Aion (NC Soft) geschrieben von Bastian Heinen
| ||||||||||||||||||
Fast genau zehn Monate nach dem Start von Aion in Südkorea kann nun auch der deutsche PC-Spieler endlich in diese faszinierende Welt einsteigen bzw. die Flügel ausbreiten und sich im Sturzflug in die Schlacht in der Abyss wagen. Doch lohnt sich dies überhaupt oder landen wir nachher im bekannten Einheitsbrei dieses Genres? Da ist es wieder - das sogenannte MMORPG Das MMORPG hat sicherlich neben der Ego-Shooter-Szene derzeit die größte Fangemeinde, deutlich weniger Diskussionen, aber ist mit großem Potenzial, wie der seit Jahren andauernde Hype rund um den Branchenprimus "World of Warcraft" belegt. Genau in diesen Bereich möchte NC Soft nun nach Titeln wie "Guild Wars", "Tabula Rasa" und "Lineage I + II" mit "Aion" erneut einsteigen und Abonnenten von dem Vorreiter abzweigen bzw. durch ein neues Gameplay überzeugen. Man nehme zwei Fraktionen und mische noch ein NPC-Volk darunter Nichts Neues gibt es in der Geschichte, die Aion bietet. Nachdem mal wieder ein Volk sich nicht einig war, kam es zu einer riesigen Katastrophe, die gleich einen ganzen Planeten in drei Bereiche zerriss. Auf dem oberen, sonnigen Teil des Planeten sind die durch weiße Flügel erkennbaren Elyos beheimatet. Während man hier durch sonnendurchflutete Wälder und Steppen wandelt, sind auf dem unteren Teil nur Schatten und Dunkelheit zu finden. Hier befindet sich die Hauptstadt der Asmodier, der zweiten spielbaren Rasse, erkennbar - wie sollte es anders sein - an ihren schwarzen Flügeln. Im mittleren Teil befindet sich die sogenannte Abyss, der umkämpfte Teil des zerrissenen Heimatplaneten. Doch nicht nur diese zwei Völker streiten sich hier um Burgen und Artefakte, die die Höhe der Steuern und damit die Preise der jeweiligen Händler beeinflussen, sondern hier tritt auch das NPC-Volk - die Balaur - auf den Plan. Diese bekämpfen beide wählbaren Rassen und werden vor allem dazu genutzt, das Spiel im Lot zu halten. So steigen sie vor allem in die Kämpfe zwischen den Spielern ein, wenn das Gleichgewicht der spielbaren Völker zu kippen droht, bzw. eine Seite einen Großteil der Burgen und Artefakte eingenommen hat. Aus Rassen mach Klassen Die erste Entscheidung wird dem Spieler schon abverlangt, bevor er die Spielwelt überhaupt zu Gesicht bekommt, denn er muss sich zwischen den zwei Fraktionen Elyos und Asmodier entscheiden und diese Entscheidung kann pro Server nur einmal getroffen werden bzw. müssen alle Charaktere der jeweiligen Rasse gelöscht werden, bevor die andere Seite gewählt werden kann. Leider kann es hierbei sogar vorkommen, dass der bevorzugte Server nicht gewählt werden kann, weil die gewünschte Rasse bereits ein Übergewicht hat und man daher gezwungen ist, einen anderen Server zu wählen. Hat man seine Wahl erfolgreich getroffen, steht man direkt vor der Nächsten, der Wahl der richtigen Klasse, welche aber relativ überschaubar sind. Entweder entscheidet man sich für den klassischen Kämpfer, den Jäger mit Pfeil und Bogen, den Heiler oder den Magier. Leider eine etwas dürftige Auswahl, vor allem wenn man bedenkt, dass man nur zwei Rassen eingebaut hat. Es bleibt abzuwarten, ob "Aion" in naher Zukunft weitere Rassen anbieten wird. Viel überzeugender ist da die nächste Wahl zum Aussehen des eigenen Charakters, denn diese ist mehr als üppig. Fast jeder Parameter des Körpers und des Gesichts kann hier nach den eigenen Vorstellungen verändert werden. Zur Wahl stehen aber auch einige vorgefertigte Charaktere, welche bereits mehr als ausreichend sind. Etwas übertrieben wurde es allerdings bei der Größe, denn neben kleinsten Menschen, bei denen das Laufen etwas von einem Tausendfüßer hat, gibt es auch gefühlte drei Meter große Menschen, denen selbst die NPCs gerade bis zur Hüfte gehen. Server mit Wartezeit - ein klassischer Fehlstart Schon in der Betaversion kam es zu vereinzelten Problemen mit Warteschlagen nach der Serverauswahl. Aussagen wie "Sie belegen derzeit den 250. Platz in der Warteschlange" schmälerten schon vor dem Spielstart den Spielspaß, was sich mit dem Start der Pre-Order-Phase noch verschlimmerte. Zum eigentlichen Spielstart am 22. September war dann der Höhepunkt des Wartens erreicht, als schon beim Erstellen des zwingend erforderlichen NC Soft-Masteraccounts die Seitenladezeiten ins Unermessliche stiegen, bzw. die Seite komplett "in die Knie ging". Doch wie man es von NC Soft erwarten kann, wurde hier schnell mit neuen Servern und verbesserten Ressourcen reagiert und die Wartezeiten deutlich gesenkt. Nur Fliegen ist schöner Grundsätzlich beschreitet "Aion" in Sachen Steuerung und Gameplay keine neuen Wege. Wie in vergleichbaren Titeln á la "World of Warcraft" oder dem kostenlosen "Runes of Magic" wird der eigene Charakter mittels Maus und Tastatur gesteuert. Schon Standard ist auch die sogenannte Skill-Leiste, die im unteren oder rechten Bereich angesiedelt werden kann und mittels Maus oder Tastaturkürzel einzelne Skills, je nach Klasse, aktiviert. Auch die gesamte Optik wie Kompass, Kartenanzeige und Ähnliches bietet keine Neuerung für das Genre. Doch "Aion" hat andere Stärken, für diese muss der Spieler allerdings erst Level 10 erreichen, denn NC Soft setzt zum ersten Mal auf einen 3D-basierten Kampf. Neben dem bekannten Laufen ist es nun dem Charakter als sogenannter Daeva möglich, seine Flügel auszubreiten und zu fliegen und sogar in diesem Zustand zu kämpfen, was natürlich ganz neue Taktiken und einige Übung vom Spieler verlangt. Doch leider ist diese Möglichkeit in den normalen Quest-Gegenden nicht gegeben, sondern es muss sich sogenanntes Äther in der Luft befinden, damit die Flügel überhaupt genutzt werden können und dies ist leider rar gesät. Der altbekannte Einheitsbrei So gar nicht neu ist allerdings das Questen, also das Erfüllen von Aufgaben, die durch die NPCs in Städten, Siedlungen, aber auch in der Wildnis vergeben werden. Leider ist hier NC Soft nicht viel Neues eingefallen, so dass man sich schnell fragt, warum man zum dritten Mal in die gleiche Ecke der Karte muss, um dort die dritte Gegner-Klasse x-mal zu erlegen. Neben diesen Einzel-Quests hangelt man sich mit den Kampagnen-Quests durch die einzelnen Städte und damit auch durch die Geschichte des Spiels, aber leider heben auch diese sich nicht wirklich von den aus anderen Spielen bekannten Quest-Mustern ab. Töte diesen bösen Burschen, rede mit diesem feinen Kerl oder laufe hier und dort hin und sammle jene Gegenstände. Sehr schade ist hierbei, dass sich die Karriere der beiden Rassen kaum unterscheidet, so dass man zwar in neuer Umgebung spielt, wenn man mal die andere ausprobiert, aber fast den identischen Ablauf der Quest-Aufgaben hat. PvPvE - keine neue, aber eine interessante Spielmechanik Wie schon erwähnt, dreht sich in "Aion" alles um die beiden befeindeten Rassen Elyos und Asmodier und natürlich sollen und wollen diese auch aufeinandertreffen und genau hier ist die zweite Stärke des Spiels zu finden, denn NC Soft setzt auf das zwar nicht neue, aber bewährte Player versus Player versus Environment (PvPvE). So trifft man auf die verhasste Gegenpartei nicht nur in der Abyss, sondern vereinzelt auch auf der eigenen Seite des Planeten und dann heißt es: "Auf sie mit Gebrüll", um sich die wertvollen Abysspunkte zu verdienen, die man mit jedem Schaden, den man gemacht hat, nach dem Tod des Kontrahenten erhält. Diese wiederum kann man in der eigenen Hauptstadt bei speziellen Händlern gegen Gegenstände eintauschen, die den eigenen Charakter deutlich verbessern. Spannend ist hierbei, dass es jedem Spieler möglich ist, den anderen Spielern der eigenen Partei einen Ort im Chat zu vermerken, den dieser dann auf der Karte mit einem "X" markiert bekommt. So kommt es vor, dass ganze Heerscharen des eigenen Volkes sich auf einen verirrten Charakter des gegnerischen stürzen. Wer will fleißige Handwerker sehen ... der muss nur nach "Aion" gehen; so oder so ähnlich müsste das bekannte Lied umgedichtet werden und würde passend das Crafting bei "Aion" beschreiben. Im Gegensatz zu anderen Spielen in diesem Genre ist es dem Spieler nämlich möglich, sämtliche Berufe wie Rüstungs- und Waffenschmied, Lederverarbeitung, Alchemie und Kochen zu erlernen. Dies bedeutet viel Zeitaufwand an den einzelnen Werkbänken in der Hauptstadt, denn leider nur dort ist dies möglich. Auch einen hohen finanziellen Aufwand muss man betreiben, sowie eine große Geduld beim Sammeln der Materialien, die überall in den Quest-Gebieten zu finden sind, mitbringen. Hinzu kommt noch, dass der Spieler, um überhaupt die höherwertigen Zutaten besorgen zu können, den erforderlichen Level beim Sammeln erreicht haben muss. Doch dies kann, so zeigen es erfolgreiche Spiele vor allem im asiatischen Raum, enorm motivierend sein. Ob dies allerdings auf dem europäischen Markt ankommt, wird sich zeigen müssen. Gut ist jedenfalls, dass das Spiel bei den einzelnen Berufen immer einen Handwerksmeister zur Seite stellt, der Arbeitsaufträge vergibt. So lässt sich zumindest der Level in dem Handwerk mit geringerem finanziellen Aufwand weiter steigern. "Nur hier die besten Preise für Manasteine" oder "Der Weg in die Selbstständigkeit" Selbstverständlich ist es möglich, selbst hergestellte bzw. gefundene Gegenstände "old school" beim Händler zu verkaufen, bzw. in das Auktionshaus zu schleppen, aber NC Soft hat auch hier das Handelssystem etwas ausgebaut. So ist es jedem Spieler möglich, einen privaten Shop zu eröffnen und so Gegenstände im Stile eines Marktschreiers mit Bauchladen zu verkaufen und dies an jedem Ort des Spiels. Doch Vorsicht ist geboten, denn wie auch auf dem echten Markt heißt es vorab Preise zu vergleichen, denn einige Händler haben deutlich überhöhte Preise. Doch glücklicherweise ist das Problem leicht zu umgehen, denn das Auktionshaus mit seiner gut gelungenen Suche ist ein guter Preisindikator und die meisten Gegenstände sind hier billiger zu haben. Achtung, Achtung - heute Diashow in der Hauptstadt NC Soft setzt für "Aion" auf die bekannte Cry Engine, die für "Far Cry" entwickelt wurde. Solange man in Gegenden herumstreunt, die nicht überrannt sind, kann man auch mit einem Mittelklasse-PC viel Spaß an der üppigen und liebevoll gestalteten Grafik haben. Kommt man allerdings in größere PvP-Bereiche vor allem in der Abyss oder in die Hauptstadt der eigenen Rasse, heißt es Anschnallen und Augen schließen, denn hohe Auflösungen und Grafikeinstellungen führen hier leider häufig zu massiven Lags und FPS-Einbrüchen. Auch bleib abzuwarten, ob der leichte asiatische Touch, der bei fast allen Gegnern und Gegenden zu finden ist, von dem europäischen Markt angenommen wird. Ansonsten sind die Grafik und die Umgebung aber nicht zu bemängeln, denn sowohl die Landschaft als auch die Gegner und NPCs sind gut getroffen und schön anzusehen und heben nicht nur den Spielspaß, sondern auch die Stimmung bei manchen Quest-Aufgaben. Dazu sind ebenfalls der Soundtrack und die Soundeffekte in den meisten Situationen passend und nicht zu aufdringlich. Das bleibt abzuwarten und hängt auch von der weiteren Entwicklung des Spiels ab. Das Spiel bisher ist grundsolide und die schnelle Reaktion von NC Soft betreffend der Wartezeiten zum Release des Titels zeigen, dass der Publisher auf Wünsche der Community reagiert. Natürlich wird es schwer, sich gegen die bekannten Titel des Genres durchzusetzen und ein "WoW"-Killer wird es mit ziemlicher Sicherheit nicht sein, aber ich denke, dass es seine Nische finden wird, gerade, da die Umgebung und der Charakter sich durch das Fliegen von anderen Spielen abhebt und es so seine Anhängerschaft finden wird. Ich jedenfalls habe meinen Account um weitere 60 Tage verlängert, da ich noch einige Dinge zu erledigen habe. Daher werde ich mich jetzt wieder auf den Server stürzen, um einige Elyos zu jagen und zu erledigen. (03.12.2009) Minimale Windows XP SP2 2,8 GHz-Prozessor oder gleichwertig 1 GB RAM; NVIDIA 5900 Ultra mit 128 MB RAM bzw. ATI Radeon X700 mit 128 MB RAM oder besser 15 GB Festplattenspeicher Breitband-Internetverbindung
|