Far Cry 4 (Xbox One)

„Far Cry 3“ brachte der Ego-Shooter Reihe im vorletzten Jahr bereits jede Menge Action und Wahnsinn. Nun präsentiert Ubisoft mit „Far Cry 4“ den Nachfolger in neuem Setting, mit neuen Charakteren aber genauso viel Action und Wahnsinn.

 

Der Mutter letzter Wille

 

„Far Cry 4“ lässt den Spieler in die Rolle von Ajay Ghale schlüpfen, der in Amerika aufwuchs, nachdem seine Mutter vor 25 Jahren aus Kyrat aufgrund des Bürgerkriegs floh und ihn als dreijährigen Jungen mitnahm. Nachdem sie vor Kurzem an Krebs verstarb, möchte er ihren letzten Willen erfüllen und ihre Asche in Lakshmana, Kyrat verstreuen.

Ajay reist also in seine alte Heimat und gerät dort mitten in die Rebellion, die einst von seiner Familie angestiftet wurde und vom Goldenen Pfad durchgeführt wird. Dieser kämpft gegen den selbsternannten König Pagan Min und dessen Armee. Ein unglücklicher Zufall führt dazu, dass Ajay direkt in die Arme des extrovertierten Irren läuft, der doch ein wenig an den früheren Bösewicht Vaas erinnert. Ajay wird im Laufe des Prologs von Vertretern der Rebellion befreit und schließt sich daraufhin dem Kampf an.

Innerhalb der Kampagne erhält man die Möglichkeit, sich für unterschiedliche Auftraggeber zu entscheiden, was den Ablauf der Missionen ändert. Beispielsweise kann man in den ersten Storymissionen wählen, ob man für Amita geheime Dokumente aus einem Camp beschafft oder Sabals Wunsch nachkommt und Rebellen im Kampf beisteht. Schade ist, dass Pagan Min vor allem zu Beginn des Spiels eher mit Abwesenheit glänzt und nur seine Stimme zu hören ist. Komischer Bösewicht, der nie wirklich in Erscheinung tritt. Natürlich ist damit auch der ganze Effekt der Antipathie verspielt, die man gerne mal zu Bösewichten entwickelt. Immerhin passen sich aber die Sounduntermalung und die Synchronstimmen gut in das Spiel ein und fallen niemals störend oder negativ auf.

Genauso fragwürdig ist auch, dass sich Ajay innerhalb weniger Missionen vom einfachen Touristen zum Elitekämpfer entwickelt und mit Scharfschützengewehren genauso gut umgehen kann wie mit Schrotflinte, Pfeil und Bogen sowie Granatwerfern. Ähnliches haben wir schon mit Lara Croft in „Tomb Raider“ erlebt, die von einer Schiffbrüchigen zu einem weiblichen Rambo mutierte. Dafür verantwortlich ist natürlich auch das Verbesserungssystem, das dem aus „Far Cry 3“ gleicht. Mit den Fellen gehäuteter Tiere stellt man bessere Beutel her, um mehr Geld, Granaten oder Beute bei sich tragen zu können. Mit erhaltenen Fähigkeitspunkten kann man die Fertigkeiten verbessern und wählt dabei Eigenschaften vom Tiger oder Elefanten. Während der Elefant eher den Fokus auf das passive Können legt und so mehr Gesundheit oder bessere Spritzen bringt, ist der Tiger für Kampffähigkeiten zuständig. So schaltet man beispielsweise Möglichkeiten für verbesserte Takedowns oder bessere Fahrkünste frei.

 

Es ist kalt!

 

Während man in „Far Cry 3“ auf einer tropischen Insel ins Schwitzen kam, heißt es nun Wintersachen eingepackt, denn die Reise führt ins kalte Kyrat, auf den noch viel kälteren Himalaja und in die mystische Welt von Shangri-La. Man erklimmt schneebedeckte Gipfel, durchläuft, -fliegt oder -fährt waldbewachsene Täler, durchschwimmt Seen und Flüsse und erkundet mysteriöse Höhlen. Immer wieder kommt man ins Staunen, wenn die Lichteffekte einen malerischen Sonnenuntergang unterstreichen oder sogar mal die virtuellen Augen blenden. Die enorme Weitsicht vermittelt zudem das Gefühl, man könnte ein komplettes Gebirge überblicken, und der Tag-Nacht-Zyklus lässt alles realistischer erscheinen. Leider gibt es aber auch verwaschene Texturen, die den ansonsten sehr guten grafischen Eindruck ein wenig trüben. Dennoch hat es Ubisoft geschafft, ein grafisches Highlight abzuliefern, das aufgrund der lebendigen Welt Kyrats noch eindrucksvoller wird. Diese läuft dabei extrem flüssig und es gibt keine nachladenden Objekte oder Charaktere, was natürlich das Realitätsgefühl steigert.

 

Hier trifft man auf wilde Tiere wie Bären, Affen, Nashörner oder den Honigdachs, wobei die große Welt auch ohne das Zutun des Spielers lebt. Tiger, Rothunde oder Adler greifen Artgenossen, artfremde Tiere oder andere Menschen an. Dies kann man natürlich sehr gut für sich selbst nutzen und diese auf Gegner hetzen. Aber Achtung, denn bei den Streifzügen durch die Welt gerät man selbst schneller in den Dunstkreis eines wilden Tieres, als einem lieb ist.

 

Im Gedächtnis geblieben ist beispielsweise eine Szene, in der wir gerade gegen eine Gruppe von Royalisten kämpften, einer davon unglücklicherweise ein Nashorn in der Nähe anschoss und dieses wutentbrannt auf unsere Gruppe lospreschte. So sind wir in unserer Panik schnell in ein Auto gesprungen und wollten flüchten. Doch das Nashorn war schneller und hatte mit einem Schubs das Auto auf das Dach gedreht und prügelte weiter darauf ein. Ein glücklicher Zufall sorgte dafür,  dass wir irgendwann wieder auf den Rädern landeten und losrasen konnten. Ein Blick hinter uns zeigte, dass das Nashorn die Verfolgung aufgenommen hatte. Da ging der Puls schon schneller und solche unvorhergesehenen Momente erlebt man in Kyrat immer wieder, was das Spielerlebnis sehr spannend und überraschend macht.

 

Jäger & Sammler

 

Neben der Hauptgeschichte rund um den Goldenen Pfad kann man in „Far Cry 4“ viele Nebenmissionen und Sammelobjekte finden, die die Spielzeit deutlich erhöhen. So befreit man Glockentürme, wodurch die Karte aufgedeckt wird und Waffen freigeschaltet werden. Man kann verlorene Briefe, Tagebücher des Vaters oder Masken sammeln, dreht Manimühlen, öffnet Schatzkisten, reißt Propagandaplakate von Wänden oder kann Schriftstücke finden. Im Menü können die Tagebücher und Briefe dann gelesen werden, die noch ein wenig mehr in die Geschichte eintauchen lassen. Man fährt Rennen für Kyrati Films, zerstört Pagans Zorn-Strafexpeditionen oder erledigt Bombenentschärfungs-Aufgaben.

 

Zudem gibt es Karma-Missionen, bei denen man den Bewohnern von Kyrat zu Hilfe eilt und sie vor wilden Tieren oder der Royal Army beschützt. Die Missionen tauchen zufällig in der näheren Umgebung auf, lassen bei Erfolg die Karmastufe steigen und bringen Schützenmarken, mit denen ihr in kniffligen Situationen die Hilfe von Rebellen anfordern könnt. Sollte man dennoch einmal das Zeitliche segnen, gibt es genügend faire Checkpoints innerhalb des Spiels und zusätzlich kann man auch selbst jederzeit den Fortschritt abspeichern.

 

Außerdem kann man seltene Tiere jagen, deren Felle das Herstellen von besonderen Ausrüstungsgegenständen erlauben. Hier wird es dann teilweise schon recht knifflig, wenn man beispielsweise gegen ein Nashorn kämpft und nur eine Schrotflinte benutzen oder gar nur mit einem Bogen jagen darf. Natürlich gibt es auch wieder zahlreiche Außenposten und Festungen, die befreit werden müssen. Hier nutzt ihr entweder die Hilfe von gefangenen Tieren in den Lagern, indem ihr deren Käfige öffnet, tötet alle Gegner auf eigene Faust oder steigt auf einen wilden Elefanten. Dies ist eine der wenigen Neuerungen in „Far Cry 4“, denn man kann auf diesen nun reiten und mit ihnen Autos aus dem Weg rammen oder Gegner niedertrampeln. Ansonsten gibt es insgesamt wenige Neuerungen und es kommt immer wieder zu Déjà-vu-Erlebnissen, die sehr an „Far Cry 3“ erinnern. Dazu gehört auch die Steuerung, die präzise funktioniert und es so mit kaum zu Falschinterpretationen von Tastenknöpfen kommt. Einzig die Navigation innerhalb des Waffen- und Spritzenrades ist anfangs ein wenig gewöhnungsbedürftig. Dies legt sich aber bereits nach den ersten Spielstunden.

 

Rebellen gegen Rakshasas

 

In „Far Cry 4“ gibt es neben dem Einzelspielermodus auch einen kooperativen Modus, bei dem man online via Xbox Live zusammen mit einem Freund oder einem zufälligen Spieler weltweit Kyrat unsicher machen kann. Einen lokalen kooperativen Modus gibt es leider nicht. Zu zweit kann man die Welt frei erkunden und beispielsweise Festungen strategisch von zwei Seiten angreifen, gemeinsam auf die Jagd gehen, Sammelobjekten nachjagen oder Nebenmissionen erledigen. Abgesehen von der Hauptgeschichte sind im kooperativen Modus alle Inhalte der offenen Welt verfügbar.

Außerdem erwartet den Spieler noch ein Mehrspielermodus, der sich "Schlachten von Kyrat" nennt und asymmetrische Fünf-gegen-fünf Matches bietet. Je nach Spielmodus müssen Außenposten eingenommen, Masken geborgen oder Propagandastationen vernichtet werden. Die Auswahl an Modi ist dabei recht gering, wenn man es mit Shootern wie „Battlefield“ oder „Call of Duty“ vergleicht. Die einzelnen Modi spielen sich auf insgesamt zehn Karten ab, die zwar abwechslungsreich gestaltet sind, aber nach wenigen Matches immer uninteressanter werden. Neben einer Geldfarm besucht man eine Fabrik, eine Brennerei oder kämpft an einem Flussufer. Die Orte sind Gebieten aus der Einzelspielerkampagne nachempfunden und ähnlich gestaltet. Auch hier gibt es einen Glockenturm, den man befreien kann und der dann die Gegner auf der Minikarte anzeigt.

Innerhalb der Karten spielt man entweder als schwerbewaffneter Rebellensoldat, der Sturmgewehre, Raketenwerfer und Handgranaten nutzt, oder als Abkömmling des Rakshasa-Stammes, der mit Pfeil und Bogen kämpft sowie Kräfte der Natur nutzt. An den Wiedereinstiegspunkten kann man zudem Verbesserungen kaufen oder bereitstehende Fahrzeuge nutzen. Auf manchen Karten gibt es Waffen wie Maschinengewehre oder Mörsergeschütze, die ebenfalls in den Kampf integriert werden können. Nach der Hälfte der Spielzeit werden die Rollen getauscht und man spielt in der Haut der jeweils anderen Fraktion.

So wirklich Spaß hat der Mehrspielermodus leider nicht gemacht, denn dieses unausgeglichene Verhältnis der beiden kämpfenden Parteien frustriert zunehmend. Vor allem dann, wenn man als Rakshasa mit Bogen gegen Sturmgewehr antritt. Da hilft es auch nicht, dass man als Rakshasa beispielsweise auf Elefanten reiten oder Tiere herbeirufen kann und in gebückter Haltung fast unsichtbar ist.

 

Ich baue mir meine eigene Welt

 

In „Far Cry 4“ gibt es erneut einen Karten-Editor, mit dem man eigene Spieluntergründe basteln kann. Die Maps können unter den Rubriken Angriff, Jagd, Außenposten und Extraktion erstellt werden und beinhalten dann jeweils andere Missionsziele, die als Einzelspieler oder kooperativ erledigt werden können. Karten direkt für den kompetitiven Mehrspielermodus kann man allerdings nicht erstellen.

 

Je nach Lust und Laune kann man eine komplett leere Karte gestalten oder ein vorgegebenes Grundgerüst auswählen und dann Wiedereinstiegspunkte festlegen, die Gegnerwellen positionieren und neue Objekte hinzufügen. Hier gibt es unendliche Möglichkeiten, sich kreativ auszutoben, was auch viel Spaß macht, wenn man Geduld für so etwas hat. Wer selbst nicht die Zeit oder Lust hat, eigene Kreationen zu erschaffen, kann auch Levels aus der Community herunterladen und mit anderen Spielern zocken. Dies macht im Grunde sogar mehr Spaß, als sich durch frustrierende Mehrspielerschlachten zu kämpfen. So kann man im Map-Browser gezielt nach top bewerteten Karten suchen und dann auf diesen jede Menge Spaß haben, der einem im Mehrspielermodus häufig verwehrt bleibt.


Fazit

„Far Cry 4“ macht vor allem im Einzelspieler- und Kooperativmodus oder im Map-Browser jede Menge Spaß. Der Mehrspielermodus ist zu langweilig und unausgeglichen, um wirklich auf Dauer zu unterhalten. Wer spannende Mehrspielerschlachten sucht, sollte auf andere Spiele ausweichen.

Die Kampagnenmissionen von „Far Cry 4“ sind etwas zu oberflächlich erzählt und die Charaktere lösen kaum Emotionen beim Spieler aus. Dafür gibt es aber viele eindrucksvolle Umgebungen, eine lebendige Welt und jede Menge Sammelobjekte. Die Welt von Kyrat lädt immer wieder zum Staunen ein, was den Ausflug lohnenswert macht.

Insgesamt bietet das Spiel aber recht wenig Neuerungen und könnte durchaus als grafisch überarbeitete Version von „Far Cry 3“ durchgehen, das zwar ein neues Setting bietet, aber ansonsten viele Elemente aus dem Vorgänger übernommen/recycelt hat. (Anja Schmidt)


Kommentare:
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2015-04-18 03:18:57... - Lino

:3


2015-03-04 19:21:49... - saif

d


2015-01-28 11:53:42... - şaka şuke

Çok iyi abi bide key versen gel


Far Cry 4

Far Cry 4 (Xbox One) - Screenshots DLH.Net Review
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