Leo´s Fortune

Der Jump-'n'-Run-Plattformer "Leo's Fortune" wurde von dem schwedischen Entwicklerstudio 1337 & Senri LLC konzipiert und entwickelte sich nach seiner Veröffentlichung im Jahr 2014 auf den mobilen Geräten schnell zu einem Überraschungs-Hit. Gelobt wurden damals vor allem die präzise Steuerung, das tolle Artdesign und die hochwertige Soundkulisse. Nun ist der Titel für Xbox One, PlayStation 4, Windows und Mac OS erschienen und wurde zu diesem Anlass mit einer gestochen scharfen HD-Portierung ausgerüstet. Warum der Titel auch auf dem PC zu den besten Jump-'n'-Runs zählt, klärt unser Test.

 

Mein Schatz!

 

In Rares Klassiker "Donkey Kong Country" für Super Nintendo muss der gleichnamige Titelheld zu Beginn des Spiels bestürzt feststellen, dass jemand in dessen Höhle eingedrungen ist und die heiß geliebten Bananen restlos gestohlen wurden. Alsbald macht sich Donkey Kong zu einer Reise ins Ungewisse auf, um seine Bananen wieder aufzuspüren und die Schurken zu besiegen. Rund 20 Jahre später treffen wir auf Leopold, einen schnauzbärtigen Fellball, der unter dem Titel "Der Goldige" bekannt ist. Statt sich seines warmen Tees am Morgen zu erfreuen, muss er zu seiner Bestürzung feststellen, dass sein gesamter Goldvorrat entwendet wurde. Doch anders als Nintendos schlipstragender Affe vermutet Leopold, dass der Dieb aus seinem unmittelbaren Familienkreis stammt. Die verdächtigten Verwandten werden zu Beginn in einer kurzen Einführungssequenz mittels Gemälden der Reihe nach vorgestellt, während Leopold aus dem Off darüber spekuliert, wer als Übeltäter wohl am ehesten in Frage käme und welche Gründe derjenige für seine Tat gehabt haben möge. War es also Tante Olga, die schon immer eine Vorliebe für Edelmetalle hegte und ihr Besitztum mit Leopolds Gold erweitern wollte? Oder war der Übeltäter doch viel eher Cousin Victor, der seine moralischen Werte immer dann über den Haufen warf, wenn Gold in der Nähe war?

 

Zum Glück hat der Täter das gestohlene Gold unterwegs Stück für Stück verloren, sodass Leopold gewillt ist, seinen Goldvorrat wiederaufzufüllen und den Diebstahl persönlich aufzuklären. Also hinterlässt er seiner Frau Matilda einen Zettel mit seinem Abschiedsgruß und macht sich auf den Weg, seinen Verwandten einen Besuch abzustatten. Leopolds Reise wird dabei in fünf Akte unterteilt, wobei jeder aus vier Levels besteht. Auf unserer Odyssee wandern wir durch mit Moos bedeckte Waldgebiete, streifen durch staubige Tempelanlagen und schlagen uns durch eine neblige Hafenstadt, die uns teilweise durch Unterwasserabschnitte führt. Die Levels sind insgesamt sehr liebevoll gestaltet worden und überzeugen durch ein hohes Maß an Abwechslung wie individuellen Elementen. Zwischen den Abschnitten wird jeder Verwandte zu Beginn von Leopold auf sympathische Weise vorgestellt.

 

Ein flauschiger Geselle

 

Obwohl man annehmen dürfte, dass Fellball Leopold aufgrund seiner speziellen Form am ehesten durch die Levels rollen würde, bewegt er sich vielmehr dadurch fort, indem er auf dem Boden entlanggleitet. Dabei baut er ein ordentliches Tempo auf und darf durch Höhlenstollen und Loopings rasen, sodass wir uns oft an SEGAs "Sonic"-Reihe erinnert fühlen. Hatte die Steuerung auf den mobilen Geräten aufgrund ihrer erstaunlich präzisen Wischtechnik noch für Begeisterung gesorgt, gehört sie für den PC nun zum guten Standard. Mit den Pfeiltasten lassen wir Leo über den Boden gleiten, während wir mit ihm via Leertaste zu einem Sprung ansetzen. Beim Springen plustert sich Leopold zusätzlich auf und kann dadurch, wie Nintendos Maskottchen Kirby, eine gewisse Zeit durch die Lüfte segeln. Leider reagiert der Richtungswechsel während der Sprungeinlagen etwas träge, sodass wir mit Leopold oftmals ungewollte Richtungen einschlagen. Auch hätte dem Spiel eine freie Tastenbelegung gutgetan, da es umständlich ist, die Leertaste zum Springen zu nutzen, während die obere Pfeiltaste ungenutzt bleibt.

 

Feinde im klassischen Sinne gibt es in "Leo's Fortune" nicht, sondern es kommt vielmehr darauf an, die Gefahren, die in den jeweiligen Levelabschnitten lauern, zu überwinden. Das ist nicht immer einfach, da es in den Arealen von Abgründen, Seilbahnen, Zahnrädern und Fallen nur so wimmelt. Besonders machen Leopold die reichlich verteilten Stacheln zu schaffen. Wenn unser schnauzbärtiger Geselle eine dieser Stacheln berührt, wird der Bildschirm schwarz, sodass Leopold neu starten muss. Da die Wiederbelebungspunkte in der Regel direkt nach der letzten Hürde gesetzt sind, kommt wenig Frustration auf. Unser Protagonist muss sich in seinem Abenteuer allerdings nicht nur vor Abgründen und Stacheln hüten, sondern unterwegs einige physikalische Rätsel bewältigen, um weiterzukommen. Dabei geht es in den einfachsten Fällen darum, mittels Leopolds aufgeblähter Körperstatur einen Schalter zu aktivieren. An anderer Stelle kommt es darauf an, mehrere Holzkisten in höher gelegenen Gefilden zu suchen, zusammenzutragen und als Gewichte auf einer Plattform zu platzieren, damit sich via Flaschenzug das Tor zum Weiterkommen öffnet.

 

Der Schwierigkeitsgrad steigert sich kontinuierlich von Akt zu Akt, bleibt aber aufgrund des Verzichts von Feinden und Endbossen stets im moderaten Bereich. Ebenso tragen die gute Tastatursteuerung und die zahlreichen Rücksetzpunkte dazu bei, dass geübte Spieler keine Probleme haben dürften, die Levels binnen kurzer Zeit zu durchqueren. Genreveteranen dürfte vor allem die Jagd nach den Sternen interessieren: Wenn wir es schaffen, einen Level innerhalb eines bestimmten Zeitlimits zu absolvieren, erhalten wir am Ende einen von drei Sternen. Die anderen beiden bekommen wir, wenn wir bis zum Ende eines Levels kein Leben einbüßen und alle Münzen aufsammeln, die uns auf dem Weg begegnen. Mit Hilfe der gewonnenen Sterne schalten wir weitere Abschnitte frei.

 

Wie aus einem Bilderbuch

 

Besonders sticht in "Leo's Fortune" die visuelle Finesse hervor. PC-Nutzer dürfen sich dank HD-Optik über eine fotorealistisch anmutende Naturumgebung mit sehr plastisch inszenierten Elementen erfreuen. Auch die liebevoll und kreativ gestalteten Levels sowie die butterweichen Animationen machen einen tollen Eindruck. Dazu gesellt sich ein nicht minder gelungener Soundtrack, der auch einem Zeichentrickfilm aus dem Hause Pixar gut stehen würde. Die verschiedenen Akte werden durch Zwischensequenzen eingerahmt, die weniger spektakulär ausfallen, dafür aber dank einer tollen englischen Sprachausgabe eine sehr sympathische und stimmungsvolle Wirkung erzielen. Eine deutsche Sprachausgabe wurde leider nicht integriert, dafür stehen aber entsprechende Untertitel zur Verfügung.


Fazit

"Leo's Fortune" ist ein toller Jump-'n'-Run-Titel, der mit seinem sympathischen Hauptcharakter, der hübschen Grafik und der gelungenen Soundkulisse wie ein spielbarer Zeichentrickfilm wirkt. Die simplen Steuerungselemente, das kluge wie abwechslungsreiche Leveldesign und die zahlreichen Rätsel sorgen dafür, dass sich jüngere wie auch ältere Jump-'n'-Run-Spieler in Leopolds Welt wohlfühlen werden.
Der einzige Wermutstropfen ist der geringe Spielumfang. Da wir Leopold auf dem PC noch präziser steuern können, als auf den mobilen Geräten, sterben wir deutlich weniger Tode. Und falls doch, sorgen die reichlich platzierten Rücksetzpunkte dafür, dass wir einen Level binnen wenigen Minuten durchqueren können. Wer überdies nicht darauf aus ist, alle Sterne innerhalb der Levels zu sammeln, hat Leopolds Abenteuer innerhalb weniger Stunden durchgespielt. Bis es so weit ist, bietet "Leo's Fortune" zum kleinen Preis ein wunderschön inszeniertes und kurzweiliges Spielvergnügen. (Daniel Kohlstadt)


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