Life is strange (Xbox One)

„Life is Strange“ ist ein Episodenspiel mit fünf Folgen, die alle etwa im Abstand von sechs Wochen erscheinen sollen. Am 30. Januar 2015 erschien die erste Episode für Windows, PlayStation 3, PlayStation 4, Xbox 360 und Xbox One. Entwickelt wurde das Spiel vom französischen Indie-Studio DONTNOD Entertainment, das in der Vergangenheit für „Remember Me“ verantwortlich war.

Das Leben der Max Caulfield

Die 18-Jährige Max Caulfield kehrt nach fünf Jahren aus Seattle in ihre alten Heimat Arcadia Bay in Oregon zurück, um an der Blackwell Academy ein Fotografiestudium zu absolvieren. Eines Tages sieht die introvertierte Studentin in einer Vision, wie eine Naturkatastrophe ihre neue Heimat bedroht. Doch damit ist der Tag noch nicht merkwürdig genug, denn kurz darauf rettet sie ihrer alten Freundin Chloe das Leben, indem sie die Zeit zurückdreht.

Episode 1 fungiert wie so oft als Einführung in das Gameplay des Spiels und stellt die ersten Charaktere vor. Bei den Figuren ist allerdings zu bemängeln, dass sie häufig zu sehr bestimmte Stereotypen abdecken. Max trifft auf die in sich gekehrte Streberin, die blonde Oberzicke, das Sport-Ass und viele weitere Personen, die man sicherlich noch aus seiner eigenen Schulzeit kennt. Schön ist hingegen, dass die Darstellung von Max und Chloe mit viel Tiefgang umgesetzt wurde. Jeder ihrer Schritte ist nachvollziehbar und erschafft eine emotionale Verwicklung. Immer wieder überlegt man, wieso Chloe jetzt auf diese Art und Weise handelt. Was steckt hinter ihrem Verhalten? Was ist bloß in der Vergangenheit passiert? Es tauchen verschiedene Fragen auf, die den Spieler dazu anregen, über das Geschehene nachzudenken, und vor allem die Neugier auf die kommenden Episoden wecken.

Kommen wir noch einmal zurück zum Gameplay. Die Steuerung mit dem Controller geht in „Life is Strange“ recht intuitiv von der Hand und benötigt wenig Eingewöhnungszeit. In den ersten Minuten erfährt man im Tutorial die wichtigsten Tastenkombinationen, die schnell und einfach zu erlernen sind. Max' Fähigkeit, die Zeit zu manipulieren, erlaubt in „Life is Strange“, die Auswirkungen von Gesprächen zunächst auszutesten und auch in den Spielablauf einzugreifen. Selten hatte man zuvor die Möglichkeit, eine Entscheidung zu treffen, zurückzuspulen und eine andere Möglichkeit zu wählen. Nach dem Austesten aller Möglichkeiten kann man dann endgültig entscheiden, wie der Spielverlauf weitergehen soll. Es ist meist auch ratsam, diese Entscheidungen durchzuspielen, denn jede Wahl, die man im Spiel trifft, soll nicht nur Auswirkungen innerhalb der ersten Folge, sondern auf den kompletten Ablauf des Spiels haben. Ähnliches könnte bereits von den Episodenspielen von Telltale Games bekannt sein. Zwar ist der Haupterzählstrang linear konzipiert, soll aber aufgrund der vielen verschiedenen Entscheidungen unterschiedliche Spielenden ermöglichen.

Soll ich oder soll ich nicht?

Die Zeitmanipulationsfähigkeit wird nicht nur innerhalb der Gespräche, sondern auch für kleine Umgebungsrätsel genutzt, die den Spieler in der Story weiter voranbringen oder neue Informationen preisgeben. Besonders anspruchsvoll waren diese in der ersten Episode bisher noch nicht. Dies könnte sich allerdings in den zukünftigen Folgen noch ändern. Schön ist, dass das Spiel bisher ohne Quick-Time-Events ausgekommen ist und bei den Entscheidungen kein Zeitdruck herrscht, der für Übersprunghandlungen sorgt. So kann man ganz entspannt die Welt erkunden und muss nicht von einem Ort zum anderen hetzen.

Die Länge der Spielzeit ist wie so oft vom eigenen Spieltyp abhängig. Wer nur die Story verfolgt, wird wohl so etwa zwei Stunden benötigen. Für Entdecker gibt es aber genug Möglichkeiten, sich auch abseits der eigentlichen Geschichte mit der Spielwelt und den Menschen und Objekten darin zu beschäftigen und so weitere Facetten aufzudecken. Wer sich an Easter Eggs erfreut, wird auch in „Life is Strange“ nicht enttäuscht. Vor allem auf dem Parkplatz der Blackwell Academy gibt es an den Nummernschildern der Fahrzeuge genug Anspielungen auf Serien zu entdecken. Aufgrund der optionalen Inhalte kann die Spielzeit so durchaus noch ein wenig verlängert werden.

Hübsch anzusehen und anzuhören

Grafisch würde „Life is Strange“ vielleicht nicht gerade den Preis für die schönste Grafik gewinnen, dennoch strahlt das handgemalte Design mit dem Zusammenspiel von Farben und Licht einen besonderen Reiz aus und lädt vor allem in der Kombination mit dem Soundtrack immer wieder zum Genießen ein. Da wirkt es auch nicht komisch, wenn man sich einfach mal minutenlang an den Brunnen im Innenhof setzt, die akustischen Klänge auf sich wirken lässt und den Moment genießt. Es passen aber nicht nur die Akustiklieder, sondern auch die lizenzierten Indie-Songs von Künstlern wie Syd Matters, Mogwai, José González, Sparklehorse und Bright Eyes hervorragend in das Spiel und haben durchaus Lieblingslied-Qualitäten. Schade ist, dass vor allem bei den Nahaufnahmen in Gesprächen bei den Charakteren auffällt, dass die Animationen gelegentlich etwas emotionslos sind und die Figuren so unnötig steif wirken.

Wer nach den recht vielen positiven Eindrücken Interesse am Spiel entwickelt hat, sollte sich allerdings bewusst sein, dass es keine deutsche Sprachausgabe und bisher auch keine deutschen Untertitel gibt. Das verwundert vor allem deshalb, weil es in den Trailern bereits deutsche Untertitel gab, sie aber im Spiel selbst fehlen. Möglich wäre allerdings, dass diese später nachgepatcht werden. Eine ähnliche Vorgehensweise gab es bereits bei The Walking Dead von Telltale Games. Offiziell ist eine solche Vorgehensweise von Square Enix allerdings noch nicht bestätigt. Deshalb geht lieber erst einmal davon aus, dass es bei einem rein englischsprachigen Spiel bleiben wird.


Fazit

„Life is Strange“ hat mir nicht nur einige schöne Spielstunden in toller Atmosphäre bereitet, sondern mir dank des tollen Soundtracks auch ein paar neue Lieder auf den MP3-Player gebracht. Die interessante Story und die sympathischen Hauptcharaktere Max und Chloe sorgen auf jeden Fall dafür, dass ich es gar nicht erwarten kann, endlich zu erfahren, ob die beiden die Naturkatastrophe aufhalten und das Verschwinden von Rachel aufklären können.

Ich persönlich fand es gut, dass ich nicht durch das Spiel gehetzt wurde, sondern gemütlich alle Ecken untersuchen konnte. Die Steuerung ging leicht von der Hand und das Element der beeinflussbaren Zeit sorgte für interessante Änderungen im Spielverlauf. Ich bin gespannt, wie sich das Spiel noch entwickeln wird, und werde die nächsten Episoden ebenfalls verschlingen.
(Anja Schmidt)


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2015-02-09 21:41:30... - csqcqs

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