Big Mutha Truckers 2: Truck me harder

Big Mutha Truckers 2: Truck me harder

(Xplosiv Premium)

geschrieben von Jana Voth

 

Schon mal einen LKW gefahren? Die meisten Leute sicherlich nicht, aber sehen kann man die Teile täglich und bei diesen Ausmaßen ist wohl klar, was da für eine Kraft dahintersteckt. Kraft ist schließlich Masse mal Beschleunigung und Masse haben LKWs eine Menge. Wenn nun noch einiges an Beschleunigung dazukommt, ist alles zu spät und genau dies geschieht bei Big Mutha Truckers. Des Weiteren soll dieses Spiel durch besonders kurvenreiche ... Pisten und den guten, alten Südstaatenhumor überzeugen.

Story

Im Vorgänger "Big Mutha Truckers" ging es darum, dass die etwas in die Jahre gekommene "Big Mutha" ihr Unternehmen an eines ihrer vier Kinder abtreten wollte. Welches es aber sein sollte, wollte sie durch einen Wettstreit ermitteln, bei dem alle vier in 60 Tagen möglichst viel Geld zu scheffeln hatten und der mit dem meisten Gewinn würde die Firma bekommen. Gerade aber, als die werte Mutter den Sieger bekannt geben wollte, wurde sie festgenommen wegen einer nicht nennenswerten Anzahl an unbezahlten Strafzetteln, 7.973, um genau zu sein, dazu noch einige Anzeigen wegen Verstößen gegen Gesundheitsverordnungen und Körperverletzung. Deswegen sollte sie vor Gericht angeklagt werden, aber wie das so ist: Geld regiert die Welt und "Big Mutha" denkt nicht im Traum daran, sich verklagen zu lassen oder gar die Strafe abzusitzen. Sie schickt stattdessen in "Truck me harder" ihre Kinder los, wieder 'ne Menge Geld zu verdienen und damit sechs Geschworene zu bestechen, damit sie für "nicht schuldig" stimmen.

Gameplay

Sieht ja alles auf den ersten Blick aus wie ein primitives Trucker-Rennspiel, aber ganz so einfach haben die Entwickler es sich dann doch nicht gemacht. Beim ersten Start wird auch ein erstes Profil angelegt. Dafür gibt man einen Namen ein und wählt eine der vier Jackson-Geschwister als Spielfigur aus. Zur Wahl stehen Bobbie-Sue, Rawcus, Cletus und Earl. Jede für sich der Inbegriff eines Klischees: das kurvenreiche, brave Blondchen, der "aufgemotzte" Casanova, der junge Mann, bei dem das Gehirn leider nicht mitgeliefert wurde, und der ... nun ja, stabil gebaute Herr, für den Hygiene und Sport wohl immer Fremdwörter bleiben werden. Die Wahl der Charaktere übt sich auf die Dialoge und das Design, nicht aber auf den Spielverlauf oder die Ausstattung der Trucks im späteren Spiel aus. Also hat Bobbie-Sues Truck beispielsweise keine besseren Airbags als die ihrer Brüder.

Hat man diese schwere Wahl getroffen, landet man im Hauptmenü. Ganz oben ist da "Truckfahrt" zu lesen, was die Hauptmission darstellt, also die schrittweise Befreiung Big Muthas. Des Weiteren gibt es Missionen, die in gewisser Weise parallel zur Truckfahrt verlaufen, aber unabhängig spielbar sind. Das heißt, sie werden erst in der Haupt-Quest freigeschaltet, können dann aber nach Belieben außerhalb davon gespielt werden. Außerdem findet man eine Galerie, die voll mit Zusatzmaterial in Form von Audioaufnahmen, kleineren Videos, Bildern und ein paar Überraschungen gestopft ist. Der Haken an der schönen Datensammlung ist, dass sie ebenfalls erst freigeschaltet werden muss. Dazu müssen bestimmte Aufgaben erledigt werden, wie das Erfüllen aller Missionen. Was genau für welches Bonusmaterial gemacht werden muss, steht da, wird aber nicht erklärt. So kann die Angabe: "Hol dir einen Bad Mutha Trucker Crash Cash-Bonus", den Spieler schon etwas verwirren.

Weiter zum richtigen Spiel. Versucht man sich an der Truckfahrt zum ersten Mal, sieht man am Anfang ein Intro, in dem die sehr, sehr kurvenreiche Big Mutha, im Gefängnis ansässig, vorgestellt wird. Kurz darauf geht die erste Fahrt los und die einzige Aufgabe besteht erst mal darin, anzukommen. Dazu hilft ein kleineres Tutorial, das eingeblendet, aber auch von Big Mutha persönlich vorgelesen wird. So bekommt man beispielsweise erklärt, dass links unten am Bildschirmrand dauerhaft ein Ausschnitt der Karte eingeblendet wird. Darauf markiert sind die (vorgeschlagene) zu fahrende Route, aber unter anderem auch Polizei, normale Autos, Motorradfahrer und Ufos - ja, auch auf die kann man treffen.

Ist man brav der grünen Route auf der Karte gefolgt und hat auch den riesigen grünen Pfeil, der die Einfahrt markiert, nicht übersehen, kommt man zum ersten Handelsposten. Davon gibt es einige in Hickstate County. Bei den meisten gibt es die Möglichkeit, in die Bar und in den örtlichen Laden zu gehen. Bestimmte Handelsposten sind aber auch wirklich nur zum An- und Verkauf da. In den Bars kann man mit dem Barkeeper reden und gegebenenfalls Missionen annehmen, die auch nicht zwangsweise in einem Truck ausgeführt werden, aber dafür immer das grobe Grundschema vom "Einsammeln" bestimmter Dinge in einer bestimmten Zeit beinhalten. Das heißt, man fährt über eine festgelegte Strecke und sammelt Gegenstände ein, indem man über sie hinüber fährt. Schwieriger wird's durch Geschwindigkeitslimits, kleinere Gegenstände, etc.

In den Lokalen findet man auch die Geschworenen. Man redet mit ihnen, erfährt ihre mehr oder minder tragischen Geschichten und damit den Grund, für den sie das Bestechungsgeld so dringend brauchen. Deren Summe nennen sie sogleich und dann geht's ans Scheffeln. Hierfür gibt's verschiedene Vorgehensweisen. Am meisten Sinn macht es aber, sich nicht auf eine zu konzentrieren, sondern sie zu kombinieren. Die erste Variante liegt auf der Hand: Für das Bestehen der Missionen gibt es Bares. Die Zweite ist nicht viel weniger offensichtlich: Durch den Ankauf billiger Ware an einem Ort und dem teuren Verkauf an einem anderen Handelsposten lässt sich auch Geld machen. Wer viel Geduld und Glück hat, kann auch durch das Spielen in den Casinos langsam, aber sicher seine Gelder zusammenkriegen, aber richtig interessant wird es bei dem, was man sich beim Fahren selbst erbeuten kann.

Während man von A nach B gelangt, kann man mitunter mehr verdienen als durch das Verkaufen der Waren an Punkt B. So gibt es Geld für das "Umnieten" von Autos, dem Entkommen vor der (korrupten) Polizei, das Mitnehmen eines Landstreichers und, und, und. Dabei waren die Entwickler auch mit Begründungen kreativ: Zum Beispiel zahlt ein Sender für möglichst spektakuläre Crashs. Die Umsetzung ist aber eher fragwürdig, denn auch wenn man nur sehr dicht an einem Auto vorbeifährt, gibt es schon den Bonus. So viel zum Spektakulären. Aber egal, wenn man nun ein anderes Fahrzeug mit voller Wucht frontal rammt, hat das durchaus auch Auswirkungen auf den Truck: Er wird langsamer und lässt sich schwerer lenken. Eine Anzeige unter dem Geschwindigkeitstacho am rechten unteren Bildschirmrand zeigt den Grad der Beschädigung an, aber spätestens, wenn Rauch vom Truck aufsteigt, sollte man wissen, was los ist. Deswegen empfiehlt es sich, zu versuchen, andere Gefährte nur mit dem unzerstörbaren Anhänger zu treffen. Nach mehreren Crashs in einer Reihe gibt's noch einen besonderen Bonus. Des Weiteren gibt es Boni für das Entkommen vor Polizei, Bikern und Ufos. Immer erscheint im oberen mittigen Bereich des Bildschirms eine Anzeige, wie nah man dran ist, zu entkommen. Bei Ufos und Bikern reicht einfaches Hin- und Herfahren bei möglichst voller Geschwindigkeit, weil zuvor aufgestiegene Biker dann runterfallen und die trägen Ufos die Kurven so nicht kriegen. Die Anzeige, wie nah man am Entkommen ist, ist bei Ufos allerdings unsinnig, da die Anzeige dadurch eh schwankt. Bei der Polizei hilft nur Gas geben oder umnieten. Letzteres geht auch bei Bikern und gibt bei beiden sogar noch mal einen Bonus.

Der ganze schöne Bonus bringt aber nichts, wenn man das Zeitlimit nicht einhält. Vor jeder neuen Fahrt (ausgenommen der ersten) legt man den Schwierigkeitsgrad neu fest: "Truck me tenderly", "Truck me" und "Truck me harder". Für die meisten Strecken gilt: Der erste ist auch zu schaffen, wenn man hin und wieder einen schwereren Unfall baut, der zweite, wenn man so gut wie keine Fehler macht und der letzte ist nahezu unmöglich. Schaut man sich die Karte aber mal genau an, merkt man schnell, dass der vorgegebene, grüne Pfad nicht immer der kürzeste ist. So sind manche Strecken auch im letzten Schwierigkeitsgrad und noch 30 Sekunden Reserve zu schaffen. Ansonsten werden nach einer Weile und mit genügend Geld auch Aufrüstungsgegenstände frei für Geschwindigkeit, Ladekapazität und Co. Schafft man es nun nicht, das Zeitlimit einzuhalten, gehen alle während der Fahrt schwer erarbeiteten Gelder verloren. Ist aber der Countdown selbst bei "Truck me harder" am Ende der Fahrt noch nicht abgelaufen, wird alles verdreifacht. Der einzige Bonus, der da nicht mit reinzählt, ist der für das Einparken. Wieder geht es um ein Zeitlimit, aber ausnahmsweise auch darum, möglichst wenige Gegenstände umzufahren.

Beim Händler angekommen, bietet der dem Spieler an, etwas zu (ver-)kaufen oder den Truck auf- und umzurüsten. Beim Einkauf wird eine lange Liste von verschiedensten Waren angezeigt, die man aber nie alle gleichzeitig transportieren kann, da manche gekühlt, andere im Tanker und wieder andere ganz primitiv auf dem Lader gelagert werden müssen. Dann gibt es auch noch Schmugglerware, für die ein Spezialfach nötig ist. Kühler, Tanker und ähnliches können beim Händler zu entsprechenden Preisen eingetauscht werden. Hat man sich für einen Anhänger entschieden, wird beim Einkaufen der Waren immer eingeblendet, wie günstig der Preis ist. So etwas wie "Schnäppchen" oder "Abzocke" steht für den Spieler breit drüber geschrieben, aber das "Geschäft des Tages" muss noch nicht das billigste in der ganzen Stadt sein. Einmal auf die Leertaste gegangen und die Preise für die gerade angewählte Ware in der ganzen Gegend werden angezeigt. Aber auch auf diese Anzeige ist nicht 100%ig Verlass, weil die Preise stetig schwanken. Bis man am nächsten Ort angekommen ist, sieht die Liste schon wieder anders aus als bei der Abfahrt.

Grafik oder "Dolly Buster lässt grüßen"

Liebevoll ist wohl das einzig positive Adjektiv, das einem kritischen Beobachter dazu einfallen kann, denn alles wurde sehr detailreich und mit manchen versteckten Finessen gestaltet. Das tröstet aber nur schwer über die irgendwie veraltete 3D-Darstellung mit viel zu vielen Ecken und Kanten hinweg. Lobenswert sind allerdings die Animationen: Auch wenn die Crashs keine sichtbaren Dellen und Beulen am eigenen Truck hinterlassen, werden andere Gefährte deutlich sichtbar demoliert und das auch noch in einer hübschen kleinen Explosion. Dazu kommen halbwegs glaubwürdige Flugbahnen. Alles steht in einem passenden Verhältnis, wo man in anderen Spielen schon schlechtere Erfahrungen machen musste. Den Charakteren sollte ebenfalls durch viele Animationen Leben eingehaucht werden, aber durch die sehr eckige Erscheinung kommt das nicht mehr richtig 'rüber.

Zum allgemeinen Erscheinungsbild der Figuren gibt es auch wieder vor allem ein passendes Wort: Geschmackssache. Man hat sicher schon schönere Busenwunder gesehen und männliche Gegenstücke sucht man (oder eben auch frau) vergebens. Alle Darstellungen sind sehr klischeehaft und karikierend. Besonders logisch darf man die Sache auch nicht sehen, denn egal wie hart man arbeitet, wenn man in den Bergen, wo Schnee liegt, kaum mehr als einen BH trägt, friert man und kein vernünftiger Mensch würde das tun. In der Galerie sind Bilder zu finden, die wohl die Entwürfe der Charaktere waren. Dort sieht man, dass die Figuren mal gar nicht schlecht geplant waren, aber die dreidimensionale Umsetzung ist eher mangelhaft. Das Design der Trucks hängt von der gewählten Figur hab, genauso wie das Aussehen der Statusanzeigen bei der Fahrt. Ob man aber die Fahrt aus dem Führerhaus, aus der Verfolgerperspektive oder noch etwas weiter hinten aus der Vogelperspektive beobachtet, kann man immer selbst durch einfaches Drücken von "C" entscheiden. Das Fahrerhaus ist eher für Fortgeschrittene zu empfehlen, weil die Sicht größtenteils durch Gegenstände verdeckt ist und zudem viele von diesen Gegenständen passend zu den Fahrbewegungen wackeln. Für Anfänger sicherlich verwirrend, für Fortgeschrittene aber eher lustig.

Sound oder "Rock on, man!"

Wieder ist es Geschmackssache, aber einig sollte man sich sein, dass die Tatsache, dass man während der Fahrten zwischen mehreren völlig verschiedenen Radiosendern wechseln kann, positiv auffällt. Es werden nun nicht gerade die neuesten Top 100 gespielt, aber zum Truck-Fahren sind die Titel eigentlich genau richtig, beziehungsweise die schwachsinnigen Talkshows und Sorgentelefone, die auf den Sendern mitunter laufen. Auch die Qualität der Dialoge ist lobenswert, auch wenn die Themen manchmal eher fragwürdig sind. Wie bei dem Design sind ebenso die Dialoge vom jeweiligen Charakter abhängig, obwohl der Ausgang des Wortwechsels stets derselbe bleibt.

"Big Mutha Truckers 2" glänzt durch einfache Bedienung, viel Kreativität und den Sinn fürs Detail. Leider ist aber seit dem ersten Teil in der Grafik nicht viel geschehen. Die Ideen in puncto Gameplay sind auch nicht immer neu, aber sehr nett umgesetzt und laden zu sinnlosen Massenkarambolagen auf den digitalen Highways ein. So wird jeder, der auch nur ein wenig Interesse an Truckern und/oder Rennspielen hat, gut einige Stunden Spaß an diesem Spiel haben. Spätestens wenn dann aber alle Schleichwege gefunden und alle Händler mal gesehen sind, wird das langwierige Auftreiben der Bestechungsgelder langweilig. Da hilft auch das umfangreiche Bonusmaterial nicht drüber weg. Trotzdem: Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt. Fans des ersten Teils dürften den Kauf nicht bereuen.

(09.02.2006)

Entwickler: euthenix
Publisher: Xplosiv
Genre: Trucker-Simulation
Releasedate: bereits erschienen
Homepage: Big Mutha Truckers 2
Preis: 19,99 €
Altersfreigabe: Freigegeben ab 12 Jahren gemäß §14 JuSchG

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