DmC - Devil May Cry

DmC - Devil May Cry (PS3)

(Capcom)

geschrieben von Christian Schmitz

 

 
Entwickler: Ninja Theory
Publisher: Capcom
Genre: Stylish Action
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Devil May Cry"
Preis: 51,43 €
Altersfreigabe: Freigegeben ab 16 Jahren gemäß §14 JuSchG

Actionfans aufgeheult: Da erscheint nach fünf Jahren endlich das neue "Devil May Cry" dank der Zusammenarbeit von Capcom mit Ninja Theory ("Heavenly Sword", "Enslaved") und dann krempeln diese den ikonischen Spielcharakter Dante - seines Zeichens unter Fans klar definierter Inbegriff eines lässigen Actionhelden - komplett um. Doch Aussehen ist Geschmackssache und längst nicht alles, vielmehr kommt es doch auf die inneren Werte an. Ob diese letztendlich überzeugen können, um als erstes Highlight im Videospieljahr 2013 aufzutrumpfen? Wir verraten es.

Dante, Dämonen, Sensationen

Nach flotter Pflichtinstallation auf der Playstation 3 (dauert etwa 4 Minuten) führt ein Intro in die Geschichte und ihre wichtigsten Charaktere ein: Zum einen ist da der dämonische Bösewicht Mundus, der nicht nur ertragreiche Erpressungsgeschäfte mit dem amerikanischen Präsidenten per Mobiltelefon abwickelt, sondern auch noch alle Menschen versklaven will. Und zum anderen die Spielfigur Dante, ein junger, frech frisierter, rebellischer Herumtreiber, Schönling und Frauenaufreißer, wie er im Buche steht. Leider liest sich das Buch nicht sonderlich gut und an der Neuinterpretation von Dante scheiden sich weiterhin die Geister. Zu platt werden Sprüche herausgehauen, zu weich und unfreiwillig komisch muten Aussehen sowie Angewohnheiten im Gegensatz zur ursprünglichen Figur an. Es ist schon ein schwieriges Unterfangen, für diesen Kerl ein Gefühl der Sympathie zu entwickeln. Die Welt um ihn herum scheint ihm ziemlich egal zu sein, bis eines Tages die junge Kat auftaucht und vor Dämonenjägern warnt. Dante ist nämlich kein gewöhnlicher Mensch mit schlechten Manieren, sondern vielmehr Sohn des Dämonen Sparda sowie des Engels Eva. Normalerweise hätte der Leser dieser Zeilen nun drei Versuche, um zu erraten, wer eben jene Eltern auf dem Gewissen hat. In diesem Falle reicht jedoch zweifellos ein einziger: Es ist natürlich Mundus.

Im weiteren Spielverlauf immer wieder zwischen Realität und der Vorhölle Limbus wechselnd, trifft der Antiheld nicht nur auf allerhand mordgierige Dämonen- oder Engelswesen, sondern auch auf seinen Zwillingsbruder Vergil, Führer einer geheimen Ordensorganisation, der auch Kat angehört. Außer dem mysteriösen Phineas und Mundus‘ Geliebter gesellen sich leider keine weiteren interessanten Charaktere dem Geschehen hinzu. Zusammenfassend enttäuscht Entwicklerstudio Ninja Theory hier auf hohem Niveau, denn "Devil May Cry" ist mit vielen Zwischensequenzen gut und teilweise sogar außergewöhnlich präsentiert. Als besonders gelungene Abschnitte sind an dieser Stelle die Diskothek sowie der Nachrichtensender zu nennen, die ihrem Thema mehr als gerecht werden. Aber: Anhänger der Serie als auch Neueinsteiger ohne Vorkenntnisse durchschauen ziemlich schnell den Verlauf der Geschichte bis zum Abspann. Spannung und Dramaturgie entstehen weniger durch Story-Wendungen wie etwa der fragwürdigen Tötung eines Fötus im Mutterleib, sondern stattdessen eigentlich "nur" durch regelmäßige brenzlige und waghalsige Situationen. Beispielsweise dann, wenn Dante unter Zeitdruck den Weg für ein Fluchtfahrzeug auf unkonventionelle Art und Weise freiräumt. Das Spiel lebt vielleicht schon ein wenig zu sehr von diesen Aktionen als von der Grundgeschichte per se. Die Story von "DmC - Devil May Cry" erstreckt sich über 20 Missionen und bietet mit zehn Stunden eine angenehme Spielzeit mit enormem Wiederspielwert, was jedoch in erster Linie am motivierenden Gameplay liegt.

Nonstop Stylish-Action

"Devil May Cry" legt den spielerischen Fokus auf stylische Action-Kämpfe dank wahnwitziger Angriffskombinationen. Diejenigen, die auf regelmäßig eingestreute Rätselkost wie in "God of War", "Castlevania: Lords of Shadow" oder "Darksiders" hoffen, sind hier im komplett falschen Videospiel gelandet, denn bis auf eine nennenswerte Ausnahme kurz vor Ende des Abenteuers gilt diesbezüglich absolute Fehlanzeige. Obwohl das Kampfsystem im Gegensatz zum vierten Teil entschlackt wurde, lassen sich weiterhin feine Manöver aneinanderreihen. Genau hieraus bezieht das Abenteuer seinen großen Reiz. Die anfangs noch übersichtliche Angriffsliste lässt sich durch die Investition von Verbesserungen ausbauen, neben Fertigkeiten wie Sprung oder Ausweichen ist jede Waffe sinnvoll aufwertbar: Dantes Schwert mit dem klangvollen Namen "Rebellion" ist von Anfang an verfügbar und zählt neben der Axt "Arbiter" sowie den kraftvollen Panzerhandschuhen zur Gattung der Dämonenwaffen. Zu den Engelswaffen zählen "Osiris" (Sense) und "Aquila" (Zweihandhaffe mit hoher Reichweite).

Praktisch: Neu dazu gewonnene Angriffe lassen sich nicht nur im Spielgeschehen direkt in die Tat umsetzen, sondern können jederzeit im Trainingsmodus geübt werden, um so mächtige Komboketten ohne jeglichen Druck auszuprobieren. Der richtige Waffeneinsatz zum passenden Gegner offenbart sich als wichtiges Spielelement und verleiht dem Kampfsystem weitere Tiefe, weil rot dargestellte Gegner ausschließlich mit Dämonenwaffen, blaue wiederum mit Engelswaffen, besiegt werden können.

Und was für die Widersacher gilt, das gilt natürlich auch für versperrte Bereiche, die optisch eindeutig anzeigen, mit welchem Utensil der Weg freigemacht werden kann. Selbst für ausschweifende Sprungeinlagen sind blaue und rote Markierungen an der Tagesordnung. Mit dem blauen Enterhaken zieht man sich selbst an ein Objekt heran, während man mit der roten Variante Objekte heranzieht. So ein Utensil wünschen wir uns auch für den Beziehungsalltag. Insgesamt sind diese Sprungeinlagen sehr flott zu schaffen und besonders dann imposant, wenn währenddessen um Dante herum alles zusammenbricht.

Zu guter Letzt führt Dante drei Schusswaffen inklusive unendlicher Munition mit sich: "Ebony" und "Ivory" sind zwei Großkaliberpistolen, "Revenant" eine Schrotflinte und "Kablooey" verteilt Explosivgeschosse, die sich an den Gegner haften und per Fernzünder ausgelöst werden. Die Spielmechanik bietet also vielfältige Möglichkeiten, die allesamt sinnvoll auf dem Gamepad belegt sind, ohne Fingerkrämpfe hervorzurufen. Sogar die Kamera funktioniert bis auf wenige Ausnahmen tadellos. Höhepunkte in "Devil May Cry" sind natürlich die toll inszenierten Bosskämpfe, die sich durch besondere Vorgehensweisen bzw. Angriffe auf Schwachpunkte siegreich gestalten lassen. Dabei sollte man nie den Blick für die Verhaltensmuster des Gegners aus dem Auge verlieren. Geht trotzdem etwas schief, lassen fair gesetzte Speicherpunkte keine Frustgefühle aufkommen.

Je nachdem wie sich der Spieler in den 20 Missionen geschlagen hat, folgt eine entsprechende Bewertung durch folgende Kriterien: Stil, Spielzeit, verwendete Gegenstände, Tode sowie Bonuspunkte (z. B. Bossgegner). Zudem verstecken sich in jedem Level verlorene Seelen, Schlüssel und Türen, hinter denen sich 21 Herausforderungen verbergen. Beispielsweise ein Wettlauf mit Sprungeinlagen unter Zeitdruck oder eine vorgegebene Anzahl an Gegnern mit einem bestimmten Angriff zu vernichten. Alle diese Faktoren spielen eine gewichtige Rolle für die Endpunktzahl und die damit verbundenen Verbesserungen, um Angriffe aufwerten zu können. "DmC" ist also ein echter Leckerbissen für Perfektionisten, die gern weit oben in den Online-Bestenlisten auftauchen möchten. Beim einmaligen Durchspielen dürfte es ohnehin nicht bleiben, weil nach und nach neue Modi mit weitaus stärkeren und größeren Gegnerwellen für die Geschichte freigeschaltet werden.

Abgrundtief schön

Optisch bietet "DmC" trotz betagten Grafikmotor (Unreal 3) Höhepunkte am Stück, die zwischendurch von wenigen langweiligen Korridoren oder Gängen unterbrochen werden. Man kann gar nicht oft genug betonen, wie gelungen Abschnitte entsprechend des jeweiligen Themas Diskothek und Nachrichtensender daherkommen. Ohne zu viel zu verraten: Diese Missionen sollte man gespielt haben. Zudem läuft das Geschehen auch im Hinblick auf das enorm hohe Spieltempo mit Ausnahme mancher Zwischensequenz erfreulich ruckelfrei ab. Diese leiden zusätzlich an unschönen, flackernden Figurenschatten. Leider gibt es noch einen weiteren wesentlichen Kritikpunkt, den man auch mit der gewollt übertriebener Lässigkeit nicht schönreden kann: Realitätsnahe Gesichtsausdrücke, eigentlich große Stärke des Entwicklers, sind im gesamten Spiel viel zu ausdrucks- und emotionslos. Im direkten Vergleich mit Ninja Theory´s Werken "Heavenly Sword" oder "Enslaved" wirken ausnahmslos alle Protagonisten künstlicher als man es heutzutage von Videospielen gewohnt ist. Dennoch hieven abwechslungsreiche Schauplätze mit viel Liebe zum Detail, scharfe Texturen, nicht enden wollende Effektfeuerwerke sowie dank aufwändigem Motion-Capturing fantastische Animationen diesen Titel auf einen sehr guten Grafiklevel.

Combichrist heizen ein

An dieser Stelle könnte auch eine Kompilations-Rezension der bekannten Musikband Combichrist stehen. Aber mal ganz ehrlich: Genau dieses akustischen Triebwerk benötigt "DmC", um sein Spielgefühl noch mal zu verdeutlichen, der Soundtrack aus schnellen, aggressiven und dennoch rhythmischen Tönen passt einfach wie die Faust aufs Auge. Trotzdem gehen viele lässige Sprüche und zuweilen unfreiwillig komische Dialoge nicht unter, der gelungenen Sprachausgabe sei Dank. Aber auch diese wurde vom Fehlerteufel heimgesucht und offenbart etwa zur Hälfte der Spielzeit für kurze Augenblicke akustische Aussetzer, d. h., die Lippen bewegen sich, aber die Figuren bleiben stumm. Die deutsche Synchronisation ist gut gelungen, das englische Pendant kommt jedoch ausdrucksstärker rüber.

 

  

Fazit

Herzlichen Glückwunsch an Ninja Theory und Capcom, die es in einer fruchtbaren Zusammenarbeit zum ersten Action-Highlight des Videospieljahres 2013 gebracht haben. Dabei offenbaren sich überraschend große qualitative Differenzen zwischen vorhersehbarer 08/15-Story und eingängigen, motivierenden Spielmechaniken. Dafür macht es unglaublich viel Spaß, seine Gegner mit wahnwitzigen Komboketten fernab aller Regeln der Vernunft auseinanderzunehmen. Trotz vermeidbarer technischer Ungereimtheiten in fast allen Kategorien zählt "DmC" audiovisuell sicherlich zu den spielenswerten Actionspielen des noch jungen Jahres. Ich persönlich bin schon besonders gespannt auf den Zweikampf mit "Metal Gear Rising: Revengeance".

(18.02.2013)


Fazit

   Herzlichen Glückwunsch an Ninja Theory und Capcom, die es in einer fruchtbaren Zusammenarbeit zum ersten Action-Highlight des Videospieljahres 2013 gebracht haben. Dabei offenbaren sich überraschend große qualitative Differenzen zwischen vorhersehbarer 08/15-Story und eingängigen, motivierenden Spielmechaniken. Dafür macht es unglaublich viel Spaß, seine Gegner mit wahnwitzigen Komboketten fernab aller Regeln der Vernunft auseinanderzunehmen. Trotz vermeidbarer technischer Ungereimtheiten in fast allen Kategorien zählt "DmC" audiovisuell sicherlich zu den spielenswerten Actionspielen des noch jungen Jahres. Ich persönlich bin schon besonders gespannt auf den Zweikampf mit "Metal Gear Rising: Revengeance". (18.02.2013)


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