Rainbow Six Siege

Rainbow Six, das waren einmal knifflige Planungsphasen und eine spannende Kampagne gekrönt von einem guten Mehrspielermodus. Das neue Rainbow Six Siege von Ubisoft beschränkt sich hingegen fast ausschließlich auf letztgenannten und bietet damit deutlich weniger Umfang als frühere Titel der Serie. Lohnt sich das Spiel also überhaupt? Wir haben uns für euch die schusssichere Weste übergezogen und uns einen Überblick verschafft.

Aus Team Rainbow werden Operators

In Rainbow Six Siege schlüpfen wir ganz in der Tradition der Reihe in die Rolle verschiedener internationaler Anti-Terror-Spezialisten, die dem Team Rainbow angehören, allerdings taucht dieser Name im Spiel nur noch selten auf. Wir übernehmen die Rolle unterschiedlicher, als Operators bezeichneter Elitepolizisten die den fünf Spezialeinheiten SAS, FBI, SWAT, GIGN SPETSNAZ und GSG 9 angehören.

Die Operators gliedern sich in zwei Untergruppen. Die Angreifer, deren Mission es ist, Gebäude zu stürmen und Bomben zu entschärfen oder Geiseln zu befreien. Ihnen gegenüber steht die Gruppe der Verteidiger, welche Bomben und Geiseln vor dem Zugriff der Angreifer verteidigen müssen. Jeder Operator verfügt über spezielle Ausrüstungsgegenstände, die ihm oder seinem ganzen Team im Spiel einen individuellen Vorteil verschaffen. Beispielsweise verfügt der auf das Angriffsspiel ausgelegte Operator "Blitz" über einen speziellen Polizeischild, in dessen Vorderseite der namensgebende Blitz integriert ist, der zum Blenden von Gegnern eingesetzt werden kann. Der defensiv ausgelegte Operator "Bandit" hat hingegen ein Gerät, mit dem metallische Gegenstände wie der zur Abwehr von Angreifern auslegbare Stacheldraht unter Strom gesetzt werden können. Jedem Operator stehen zudem zwei bis drei verschiedene Primär- und Sekundärwaffen sowie weitere Ausrüstungsgegenstände zur Verfügung, die in jeder Spielrunde neu ausgewählt werden können. Für die Waffen lassen sich unter anderem verschiedene Visiere freispielen, um sie den eigenen Vorlieben anzupassen.

Die Zusammensetzung der Spielerteams kann aus Operators aller Spezialeinheiten erfolgen, jedoch kann jeder nur einmal vertreten sein. Sind alle vom Spieler bereits freigeschalteten Operators von Mitspielern besetzt, bleibt nur noch der Griff zur Rekrutklasse, die über keine besondere Ausrüstung verfügt.

Zur Freischaltung von Operators oder Waffenmodifikationen müssen Marken eingesetzt werden, welche wir für Erfolge im Spiel erhalten. Mit jedem freigeschalteten Operator erhöht sich der Preis für die nächste Freischaltung. Da diese Steigerung für jede der fünf Spezialeinheiten einzeln berechnet wird, stehen die ersten fünf Operators mit niedrigem Preis allerdings dennoch sehr schnell zur Verfügung.

Im Mehrspielermodus treten also nicht mehr Polizisten gegen Terroristen an, sondern offensive und defensive Operators derselben Sondereinsatzkommandos. Gerade bei Anfängern kann es im Spiel in hektischen Situationen dadurch zu Verwechslungen kommen, da beide Fraktionen nicht immer durch das Aussehen sofort als Gegner zu erkennen sind.

Multiplayer

Der Mehrspielermodus stellt das Herzstück des Spiels dar. Hier treten zwei Teams zu je fünf Spielern gegeneinander an. Dabei nehmt ihr abwechselnd die Rolle von Angreifern oder Verteidigern ein. Gewonnen hat das Team, das als Erstes drei Runden für sich entscheiden kann. Ein Spiel kann sich also über maximal fünf Runden erstrecken.

Jede Runde gliedert sich in zwei Phasen. In der 30 Sekunden langen Vorbereitungsphase gilt es für Angreifer, mittels kleiner Drohnen das zu stürmende Gelände aufzuklären und so eine Grundlage für den folgenden Zugriff zu schaffen. Wird eine Geisel oder Bombe entdeckt, wird sie bleibend auf der Karte markiert.

Für Verteidiger gilt es zum einen, die Aufklärung des Missionsziels zu verhindern, und zum anderen, den Angreifern den Zugriff zu erschweren. Hierzu stehen verschiedene Mittel zur Verfügung. Wir vernageln Fenster und Türen, verstärken Wände, um einen Durchbruch zu verhindern, platzieren Stacheldraht und Sprengfallen und schalten mit einem Störsender Drohnen aus, die uns zu nahe kommen.

In der folgenden Aktionsphase legen sich die Verteidiger auf die Lauer (böse Zungen würden behaupten, sie campen), um die Angreifer abzufangen. Die Eindringlinge müssen sich zunächst Zugang zum Gebäude verschaffen. Die einfachste Variante hierbei ist, die Barrikade einer Tür oder Fenster zu durchbrechen. Man kann sie zerschlagen, zerschießen oder sprengen. Um es den Verteidigern nicht zu einfach zu machen, können auch Wände erklommen werden. An einem Seil hängend (sogar kopfüber) ist das Betreten des Gebäudes an zahlreichen Stellen möglich.

Auch in den Gebäuden selbst können Wände und Decken durchschossen, zerschlagen und gesprengt  werden, um neue Wege zu schaffen oder sich dahinter versteckende Verteidiger beziehungsweise Angreifer auszuschalten. In den bislang elf verfügbaren Karten kämpfen wir in Wohnhäusern, Villen, Lagerhäusern und auch im Flugzeug. Die verschiedenen Schauplätze sind dabei stets mehrgeschossig und verwinkelt. Hinter jeder Ecke kann ein Gegner lauern, und so ist ein besonnenes Vorgehen von entscheidender Bedeutung.

Die kurzen, aber knackigen Runden erfordern neben einem schnellen Zeigefinger auch ein gutes Gehör und im Idealfall ein gutes Zusammenspiel im Team. Hierzu steht auch ein spieleigener Sprachchat zur Verfügung. Jede Sekunde kann die Wand neben dem Spieler in Rauch aufgehen oder eine scheinbar schützende Barrikade von Kugeln durchsiebt werden.

Mit jedem neu freigespielten Operator ergeben sich zusätzliche taktische Möglichkeiten, was zum Experimentieren einlädt. Aber schon nach wenigen Spielen zeichnet sich auf jeder Karte ein sehr ähnliches Vorgehen beider Parteien ab, so dass nur Perfektionisten auch langfristig motiviert werden. Ob wir eine Geisel befreien oder eine Bombe entschärfen müssen, die verschiedenen Spielmodi spielen sich nahezu identisch. Lediglich bei der Geiselbefreiung müssen sich Angreifer etwas mehr vorsehen, den zu rettenden Zivilisten nicht versehentlich zu töten.

Singleplayer

Wer sich nicht mit einem zufälligen Team in den Kampf stürzen will, dem stehen verschiedene Herausforderungen und die klassische Terroristenjagd zur Verfügung.

Die Herausforderungen dienen vor allem dem Erlernen der Spielmechaniken und dem Kennenlernen der verschiedenen Karten. Da die Position der auszuschaltenden Terroristen sich nicht verändert und die Computergegner auf unsere Aktionen immer gleich reagieren, bieten sie keinen hohen Wiederspielwert und sind auch auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad schon mit wenigen Versuchen zu bewältigen.

Im Spielmodus Terroristenjagd gibt es neben einer Kooperativvariante mit fünf Spielern auch die Option, als einsamer Wolf anzutreten. Hier stellt ihr euch einer größeren Zahl an Computergegnern. Die Terroristen haben sich in einem der aus dem Mehrspielermodus bekannten mehrgeschossigen Gebäude verschanzt, und eure Aufgabe ist es, sie auszuschalten.

Ohne Rückendeckung ist als einsamer Wolf besondere Vorsicht gefragt. Hier reichen ein gutes Auge und ein schneller Zeigefinger alleine nicht aus. Wir rücken vor, schalten einen Gegner aus, ziehen uns auf eine sichere Position zurück, um unseren nächsten Schritt zu planen, und rücken wieder vor. Wir locken Gegner hinter uns her, klettern an Außenwänden empor und sprengen Barrikaden, um uns neue Zugänge zu schaffen.

Vor allem die Drohne, die wir in unserem Gepäck haben, ist hier wertvoll. Wir klären mit unserem kleinen Helfer einen Raum nach dem anderen auf und markieren gefundene Gegner. Anschließend parken wir die Drohne in einer sicheren Ecke, damit sie nicht zufällig von einem patrouillierenden Feind entdeckt und zerstört wird. Haben wir die Aufklärung abgeschlossen, gilt es, die Früchte unserer Arbeit einzufahren. Die Markierung der Feinde bleibt für einige Sekunden erhalten, so dass wir sie in vielen Fällen ausschalten können, ohne direkten Sichtkontakt herstellen und uns damit in Gefahr begeben zu müssen. Eine gezielte Granate oder Schüsse durch eine der vielen durchlässigen Barrikaden oder Wände, schon sind wir dem erfolgreichen Abschluss unserer Mission einen großen Schritt näher.

Aber auch bei der besten Aufklärung kann man in den verwinkelten Gebäuden des Spiels leicht einen Gegner übersehen, weshalb es gilt, die Ohren zu spitzen. Am Geräusch lässt sich erkennen, ob der Gegner auf dem Gang, hinter der nächsten Ecke oder ein Stockwerk über beziehungsweise unter uns ist. Und noch aus einem weiteren Grund ist unser Gehör gefragt, denn neben dem von den Terroristen ausgelegten Stacheldraht, der uns verlangsamt, sind auch zahlreiche Sprengfallen verteilt. Die Nähe einer solchen macht sich mit einem Geräusch bemerkbar, das an gestörten Handy-Empfang erinnert. Auch wenn die KI es uns nicht immer schwer macht, sorgt insbesondere das Spiel als einsamer Wolf immer wieder für Nervenkitzel.

Grafik und Sound

Grafisch setzt Rainbow Six Siege zwar keine neuen Maßstäbe, kann sich aber dennoch sehen lassen. Rauch- und Partikel-Effekte sind gut umgesetzt, und die Texturen hinterlassen einen soliden Eindruck. Einzig die Bewegungen der Spielfiguren wirken stellenweise etwas unnatürlich, was im Eifer des Gefechtes aber nur selten auffällt.

Überdurchschnittlich gut fällt die Vertonung aus. Nicht nur, dass Explosionen wirklich brachial klingen, sie lassen sich zudem auch noch gut verorten. Unterstrichen werden sie durch ein leichtes Wackeln unseres Sichtfeldes, was den ohnehin gelungenen Effekt nochmals mehr Kraft verleiht.

Auch der Klang von Schritten und Schüssen unterscheidet sich deutlich in Abhängigkeit davon, ob der andere Spieler sich über, unter, hinter oder neben uns befindet. Nicht selten hört man den Gegner so lange, bevor man ihn sieht. All das macht Rainbow Six Siege zu einem Fest für die Sinne.