"CSI: Den Tätern auf der Spur" gehört zu den erfolgreichsten und beliebtesten TV-Serien weltweit, und erfreut zusammen mit den Spin-Offs "CSI: Miami" und "CSI: New York" wöchentlich Millionen Krimifans. Passend zum Deutschland-Start der neunten Staffel erscheint hierzulande das mittlerweile fünfte Computerspiel "CSI: Tödliche Absichten" und entführt die Anhänger in die Welt der Forensik und Mörderjagd. Ob die virtuelle Spurensuche mit dem großen Fernsehvorbild mithalten kann, erfahren Sie hier.

Das Motiv

Wie bereits aus den Vorgängerspielen bekannt, übernimmt der Spieler die Rolle eines frisch in die Abteilung versetzten angehenden Tatortermittlers und muss an der Seite der bekannten Seriencharaktere in der Glückspielmetropole Las Vegas fünf Mordfälle aufklären und den oder die Täter überführen. Die Geschichten stammen von den Original-Drehbuchautoren der Serie und können durchaus mit den TV-Vorbildern mithalten. Zu Beginn steht nur ein Fall zur Verfügung, die restlichen werden nach und nach mit dem Abschluss des aktuellen Kapitels freigeschaltet.

Die einzelnen Verbrechen sind abwechslungsreich und kreativ gestaltet und sorgen somit immer für neue Motivation. Im ersten Fall muss der Mord an einer blonden Unbekannten im Hochzeitskleid aufgeklärt werden, deren Leiche in einem Stundenhotel gefunden wird. In der zweiten Geschichte beschäftigt den Spieler der Mord an einem Kampfsportschiedsrichter, der nach seinem letzten Kampf eiskalt im Ring erdrosselt wurde. Kapitel drei beschreibt die heimtückische Tötung einer bekannten Show-Moderatorin im Whirlpool einer Entzugsklinik. Im vierten Kapitel sorgt der plötzliche Tod eines Feuerspuckers während seines Trainings für Aufsehen. Den Abschluss bildet der Mord an einem bekannten Travestie-Künstler im eigenen Club.

Der Tathergang

Man nimmt die Welt mit den Augen eines Tatortermittlers wahr und kann sich die Umgebung in Rundumansichten betrachten. An interessanten Stellen verändert sich per Mausblick der Blickwinkel und bietet so sprichwörtlich neue Perspektiven. Räume können so komplett in Augenschein genommen und Beweismittel aufgespürt werden. Die Bedienung ist eingängig und fällt nach kurzer Zeit sehr leicht. Anfänger in Sachen CSI lernen mittels Tutorials den richtigen Umgang mit Beweisen, Gerätschaften und Augenzeugen. Die Einweisungen sind präzise und lehrreich und sollten zumindest einmal komplett angehört werden. Wer auf solche Anleitungen verzichten möchte, kann sie einfach per Mausklick abstellen.

Die Ermittlungen beginnen immer mit der ersten Besichtigung des Tatorts, dem Sichern vorhandener Spuren und dem Verhör anwesender Zeugen. Anschließend wird die Leiche von Dr. Robbins in der Pathologie näher untersucht und die genaue Todesursache ermittelt. Mithilfe der anfänglichen Gegenstände und Spuren formt sich dann ein erster Anfangsverdacht und der genaue Ablauf des Verbrechens nimmt langsam Gestalt an.

Das Allzweckwerkzeug des Ermittlers ist ein immer eingeblendeter PDA, mit dem man Zugriff auf alle bisher gesammelten Beweismittel und Einblick in die automatisch aktualisierten Fallakten erhält, zu begehbaren Schauplätzen wechselt und in das Optionen-Menü gelangt. In den Akten werden kurze Notizen zum aktuellen Verbrechen, Aussagen von Personen sowie Hinweise von Partnern und Vorgesetzten gespeichert. Über das Optionsmenü können Spielstände gespeichert und geladen werden, aber zumindest manuelles Sichern entfällt eigentlich, da sich das Spiel bei jedem Wechsel der Lokalität automatisch den aktuellen Fortschritt merkt.

Genau wie im Fernsehen stehen dem Kriminologen jede Menge technischer Hilfsmittel zur Verfügung, mit denen Beweise untersucht und Spuren gesichert und analysiert werden können. Die Werkzeuge reichen von Pinsel und Puder für Fingerabdrücke über die in Deutschland zwischenzeitlich berühmt berüchtigten Wattestäbchen für DNA und andere Flüssigkeiten bis hin zu Luminol zum Aufspüren verdeckter Blutspuren. Die gesammelten Beweismittel können anschließend im Labor gründlicher unter die Lupe genommen werden. Chemische Analysen, DNA- und Fingerabdruckvergleiche sowie leistungsstarke Mikroskope sind nur ein paar der dort bereitgestellten Hightech-Instrumente.

Die Analyse von Chemikalien, DNA und Fingerabdrücken erfolgt im Rahmen minispielähnlicher Sequenzen. So erinnern genetische Vergleiche an eine Art Puzzlespiel, bei dem verschiedenfarbige "Gen-Bausteine" passend auf das zu überprüfende Muster gelegt werden müssen. Ordnet man sie korrekt an, kommt es zu einer Übereinstimmung und die beiden Proben sind somit von der gleichen Person. Die Untersuchungen von Fingerabdrücken und Chemikalien sind trivial und sollten niemanden vor eine harte Probe stellen.

Mithilfe der so gewonnenen Erkenntnisse werden neue Örtlichkeiten, Zeugen und Tatverdächtige ausfindig gemacht und letzteren im Verhör auf den Zahn gefühlt. Während der Gespräche kann der Spieler vorgegebene Fragen stellen und den Gegenüber mit verschiedenen Beweismitteln konfrontieren. So fällt die eine oder andere vorherige Aussage schnell in sich zusammen und die Wahrheit gelangt langsam ans Licht. Naturgemäß arbeiten aber nicht alle Verdächtigen gern mit der Polizei zusammen und verweigern den Zutritt zu interessanten Orten oder äußern sich nicht zu den Fragen der Ermittler. Sind die vorgelegten Beweise aber aussagekräftig genug, kann man bei Cpt. Braggs Durchsuchungsbefehle und Vorladungen erwirken. Entdeckt der Spieler dann auch noch die letzten Stücke der Beweiskette, klicken sehr schnell die Handschellen.

Leider beschränkt das Spiel die Spurensuche viel zu oft auf das Suchen und Finden von Fingerabdrücken und DNA-Spuren sowie deren Auswertung am Computer. Ausgefallene Untersuchungen wie Mikroskopie oder die im Fernsehen häufig gezeigten Experimente im Labor kommen kaum vor, was mit der Zeit zu lästigen Wiederholungen und damit Abnutzungseffekten führt. Gerade die DNA-Sequenzierungen nerven schnell, in den Vorgängerspielen wurde dagegen deutlich mehr Abwechslung geboten. Im Gegenzug sind zumindest die Extraaufgaben, von denen je eine pro Fall von Kollegen gestellt wird, ziemlich anspruchsvoll und fordern die grauen Zellen.

Mittäter

Wie bereits erwähnt, muss man diese Verbrechen nicht allein aufklären, sondern wird abwechselnd von einer der Hauptfiguren der Fernsehserie begleitet. Der Partner hilft mit Tipps und Hinweisen bei den Ermittlungen weiter, weist auf sonderbare Umstände hin und fasst die bisherigen Erkenntnisse zum Tathergang zusammen. Gelegentlich gibt er auch Bemerkungen oder witzige Sprüche von sich und sorgt für eine lockere Stimmung. Generell trifft man im gesamten Spiel immer wieder auf die berühmten Kollegen, was tatsächlich das Gefühl verstärkt, mitten im Las Vegas der Serie zu sein.

Zusätzlich erhält man automatisch Emails von Vorgesetzten, die weitere Hinweise geben, falls man nicht weiterkommt. Diese Nachrichten können über den PDA gelesen werden. Das Spiel greift dem Ermittler aber noch weiter unter die Arme: So werden mittels grüner Häkchen Beweismittel und Orte markiert, wenn daran oder dort keine weiteren Ergebnisse oder Spuren zu finden sind.

Wem dies zu viel Hilfestellung ist, kann den Schwierigkeitsgrad erhöhen. Während dem Spieler bei "Einfach" die Lösung geradezu frontal ins Gesicht springt, hält sich der Titel bei "Mittel" schon mehr zurück. Auf "Schwer" gibt es dann, mit Ausnahme der eher allgemeineren Tipps des Partners, keine weiteren Hinweise. Den meisten Spaß haben Fortgeschrittene und Profis sicherlich mit der letzten Option, die beiden anderen bieten nicht genug Herausforderung, zumal die Spielzeit von knapp sechs bis sieben Stunden nicht sehr lang ist und es kaum Wiederspielwert gibt. Daran ändern auch eine Statistik über Gründlichkeit, Kombinationsgabe und Fähigkeit am Ende eines Falles sowie diverse erreichbare Auszeichnungen nichts.

Überhaupt sind die Auszeichnungen eine mehr als überflüssige Funktion im Spiel. Zwar blendet das Spiel beim Erreichen einer solchen eine kurze Animation ein, aber außer in einer schnell vorbeiziehenden Liste am Fallende bekommt man sie nirgendwo sonst mehr zu Gesicht. Auch ist schleierhaft, welche Bedingungen es überhaupt zu erfüllen gilt. Einzige Erklärung kann nur das gleichzeitige Erscheinen von "CSI: Tödliche Absichten" für die Xbox 360 sein, die bekanntermaßen über ein solches Belohnungssystem verfügt. Offenbar bedienen sich beide Spielversionen der gleichen Codebasis.

Tatortfotos

Leider hinterlässt die Präsentation einen gemischten Eindruck. Zwar sind alle Texturen gestochen scharf und die Räume, vor allem dank schöner Beleuchtung, realistisch nachgebaut, aber meistens wirken sie eher steril und leblos. Auch die Darstellung der virtuellen Personen ist durchwachsen. Während die künstlichen Ebenbilder der Serien-Hauptdarsteller noch sehr real und mit Liebe zum Detail entworfen wurden, wirken die restlichen Charaktere, also Verdächtige, Zeugen und Opfer, eher generisch und vergleichsweise detailarm. Generell ist die Grafik nicht mehr ganz zeitgemäß und nutzt die heutigen technischen Möglichkeiten bei Weitem nicht aus. Man merkt, dass hier die Engine der vorangegangen Spiele wiederverwertet wurde. Für eine eventuelle Fortsetzung ist eine Generalüberholung dringend anzuraten.

Beim Wechsel zwischen den einzelnen Schauplätzen sieht man häufig Luftaufnahmen von Las Vegas, wie man sie auch bei Szenenwechsel in der Serie kennt. Spezialszenen, etwa Flashbacks beim Rekonstruieren des Tatherganges oder der Erklärung von biologischen Zusammenhängen (zum Beispiel das Durchtrennen einer Arterie), wurden ebenfalls übernommen. Sieht man einmal von den anfangs beschriebenen technischen Mängeln ab, vermittelt das Spiel somit trotzdem das Gefühl, selbst in einer Folge der Krimireihe mitzuwirken und fängt die Stimmung der Vorlage gut ein.

Ohrenzeugen

Serien-Fans werden enttäuscht feststellen müssen, dass auf eine deutsche Synchronisation komplett verzichtet wurde. Einzig die englische Sprachausgabe steht zur Verfügung und wird von deutschen Untertiteln ergänzt. Es wäre der Spielatmosphäre sehr zuträglich gewesen, hätte man die vertrauten deutschen Sprecher verwendet, denn gerade bei einem Adventure stört es auf Dauer sehr, wenn man die häufigen Gespräche ständig mitlesen muss. Immerhin haben die US-Schauspieler bei der Vertonung mitgewirkt und ihren virtuellen Ebenbildern die Stimme geliehen, auch wenn ein paar von ihnen seltsam lustlos oder hölzern klingen.

Auch ist es schade, dass die bekannte Titelmelodie nicht zu hören ist, sondern stattdessen ein anderes Musikstück ihre Stelle einnimmt. Der Grund dürfte vermutlich fehlende Lizenzrechte sein. Gespart wurde ebenso mit Soundeffekten, was den sterilen Charakter der Schauplätze noch verstärkt. Wenigstens die restliche Hintergrundmusik erinnert an die Serie und weckt auf akustische Art und Weise Spannungsgefühle im Spieler.

Würde im Titel nicht CSI stehen und keine aus Film und Fernsehen bekannten Gesichter auftauchen, wäre "CSI: Tödliche Absichten" nur ein durchschnittliches Krimi-Adventure, das Genre wird definitiv nicht neu erfunden. Die Entwickler haben nichts wirklich falsch gemacht, aber auch keine herausragenden Alleinstellungsmerkmale geschaffen. Bei mir hat sich kein "Aha"-Effekt eingestellt, dazu habe ich einfach genug andere, wirklich brillante Adventures gespielt. Außerdem scheint die CSI-Spielreihe mittlerweile zu stagnieren, es fehlen innovative neue Ideen; man könnte fast sogar von einem Rückschritt sprechen. Mit dem Kauf des Spiels macht man zwar keinen Fehler, und echte CSI-Fans sollten es sich auch nicht entgehen lassen, aber man verpasst auch nichts, wenn man es im Händlerregal stehen lässt.

(16.12.2009)

Minimale

- Windows XP mit SP3, Windows Vista mit SP1

- Pentium IV oder Athlon XP 2 Ghz

- 512 MB RAM für Windows XP, 1 GB RAM für Windows Vista

- 64 MB Grafikkarte mit 64Bit Bus und DirectX 9.0c-Unterstützung

- 4-fach DVD-Rom-Laufwerk

- 6 GB freier Festplattenspeicher

- Soundkarte (DirectX 9.0c-kompatibel)


Fazit

Aufklärung - das


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