Silent Hunter 5

Silent Hunter 5

(Ubisoft)

geschrieben von Witali Blum

 

     
 

Die Action-Simulation "Silent Hunter" geht in die fünfte Runde und eröffnet erneut die stille Jagd der deutschen Untersee-Boote auf alliierte Schiffe während des Zweiten Weltkriegs. Lesen Sie im folgenden Testbericht, welche Neuerungen der Titel gegenüber seinen Vorgängern zu bieten hat und welche anderen positiven oder auch negativen Überraschungen zu erwarten sind.

Der Konflikt

Am ersten September 1939 greifen die deutschen Landes- sowie Seestreitkräfte Polen an, ohne vorher eine offizielle Kriegserklärung abgegeben zu haben. Das Oberkommando der Marine (OKM) befiehlt allen U-Booten in der Ostsee, etwaige Flüchtlingsschiffe zu torpedieren. Der Protagonist von "Silent Hunter 5" verrichtet zu jenem Zeitpunkt seinen Dienst als erster Wachoffizier auf einem Unterseegefährt und erlebt hautnah den Angriff, indem er auf Weisung seines Kapitäns hin einen Erstschlag gegen drei wehrlose Dampfer führt. Als kurz darauf Frankreich und Großbritannien Deutschland den Krieg erklären, besteht Bedarf an fähigen Führungskräften, die es mit der Übermacht der Royal Navy aufnehmen sollen. So wird die Hauptfigur kurzerhand zum Kapitänleutnant (KaLeu) befördert und übernimmt die Brücke Ihres Dienstbootes, während der ehemalige Vorgesetzte ein anderes Gefährt befehligen wird. Jetzt muss der Protagonist beweisen, dass er nicht nur taktisches Geschick im Gefecht besitzt, sondern auch die ihm unterstellte Mannschaft zu Höchstleistungen anspornen kann.

Feindfahrt

Bei der Installation von "Silent Hunter 5" erwartet den Spieler eine unangenehme Überraschung in Form eines heftigen DRM-Kopierschutzes, dessen Randbedingungen derartig überzogen sind, dass sie schon beinahe gegen die Richtlinien des Datenschutzes verstoßen. "Kontogebundene Registrierung" lautet das Stichwort, das die Mehrheit der Kunden wohl auf die Barrikaden treiben dürfte. Dabei muss man sich vor dem Spielen bei Ubisoft mit einem Online-Profil einschreiben, damit das Startprogramm nach erfolgreicher Eingabe der Nutzerdaten sowie des Serienschlüssels den Titel über das Internet aktivieren kann. Bis zu dieser Stelle war das System allgemeinhin bekannt, denn schließlich verhielt es sich mit Securom ähnlich. Neu hinzugekommen ist jedoch der äußerst ärgerliche Umstand, dass das Game eine permanente Verbindung zum Ubisoft-Server braucht und andernfalls sofort pausiert.

Diese Sicherheitsmaßnahme fordert viele Probleme heraus. Zum einen hat nicht jede Person unbegrenzt Zugang zum Internet und wird daher als potenzieller Käufer diskriminiert, zum anderen werden die Spielstände beim Verlassen des Programms synchronisiert. Abgesehen davon, dass hierbei unfreiwillig auswertbare Daten zum Spielverhalten übermittelt werden, kann eine Netzstörung den Verlust des momentanen Fortschritts in der Kampagne hervorrufen, weil der Fileserver nach einem Neustart einfach einen alten Spielstand an den heimischen Rechner sendet und die eigene aktuelle Speicherdatei von der Festplatte löscht. Interessanterweise wird an keiner Stelle des Handbuchs darauf hingewiesen, dass die automatische Synchronisation im sogenannten "Ubisoft Launcher" auch abgeschaltet werden kann, damit in erster Linie wieder der PC als Sicherungsort des Spielfortschritts fungieren kann.

Die einzigen Vorteile, die das "drakonische" Rechtemanagement (freie Übersetzung von DRM) mit sich bringt, sind die unbegrenzte Erlaubnis, das Spiel beliebig oft auf verschiedenen Rechnern zu installieren sowie die Tatsache, dass zum Zocken keine ratternde DVD mehr im Laufwerk liegen muss. Wer einen Blick ins offizielle Silent-Hunter-5-Forum wirft, wird feststellen, dass viele treue Kunden der Meinung sind, dass die Nachteile eher überwiegen, zumal das bereits aktivierte Spiel nicht mehr weiterverkauft werden kann. Einen weiteren Hinweis auf die Fehlbarkeit des Systems führten einige Hacker an, indem sie ironischerweise den Ubisoft-Server auf digitale Art versenkten und so vielen Gamern für mehrere Stunden das Spielvergnügen vermasselten. Die Betroffenen wurden jedoch bereits von Ubisoft kulant mit einem kostenlosen Download von "Prince of Persia" oder "Shaun White Snowboarding" entschädigt, auch wenn die Firma rein juristisch betrachtet keine Schuld am Ausfall hatte.

Sobald die Installation samt Registrierung erfolgreich abgeschlossen worden ist, steht der Jagd nach alliierten Schiffen fast nichts mehr im Weg. Die Einzelspielerkampagne beginnt mit dem bereits erwähnten Angriff auf Polen, bei dem man mit den Grundlagen der Steuerung vertraut gemacht wird. Die Einführung ist auch bitter nötig, denn schließlich handelt es sich bei "Silent Hunter 5" um eine komplizierte U-Boot-Simulation. Merkwürdigerweise ist das beigefügte Handbuch fast wertlos, wenn man sich genauer über die Kontrollen informieren möchte. Das liegt vor allem daran, dass das Schriftstück Banalitäten wie die Lebensgeschichten einzelner Besatzungsmitglieder detailliert ausschmückt, während den überlebenswichtigen Tastenkürzeln nur eine halbe Seite gewidmet wird. Dank interaktiver Hilfe sind die ersten noch reglosen Dampfboote schnell versenkt und der Spieler erhält die Einweisung, wie er auf einer Seekarte zum Heimathafen navigieren kann. Leider endet hier schon die Hilfestellung, so dass der Spieler auf sich allein gestellt ist. Wer nun der Meinung ist, das bisher erworbene Wissen sei ausreichend, um die Kampagne fortzusetzen, irrt sich gewaltig, denn spätestens beim Einlaufen in den Hafen fahren unvorsichtige Naturen den eigenen Kahn gegen die nächste Kaimauer.

Obwohl das Tutorial erläutert, wie man auf einer Übersichtskarte den Kurs festlegt und mit voller Fahrt sowie Zeitraffer den Zielort erreicht, enthält es dem Spieler die essenzielle Information vor, dass in Küstennähe Hindernisse wie beispielsweise kleine Inseln oder Betonbegrenzungen auftauchen können, die nur auf einer höheren Zoomstufe sichtbar werden. Geht der gewählte Kurs zufällig durch eine Barriere, so brettert das U-Boot seelenruhig hinein, ohne eine Kollisionswarnung abzugeben. Seichte Gewässer sind für ein tauchendes Unterseefahrzeug ebenso gefährlich, wobei dieses Mal der Navigator Emil Dübler treu seiner Pflicht nachkommt und den KaLeu auf die Gefahr hinweist. Er vergisst jedoch zu erwähnen, wie viele Meter bis zum Grund noch verbleiben. Da man sich manchmal auch in seichten Gewässern vor feindlichen Kriegsschiffen verstecken muss, wäre eine Tiefenmessung von Vorteil. Es bleibt ein Rätsel, warum dieses Feature zwar im Programm integriert ist, aber erst manuell in der Datei "Commands.cfg" eingeschaltet werden muss. Zum Glück gibt es im "Silent Hunter 5"-Forum findige Spieler, die gezielt nach versteckten Extras im Titel suchen und bereitwillig ihr Wissen mit anderen teilen.

Sobald der offizielle U-Boot-Hafen erreicht worden ist, kann der Spieler die aktuelle Feindfahrt beenden, um seinen Kahn zu reparieren, das Arsenal aufzustocken und vor allem sich vom OKM eine Mission zuweisen zu lassen, bei deren Erfüllung Beförderungspunkte vergeben werden. Letztere dienen dazu, die Offiziere der eigenen Crew zu befördern und auf diese Weise ihre passiven sowie aktiven Fähigkeiten zu verbessern. Der Maschinist Willi Pelz sorgt zum Beispiel nach einer entsprechenden Punktevergabe dafür, dass die Maschinen des U-Bootes weniger Treibstoff verbrauchen oder leiser arbeiten, so dass der Feind mehr Probleme hat, das Gefährt zu orten. Seine aktiven Fähigkeiten holen etwas mehr Leistung aus den Diesel- sowie Elektroaggregaten, die jeweils für die Übersee- und Tauchfahrt zuständig sind. Selbst der Smutje an Bord kann einige Sprossen auf der Karriereleiter erklimmen, um mit seiner Kochkunst die Stimmung der Kameraden zu heben.

Die Entwickler von Ubisoft haben sich bemüht, den fünften Teil der "Silent Hunter"-Serie möglichst authentisch zu gestalten, so dass nun der KaLeu in der Egoperspektive sein Boot begehen und sogar mit seinen Besatzungsmitgliedern sprechen kann. Die Interaktionen sind natürlich nicht so ausgeprägt wie bei einem Rollenspiel, doch ein paar aufmunternde Worte zum richtigen Zeitpunkt beflügeln die Moral der Crew. Eine Mannschaft mit positivem Gemüt verhält sich im Gefecht besser und erhöht damit die Gesamtkampfkraft des U-Bootes. Bei einem anderen Schwierigkeitsgrad als "Niedrig" macht sich das vor allem durch genaueres Zielen der Bordkanoniere sowie weniger häufiges Auftreten von nicht-explodierenden "Blindgänger"-Torpedos bemerkbar. Darüber hinaus füllt sich bei zunehmender Moral eine Aktionsleiste mit Punkten, für die einzelne Besatzungsmitglieder ihr besonderes Talent aktivieren können, das sie im Rahmen einer Beförderung erworben haben. Da nicht alle Sonderfähigkeiten über Tastenkürzel aktiviert werden können, bringt die angebliche Realitätsnähe des Spiels Schwierigkeiten mit sich. So muss der KaLeu mitten in einem Gefecht persönlich in den Torpedoraum rennen, um dem dortigen Offizier zu befehlen, die Torpedos vorzuwärmen, damit sie mehr Schaden verursachen. Normalerweise müsste aber der Bootsmann diesen Job erledigen.

Wie in den Vorgängern bedient der Spieler alle Waffensysteme selbst, indem er für die Torpedos mit dem Sehrohr die Schussbahnen und für das Bordgeschütz Winkel sowie Weite festlegt. Alternativ können auch Besatzungsmitglieder die Kanone oder die Flak besetzen, wobei sie dazu erst von den beiden Wachoffizieren angeleitet werden müssen. Die automatische Zielhilfe für Unterwassergeschosse, die Vorhalterechner genannt wird, funktioniert eher unzuverlässig. Mit etwas Übung sowie Missionserfahrung erzielen Spieler durch manuelles Anleiten von Torpedos viel bessere Ergebnisse. Allgemein braucht man für "Silent Hunter 5" einige Stunden Einarbeitungszeit, weil das Handbuch sowie die Einführung nur circa ein Prozent davon erklären, was im Spiel alles möglich ist. Dank großzügiger Speicherfunktion ist es jedoch möglich, mit dem U-Boot herumzuexperimentieren und bei Misserfolg einfach den alten Spielstand erneut zu laden. Darüber hinaus sind im Programm viel mehr Funktionen implementiert, die wie zuvor erwähnt über das Editieren der Datei "Commands.cfg" zugänglich werden. Viele Spieler nutzen diese Möglichkeit, um einigen Bugs im Titel entgegenzuwirken. Eine Aufzählung der Fehler im Spiel bleibt den Lesern an dieser Stelle erspart, weil es den Rahmen eines Berichts sprengen würde. Die meisten Fauxpas geschehen beim Verhalten der KI sowie bestimmten geskripteten Ereignissen. Mehr Informationen dazu gibt es im offiziellen "Silent Hunter 5"-Forum von Ubisoft (http://forums-de.ubi.com/eve/forums/a/frm/f/3431013487), wo bereits auch einige Lösungen präsentiert werden.

Erfreulicherweise besitzt der Titel einen Mehrspielermodus, in dem sich bis zu vier virtuelle U-Boot-Kommandanten zu einem "Wolfsrudel" zusammenschließen können, um Angriffe auf schwer bewachte Geleitzüge durchzuführen. Die Verbindung geschieht dabei über das Internet, LAN-Sessions dagegen werden ausgeschlossen. Ferner enthält "Silent Hunter 5" einen umfangreichen Missionseditor, mit dem motivierte Spieler selbst Schlachten erstellen und damit den Spielumfang erweitern können. Man darf sich also künftig auf viele kostenlose Mods und Aufträge seitens der Fangemeinde freuen, die trotz des überzogenen DRM-Kopierschutzes hoffentlich der Serie treu bleiben wird. Dennoch sollten sich die Entwickler im Klaren sein, dass sie die zahlreichen Fehler im Spiel mit Updates ausmerzen müssen, wenn sie nicht wollen, dass ein möglicher Nachfolger von "Silent Hunter 5" zum Ladenhüter wird.

Maschinenraum

Die Steuerung von "Silent Hunter 5" ist verständlicherweise kompliziert, denn schließlich handelt es sich bei dem Spiel um eine U-Boot-Simulation. Wenn man mit "F1" die Tastaturübersicht aufruft, wird man feststellen, dass fast alle Knöpfe irgendwelchen Befehlen zugeordnet sind, die das Handbuch sowie das einführende Tutorial nur ansatzweise erwähnen. Der Einstieg wird vor allem Anfängern schwerfallen, die keine Vorkenntnisse aus den Vorgängern vorweisen können. Darüber hinaus erfordern die versteckten Features aus der "Commands.cfg", dass man ihnen Tastenkürzel zuweist, da sie sonst weiterhin inaktiv bleiben. Einige Funktionen des U-Bootes können auch mit der Maus bedient werden, doch in der Hitze des Gefechts bevorzugen erfahrene Spieler die Tastatur. Nur das Zielen fällt mit dem elektronischen Nager leichter. Die wichtigste Neuerung, nämlich die Ego-Perspektive des KaLeu in seinem U-Boot, stellt sich ziemlich früh als ein unnötiges Ärgernis heraus, weil die Hauptfigur zum Beispiel ständig irgendwo hängen bleibt oder genau mittig vor einer Leiter stehen muss, um diese erklimmen zu können. Schmerzlich vermisst man den schnellen Wechsel zwischen den Kampfstationen, der in den Serienvorgängern enthalten war.

Sehrohr

Der fünfte Teil der "Silent Hunter"-Reihe ist schön anzusehen, wenn man die notwendige Hardware dafür hat. Das Wasser, die Schiffe sowie natürlich das eigene U-Boot erscheinen äußerst authentisch. Zusätzlich gibt es sogar einige historische Objekte zu entdecken beziehungsweise zu versenken wie etwa die "Queen Mary". Es ist jedoch nicht alles Gold, was glänzt, denn der Titel enthält sehr viele Grafikfehler, die auf mangelhafte Programmierung Rückschlüsse ziehen lassen. So machen falsche Kollisionsabfragen es beispielsweise möglich, dass Schiffe durch Felsen hindurchfahren können, ohne einen Kratzer abzubekommen.

Sonar

Die Hintergrundmusik von "Silent Hunter 5" ist so gut, dass sie auf eine eigene CD für die Collectors Edition des Spiels gepresst worden ist. Sie ähnelt stark dem Soundtrack des Films "Das Boot", der sich übrigens mit der gleichen Thematik wie das Spiel beschäftigt hat, und vermittelt die drückende Stimmung einer Unterwasserfahrt mitten im Feindgebiet. Die deutsche Synchronisation des Titels ist größtenteils in Ordnung. Nur gelegentlich fallen in den Textdialogen oder Missionsbeschreibungen Rechtschreib- oder Grammatikfehler auf, die ein weiteres Indiz dafür sind, dass das Spiel unfertig auf den Markt geschmissen worden ist.

Ubisoft hat sich mit seiner aktuellen DRM-Politik nicht gerade mit Ruhm bekleckert, denn viele treue Käufer sind vom Kopierschutz und den damit verbundenen Ausfällen genervt. Man hätte die Sicherheitsmaßnahmen verstehen können, wenn es sich bei "Silent Hunter 5" um ein Topspiel gehandelt hätte. Doch leider enttäuscht der Titel auf ganzer Linie. Viele Neuerungen stellen sich beim genaueren Hinsehen als Hindernisse heraus und die hübsche Optik wird durch zu viele Grafik- sowie KI-Fehler getrübt. Da das Spiel allgemein den Eindruck erweckt, eine Beta-Version im Endstadium zu sein, kann man als treuer Fan der Serie nur hoffen, dass die Entwickler mit Updates ihre Missgriffe ausbügeln wollen und sich nicht auf die findige Mod-Community verlassen.

(12.04.2010)

- Windows XP mit SP3/ Windows Vista mit SP2/ Windows 7

- Intel Core2Duo E4400 oder AMD Athlon 64 X2 4000+

- 1 GB RAM für Windows XP/ 2 GB für Windows Vista und Windows 7

- 256-MB-Grafikkarte mit DirectX 9.0c-Unterstützung

- 4-fach DVD-ROM-Laufwerk, Dual-Layer-Laufwerk

- mind. 8 GB freier Festplattenspeicher

- Soundkarte (DirectX-9.0c-kompatibel)

- Maus und Tastatur

- Multiplayer: Breitbandverbindung mind. 128 kbps Upstream

 

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