DiRT RALLY (Xbox One)

Überraschend erfolgreich feierte Ende 2015 eine lang ersehnte Rallyesimulation ihr gelungenes PC-Comeback: DiRT Rally kehrt zurück zu den Wurzeln von Colin McRae Rally und verabschiedet sich vorerst vom schimmernden Trendsport-Image der vergangenen Ableger. Neben der PC-Version sind nun auch Konsolenfassungen für PS4 und Xbox One erhältlich.

Weniger ist mehr

Wer sich die Erstauflage mit der Bezeichnung „Legend Edition“ sichert, wird neben dem Hauptspiel mit zusätzlichen Inhalten belohnt. Die Dokumentation „Colin McRae – Rally Legend“ zeichnet sehenswert den Lebens- und Karriereweg einer viel zu früh verstorbenen Ikone dieser Sportart nach. Außerdem erhält man mit dem digitalen Bonusinhalt „Fully Loaded Mini Pack“ das Fahrzeug MINI 1071 Cooper S samt Team-Mechaniker. Neben diesem Zusatz sind bereits fast 50 lizenzierte Wagen verschiedener Rennfahr-Epochen seit den 1960er Jahren enthalten, u. a. Lancia, Ford, Audi, Peugeot, VW, Renault, Opel, Subaru oder Hyundai.

Um die kostspieligen Boliden im Karrieremodus freizuschalten, erweist sich in der Praxis durch das geizige Prämien-Belohnungssystem als besonders mühseliges und zeitaufwendiges Unterfangen. Obendrein müssen von den Preisgeldern noch bis zu fünf Techniker finanziert werden, die im Gegenzug die Effizienz bei Reparaturen steigern. In den drei Spielmodi Rallye, Rallycross und Hillclimb gibt es klassische Veranstaltungen auf sechs Schauplätzen, nämlich Griechenland, Wales, Monaco, Deutschland, Finnland und Schweden in verschiedenen Variationen. Letztendlich hätten dem Umfang mehr Orte sicherlich nicht geschadet. Eine Rallye ist im Grunde genommen Zeitfahren ohne gegnerische Fahrer auf der Strecke und besteht im Rahmen von fünf Meisterschaften aus mehreren Events, die nacheinander absolviert werden müssen. Verdiente Punkte am Ende der Saison entscheiden schließlich über Aufstieg, Abstieg oder Verbleib in der Rennserie.

Beim Rallycross ist man hingegen nicht alleine unterwegs, sondern bietet sich mit mehreren Kontrahenten intensive Positionskämpfe in kurzen Ausscheidungsrennen. In Hillclimb soll vom Tal bis zur Spitze die legendäre Strecke von Pikes Peak gemeistert werden. Diese Disziplin ist zwar abwechslungsarm, dafür aber wohl die größte Herausforderung, weil es hier mit den schnellsten Vehikeln ohne hilfreiche Beifahreransagen Richtung Gipfel geht. Bei individuell erstellbaren Events sind übrigens alle Modi, Fahrzeuge und Schauplätze bereits von Beginn an verfügbar.

Zwar gibt es keine Möglichkeit, das Geschehen an einem geteilten Bildschirm zu spielen, dafür aber motivierende Online-Optionen. Ligen, Herausforderungen, Wetteinsätze, Meisterschaften sowie regelmäßige Veranstaltungen, Ranglisten und virtuelle Finanzboni sorgen für langanhaltende Laune. Die meisten Wettbewerbe setzen jedoch den Besitz eines bestimmten Fahrzeugs voraus. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass sämtliche Modi enorm viel Spaß machen. Leider enttäuscht die sparsame Präsentation mit nüchternen Menüs und langweiligen Texteinblendungen. Auf Schnickschnack wie Hochglanz-Zwischensequenzen oder Siegerehrungen wird nämlich komplett verzichtet.

Anspruchsvoller Spielspass mit Ansage

Im Gegensatz zu aktuellen Genre-Kollegen wie Sebastian Loeb Rally Evo oder WRC 5 versteht sich DiRT Rally als reine Simulation mit hohem Realitätsanspruch. Einsteiger und Neulinge werden trotz zuschaltbarer Fahrhilfen wie ABS, Traktions- und Stabilitätskontrolle überfordert sein, denn das Fahrvergnügen ist mit harter Arbeit verbunden. Eine Fahrschule gibt es nur als Lehrvideos, außerdem fehlt eine optionale Rückspulfunktion. Wer Fehler begeht, muss auch zwangsläufig mit den daraus resultierenden Zeitverlusten leben, zumal das Zurücksetzen des Wagens auf die Strecke oder Neustarts konsequent mit empfindlichen Zeit- und Prämieneinbußen bestraft werden. Für Reparaturen bei mechanischen Schäden und Abnutzungserscheinungen zwischen den Etappen steht nur ein begrenztes Zeitlimit von 30 virtuellen Minuten zur Verfügung, bei Überschreitung drohen ebenfalls Strafen. Durch den interessanten Teamaspekt kann diese Schwierigkeit jedoch optimiert werden, wenn sich bis zu fünf Techniker um den Boliden kümmern.

Für Fortgeschrittene und Profis werden hingegen Träume wahr, denn der kompromisslose Anspruch und die starken Gegner machen Top-Platzierungen zur besonderen Herausforderung. Das Streckendesign ist großartig: Über Schotter, Asphalt, Beton, Schnee, Eis und Dreck wollen unter verschiedenen Witterungsverhältnissen Schikanen, enge Straßen, gefährliche Kurven, Abhänge, Hügel und scheinbar sichere Geraden gemeistert werden. Zwar gibt eine Anzeige am linken Bildschirmrand Auskunft über den Fortschritt von den Checkpoints bis ins Ziel, eine klassische Streckenübersicht fehlt jedoch. Vielmehr sollte man den klaren Ansagen des Copiloten aufmerksam zuhören, um vorausschauend fahren zu können.

Letztendlich ist es neben fahrerischem Können auch eine Frage des richtigen Setups, wie sich das gewählte Fahrzeug bei den Gegebenheiten verhält. Die Einstellungsmöglichkeiten sind umfangreich, beispielsweise können Anpassungen bei Bremsbalance, Differenzial, Gangübersetzung, Stoßdämpfer, Radaufhängung, Spurwinkel, Bodenfreiheit, Federung und Getriebe zur besseren Balance beitragen. Eine Testfahrt könnte bereits zu wichtigen Erkenntnissen führen und sollten nicht vernachlässig werden, auch weil alle Modelle über individuelle Eigenschaften verfügen und sich unterschiedlich anfühlen. Am besten steuert sich das Geschehen übrigens mit Force-Feedback-Lenkrädern, doch auch die gängigen Gamepads sind sehr gut an die hervorragende Fahrphysik angepasst. Egal ob Innen- und Außenperspektiven oder Cockpit: Die verschiedenen Ansichten bieten eine gute Übersicht.

Nur das vereinzelt unglaubwürdige Kollisionsverhalten passt nicht ins Gesamtbild und sorgt eher für unfreiwillige Komik. Oftmals landet das Auto nach spektakulären Abflügen oder Überschlägen wenig nachvollziehbar auf der Fahrbahn und man kann einfach weiterfahren, als wäre nichts passiert. Eine weitere Beobachtung macht ebenfalls stutzig, ist aber wohl nach den praktischen Erfahrungen eher eine kuriose Ausnahme: Im Laufe einer Meisterschaft belegt ein deutscher KI-Fahrer weit abgeschlagen den letzten Platz des Events in Monaco. Bei den darauffolgenden Veranstaltungen auf deutschem Boden gewinnt eben jener Fahrer sämtliche Prüfungen mit deutlichem Abstand.

PS-starker Grafikmotor

Grafisch treibt die Ego-Engine 3.0 DiRT Rally zu optischen Höchstleistungen. Wechselnde Wetterverhältnisse und unterschiedliche Tageszeiten gibt es nur auf ausgewählten Etappen. Die ansehnlichen Schauplätze variieren mit felsigen Gebieten, dichten Wäldern oder winterlichen Passagen. Feine Partikeleffekte, schicke Fahrzeuge mit sichtbaren Schäden sowie Verschmutzungen, detaillierte Cockpits inklusive ablesbarer Instrumente und einem vollständig modellierten Copiloten fügen sich zu einem tollen Gesamtbild zusammen. Etwas grobe Zuschauer und Objekte am Streckenrand fallen während der rasanten Herausforderungen kaum auf.

Das Geschehen läuft bis auf kaum nennenswerte Ausnahmen angenehm flüssig mit gefühlten 60 Bildern pro Sekunde ab. Das überragende Geschwindigkeitsgefühl wird weder auf PC, PS4 oder Xbox One durch Ruckler negativ beeinträchtigt. Darüber hinaus wird man noch mit fantastischen Replays belohnt, diese Wiederholungen lassen sich softwareseitig leider nicht abspeichern. Abgerundet wird das Ganze noch mit passender Musik, satten Motorenklängen und Soundeffekten auf Referenz-Niveau. Beispielsweise geben aufwirbelnde Dreckpartikel, knisternder Schnee, Fehlzündungen oder quietschende Bremsen und Reifen ein geniales akustisches Feedback wieder.

Christian Schmitz (ch.schmitz@online.de)


Fazit

Mit DiRT Rally ist Entwickler Codemasters nach vielen enttäuschenden Rennspielen endlich wieder ein großer Wurf gelungen. Die Rückbesinnung auf alte Stärken, vor allen Dingen den Fokus auf eine erstaunlich realistisch simulierte Fahrphysik zu legen und so aufwendig modellierte Rennfahrzeuge verschiedener Epochen auf anspruchsvolle Strecken loszulassen, dürfte viele Rennsportbegeisterte euphorisch stimmen. Das Positive überwiegt deutlich, die wenigen Negativaspekte lassen sich an einer Hand abzählen. Neulinge und Quereinsteiger sollten wegen des hohen Schwierigkeitsgrades vorher unbedingt Probe spielen. Fortgeschrittene, Profis und insbesondere Fans, denen der Name Colin McRae Rally noch etwas sagt, kommen an dieser Simulation nicht vorbei.


Kommentare:
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2018-01-27 00:21:10... - Nedim

di jesi bruda


2018-01-27 00:14:57... - Lautaro

gran juego


2016-08-08 13:38:38... - master4ka

gadgag


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