Der Herr der Ringe: Die Schlacht um Mittelerde II (Electronic Arts) geschrieben von Christian Graser
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Am Anfang war das Buch - und die Menschen sahen, dass es gut war. Bis heute zählt "Der Herr der Ringe" zu den beliebtesten und meistgelesenen Werken. Viele Jahre später folgten dem Buch die Filme, drei an der Zahl, und auch sie wussten dem Publikum zu gefallen. Zeitgleich mit dem dritten Teil des Films erschien das Strategiespiel "Die Schlacht um Mittelerde" und auch dieses fand einen Weg in die Herzen der Fans. Ein Buch, eine Verfilmung, eine Strategiespielumsetzung - der Kreis scheint geschlossen. Und trotzdem legt EA ein weiteres Echtzeitstrategiespiel nach: "Die Schlacht um Mittelerde II". Nebenrollen gesucht Teil eins lässt Sie die berühmte Buchvorlage teilweise nachspielen. Sie begleiten die Gefährten auf ihrem beschwerlichen Weg gen Mordor, verteidigen Helms Klamm und schlagen zusammen mit den Ents Saruman vernichtend in Isengart. Da nach der Zerstörung des Einen Rings das Böse zerschlagen war und man Ihnen die gleiche Geschichte kein zweites Mal vorsetzen wollte, schlagen Sie diesmal weitaus weniger bekannte Schlachten. Die Handlung im Spiel spielt zur gleichen Zeit wie die des ersten Teils, doch die Gefährten bekommen Sie nie zu Gesicht. Sie unterstützen stattdessen die Zwerge und Elben im Kampf gegen Saurons Armeen, die in alle friedlichen Ecken Mittelerdes vordringen, oder stellen sich auf die Seite der Finsternis und versuchen, die Guten zu vernichten. Dies beschreibt auch schon in groben Zügen den Ablauf der beiden, jeweils knapp zehn Stunden dauernden, Kampagnen. Die einzelnen Missionen sind durch eine Hintergrundgeschichte lose miteinander verbunden, ein durchgehend roter Faden lässt sich leider kaum erkennen. Die Basis ist die Grundlage jedes Fundaments Ganz anders ist jedoch der Eindruck, den Sie bekommen, wenn Sie das erste Mal ein Schlachtfeld betreten. Die Kamera ist frei dreh- und zoombar, so dass Sie die herrliche Landschaft Mittelerdes aus allen Blickwinkeln betrachten können. Die Waffen und Rüstungen Ihrer Einheiten, die Sie mit der gewohnten Echtzeitstrategiesteuerung durch die Missionen schicken, blinken in der Sonne und der orchestrale Herr-der-Ringe-Soundtrack beschallt die malerische Szenerie. Zu Beginn der meisten Missionen ist es Ihre Aufgabe, mit einigen Einheiten eine funktionierende Basis zu errichten, deren Herzstück eine Festung ist. Dieses Hauptgebäude besitzt mehrere Erweiterungsbauplätze, an denen Sie nach Gefallen Türme, Mauern, Katapulte oder ähnliche Verteidigungsanlagen errichten dürfen. Anders als im Vorgänger müssen Sie Ihre Gebäude nicht mehr an vorgegebenen Stellen errichten, sondern können diese, wie aus anderen Genrevertretern bekannt, frei platzieren. Dass der Basisbau sehr zügig vonstatten geht, liegt vor allem am rudimentären Ressourcenmanagement. Beachten müssen Sie lediglich das Einheitenlimit, welches sich durch verschiedene Gebäude erhöhen lässt, sowie Ihren Rohstoffvorrat, den sich jedes Volk auf unterschiedliche Art anlegt. Elben pflanzen beispielsweise Mallornbäume, Zwerge bauen Gestein ab und die Krieger Isengarts roden den Fangornwald. Wenn die Infrastruktur stimmt, beginnen Sie mit der Ausbildung Ihrer Kampfeinheiten, die dann meist gleich als Bataillone wunderschön animiert aus der Kaserne stürmen. Was bei der Story versäumt wurde, wird bei den Einheiten nachgeholt - Tolkien-Fans finden hier jedes bekannte Wesen Mittelerdes. Unter dem Banner der Menschen des Westens ziehen Rohan und Gondor vereint in die Schlacht, auf Seiten der Zwerge kämpfen neben den verschiedensten Bataillonen der bärtigen Gesellen auch die Menschen aus Thal, und das Volk der Elben zieht ungeachtet ihrer Herkunft in den Krieg, so dass Elben aus dem Düsterwald Seite an Seite mit ihren Brüdern aus Bruchtal und Lorien zu sehen sind. Um das Gleichgewicht der Kräfte zu wahren, wurden auch den Armeen der Finsternis drei spielbare Völker spendiert. Für Mordor kämpfen sowohl Mordor-Orks als auch Trolle, sowie die Haradrim und die mächtigen Mumakils, während unter dem Banner der weißen Hand Isengarts hauptsächlich UrukHais in sämtlichen Variationen und Wargreiter zu finden sind. Das Volk der Orks setzt sich aus den restlichen "dunklen" Wesen Mittelerdes zusammen - Moria-Goblins kämpfen Seite an Seite mit Höhlen- und Gebirgstrollen sowie verschiedenen Spinnenarten. Scharmützel um Mittelerde So vielfältig die Einheiten sind, so schnell ist auch deren Limit erreicht, was dazu führt, dass Sie in den seltensten Fällen in den Genuss epischer Schlachten kommen, sondern meist nur kleine Scharmützel schlagen werden. Doch egal, ob Sie im großen oder kleinen Rahmen Gegner kloppen, für jeden getöteten Feind erhalten Ihre Mannen Erfahrung und steigen so nach und nach um mehrere Stufen auf, was sie zu immer besseren Kämpfern macht. Insbesondere bei Ihren Helden, die Sie in der Festung für viele Rohstoffe anwerben können, wirkt sich dies durch das automatische Erlernen verschiedener Spezialfähigkeiten teilweise deutlich aus. So erhält Glorfindel beispielsweise die Möglichkeit, seine Reitgeschwindigkeit kurzzeitig stark zu erhöhen und seinen Rüstungswert zu verbessern oder Schlangenzunge die Fähigkeit, die Kontrolle über gegnerische Einheiten zu erlangen. Trotz der bekannten Namen wachsen Ihnen die Helden nicht so sehr ans Herz wie in "WarCraft III", da Sie weder selbstständig die Fähigkeiten wählen dürfen, die verbessert werden, noch die Heroen eine besondere Rolle in den Missionen spielen. Deutlich interessanter und auch etwas mächtiger sind die sogenannten Guten Fähigkeiten und Dunklen Fähigkeiten, die Sie gegen in Kämpfen gewonnene Fähigkeitspunkte eintauschen können. Je nach Wahl Ihres Volkes stehen Ihnen unterschiedliche Sprüche zur Verfügung, die, ähnlich wie in "Age of Mythology", global abrufbar sind. Diese reichen vom simplen Bau eines Turmes über das Rufen mächtiger Verbündeter wie Tom Bombadil oder dem Balrog, bis hin zu schlachtenentscheidenden Zaubern wie Flutwellen, Erdbeben oder Feuerregen. Insbesondere in Mehrspielerpartien gegen menschliche Gegner sorgen diese Fähigkeiten für allerhand Kurzweil und Schadenfreude. Wo bleibt eigentlich der Ring? Wie schon im Vorgänger besitzen auch in "Die Schlacht um Mittelerde II" die Einheiten wieder künstliche Gefühle. Diese äußern sich durch situationsabhängige Kommentare der einzelnen Bataillone während des Kampfverlaufs. Elben in Unterzahl fangen gerne mal das Jammern an, während Zwerge darauf bestehen, bis zum Tod tapfer zu kämpfen. Diese kleinen Details, beispielsweise der Ork, der Sie regelrecht anmault, weil keine Rohstoffe mehr vorhanden sind, tragen unheimlich zur Atmosphäre bei, mit welcher die KI leider nicht ganz mithalten kann. Zwar greift sie zügig an und auch die Einheitenmischung stimmt, Angriffswege und Zeitabstände der feindlichen Wellen sind jedoch relativ vorhersehbar. Im Gefechtsmodus dagegen spielt die KI sehr ansehnlich und setzt Sie schon auf mittlerem Schwierigkeitsgrad ordentlich unter Druck, so dass Sie gezwungen sind, ihrerseits zügige Gegenangriffe zu starten. Auf die Möglichkeit, Formationsbefehle zu nutzen können Sie getrost verzichten, denn sobald die Fronten aufeinander treffen, löst sich jede noch so schöne Formation in heilloses Chaos auf, weshalb Ihre Taktik hauptsächlich daraus bestehen sollte, feindlichen Bataillonen die jeweils passende Gegeneinheit auf den Hals zu hetzen. Die Reiter Rohans galoppieren durch Ork-Horden regelrecht hindurch, sind aber gleichzeitig für Pikenträger der Uruks leichte Beute. Für jede Einheit gibt es so die entsprechende Gegenmaßnahme und der überlegte Einsatz der Spezialfähigkeiten sorgt in Kombination mit den richtigen Armeen schnell für den Sieg, wodurch die Gefechte meist zwischen 30 und 45 Minuten dauern. Nur in diesem Modus taucht auch der Eine Ring auf, der von Gollum über das Schlachtfeld getragen wird. Wird dieser getötet, kann der Ring in die Festung eines Spielers gebracht werden, der daraufhin Galadriel beziehungsweise Sauron rufen kann, die beide besonders mächtige Zauber besitzen. Wird dieser Ringheld vernichtet, verliert er wiederum den Ring, der daraufhin erneut geborgen werden kann. Letztlich gibt es noch den Risiko-ähnlichen Spielmodus Ringkrieg, bei dem Sie auf einer hässlichen Strategiekarte rundenbasiert Armeen erstellen, verschieben und bekämpfen, wobei Sie die Schlachten wahlweise auswürfeln lassen oder selbst in Echtzeit austragen dürfen. Kino zum Selberspielen Die Präsentation von "Die Schlacht um Mittelerde II" ist schlichtweg fantastisch. In keinem Strategiespiel konnten Sie bisher derart detailreiche Animationen bestaunen. Zwergenbataillone werfen gelangweilt ihre Äxte in die Luft, Pferde der Reiter von Rohan scheuen hin und wieder und in den Gebäuden sehen Sie die Menschen und Orks arbeiten und trainieren. Wenn Sie mit der Maus eine Einheit anwählen, zucken die Männer zusammen und erheben Ihre Waffen zum Gruß. Diese Details kommen dank des Zooms auch ausreichend zur Geltung, doch gerade wenn mehrere Mumakils die eigene Basis angreifen, werden Sie sich wünschen, etwas weiter als bisher möglich wegzoomen zu können, um die Übersicht zu behalten. Die Bauanimationen sind dagegen leider eine Zumutung - die Gebäude "wachsen" einfach aus dem Boden in die Höhe, worunter der Gesamteindruck etwas leidet. Die Landschafts- und Umgebungsgrafiken sind ebenfalls sehr ansehnlich, werden aber meist aufgrund der vielen Effekte im Kampf wie Nebel, Rauch und Explosionen kaum wahrgenommen. Alle Einheiten sehen so aus, wie Sie dies aus den Filmen kennen, was zusammen mit den passenden Geräuschen für einen hohen Wiedererkennungsgrad sorgt. Sie werden nicht nur vom Original-Soundtrack unterhalten, der schon im Menü für Gänsehaut sorgt, sondern erleben auch bei der restlichen Vertonung nur Positives. Die Völker bekamen passende Stimmen und Akzente spendiert und durch die Art wie etwas gesprochen wird, wirken sie sehr lebendig und authentisch. Orks brüllen sich mit rauer Stimme an, wenn sie sich im Weg stehen, Elben rufen zum Rückzug, wenn Sie sie von der Front zurück in die Basis beordern und Zwergen hört man ihre Kampfeslust bei jeder Bewegung an. Die Schlachtgeräusche tragen ebenfalls einen Großteil zur Atmosphäre bei, egal ob es das tiefe Donnern galoppierender Pferde oder das Surren vieler Pfeile ist. Dieses Spiel ist ein Fest für Augen und Ohren. Minimale - Windows XP - Pentium IV 1,6 GHz oder höher (oder vergleichbarer AMD) - 512 MB RAM - GeForce 3 Grafikkarte mit mind. 64 MB oder höher - DVD-Laufwerk - mind. 5,5 GB freier Festplattenspeicher - Soundkarte (DirectX-kompatibel)
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