Company of Heroes 2: Ardennes Assault (PC)

Nachdem sich der erste Ableger „The Western Front Armies“ auf den Mehrspielerbereich konzentriert hat, wird mit „Ardennes Assault“ von Relic Entertainment nun eine Einzelspielerkampagne als eigenständiges Spiel nachgelegt. Als Kriegsschauplatz dient das belgische Grenzgebirge beziehungsweise die winterlichen Waldgebiete der Ardennen. Historisch betrachtet ging es dem Deutschen Reich bei der sogenannten „Ardennenoffensive“ darum, die westalliierten Streitkräfte an der belgischen Grenze im Dezember 1944 durch Überraschungsangriffe zu schwächen und den besetzten Hafen von Antwerpen zurückzuerobern. Diese im englischen Sprachraum benannte „Battle of the Bulge“ zählt unter Beteiligung von über einer Million Soldaten zu den größten und verlustreichsten Landschlachten der U.S. Army im Zweiten Weltkrieg. Ob das Vorhaben gelungen ist, dieses bedeutsame Gefecht in ein Echtzeit-Strategiespiel zu verpacken, klärt unser Testbericht.

 

Zurück an die Front

 

Das Besondere an der Kampagne von „Ardennes Assault“ ist die dynamische Herangehensweise, bei der wir in den insgesamt 18 Missionen keinem festgelegten Handlungsverlauf unterlegen sind, sondern mit unseren amerikanischen GIs auf einer strategischen Sektorenkarte wie auf einem Schachbrett von Abschnitt zu Abschnitt ziehen und dabei immer mehr Boden gutmachen. Unser Ziel: Das von den Feinden besiedelte Territorium vollständig einnehmen und die deutschen Einsatzkräfte zurückdrängen. Dabei liegt die Entscheidung bei uns, welche der drei aus „The Western Front Armies“ bekannten Einsatzgruppen – Infanterie, Luftwaffe und Unterstützungskompanie – wir für die jeweilige Mission in das verschneite Einsatzgebiet führen.

 

Jede der drei Kompanien verfügt im Einsatz über spezielle Fähigkeiten, die den Spielverlauf deutlich beeinflussen können. So ist die von Johnny Vastano geführte Able-Kompanie in der Lage, Luftunterstützung in Form von Fallschirmjägern und Luftschlägen zu ordern, während die Kompanie Baker unter der Leitung von Captain Edwards mit Artillerie und Panzertrupps größere Feindansammlungen ausschalten kann. Die Kompanie Dog, die Captain Derby untersteht, ist mit schweren Maschinengewehren und Raketenwerfern auf Bodenkämpfe spezialisiert und kann zusätzlich auf Gefechtsingenieure zurückgreifen.

 

Die Aufgabenstellungen in den Hauptmissionen sind auf der einen Seite überaus vielfältig: Mal befreien wir eingekesselte Verbündete und schlagen uns im Anschluss gemeinsam durch die feindlichen Linien, mal sichern wir wichtige Grenzpunkte, damit verletzte Soldaten evakuiert werden können. In einer anderen Mission müssen wir unter Zeitdruck auf schnellstem Wege vorrücken und einen Nachschubkonvoi der Wehrmacht stoppen, bevor er fertig beladen wird und eine Ortschaft verlässt. Nebenbei sorgen spontan auftretende Ereignisse und optionale Einsatzziele für Abwechslung. Räumen wir etwa neben der Hautmission zusätzlich einen hochrangigen deutschen Offizier aus dem Weg, fallen unsere Bewertung und Belohnung etwas besser aus. Auf der anderen Seite erleben wir häufiger Situationen, in denen wir eine gewisse Zeitspanne lang eine Stellung halten müssen, während wir zum wiederholten Mal Angriffswellen der Wehrmacht abwehren.

 

Jeder Mann zählt

 

Wer sich im Echtzeit-Strategie-Genre heimisch fühlt oder bereits einen Teil der „Company-of-Heroes“-Reihe gespielt hat, dürfte mit dem Einstieg ins Spiel keine Schwierigkeiten haben und schon bald mithilfe des Baumenüs Produktionsstätten errichten, effektive MG-Nester in den Boden stampfen oder mächtige Panzertruppen über die verschneiten Straßen dirigieren. Neueinsteiger könnten mit dem taktischen Anspruch des Titels zu Beginn jedoch mitunter ihre Probleme bekommen. Zum Glück lassen sich im Menü Tutorialvideos und Spieletipps aktivieren, die über die einzelnen Truppeneinheiten und über die wichtigsten Funktionen des Spiels aufklären. Dennoch sollten sich Einsteiger mit dem ersten Einsatz auf eine steile Lernkurve ohne Verschnaufpausen gefasst machen. Die deutschen Divisionen werden nämlich nicht müde, uns in der Offensive mit Elitetruppen, Panzertrupps und Volksgrenadieren in Schach zu halten, die sich erst dann zurückziehen, wenn sich ihre Reihen deutlich gelichtet haben.

 

Das verschärfte Strategie-Element in „Ardennes Assault“ rührt vor allem von dem fordernden Schwierigkeitsgrad her. Zwar lässt sich während einer Mission der Spielstand speichern, doch wenn wir auf unbedachte Weise vorrücken, müssen wir dafür die Konsequenzen tragen. Da unsere drei Kompanien nur über eine bestimmte Anzahl an Verstärkungspunkten verfügen und sich diese Punkte durch Nachschub-Anforderungen verringern, können im Fall von weitreichenden Verlusten Situationen entstehen, in denen wir keine neuen Truppen mehr ins Feld schicken können. Im schlimmsten Fall könnten wir dadurch die gesamte Kampagne in den Sand setzen. Nur wenn wir eine Kompanie aussetzen und ihr eine Verschnaufpause gönnen, gewinnt jene Einheit wieder an Stärke. Dementsprechend müssen wir auf unsere Truppen höllisch aufpassen, das Schlachtfeld sowie die gegnerische Strategie analysieren und versuchen, die taktisch klügsten Entscheidungen zu treffen. Der Druck, der im Falle einer Niederlage auf unseren Schultern lastet, ist deutlich präsent: Jeder Soldat, der im gegnerischen Kugelhagel fällt, bedeutet für uns einen schmerzhaften Verlust.

 

Doch ist eine starke Truppe im weiteren Spielverlauf dringend erforderlich. Oftmals kommt es vor, dass der scheinbar vertriebene und in die Ecke gedrängte Feind neue Kräfte mobilisieren kann und einen erbitterten Gegenangriff startet. Diese Konzentration an gegnerischen Streitkräften, die uns hartnäckig unter Beschuss nehmen, bereitet uns besonders in den letzten Kämpfen der Kampagne einige Schwierigkeiten. Dies liegt an der teilweise unausgewogenen Gegner-KI, die sich in ihrer verzweifelten Lage durch bessere Ausrüstung, Veteranentruppen und Scharfschützen unfairerweise Vorteile verschafft. Da unsere Truppen zu diesem Zeitpunkt von den vielen Kämpfen bereits ziemlich aufgerieben wurden, fällt unser Spielraum für Fehler vernichtend gering aus.

 

Abseits dieser fordernden Voraussetzungen werden im Umkehrschluss Durchhaltevermögen, taktische Finesse und Siegeswille honoriert: Nach jeder erfolgreich abgeschlossenen Mission winken uns Anforderungspunkte, mit denen wir die Fähigkeitswerte unserer Kompanie aufwerten können. Damit lassen sich nicht nur Kosten für unsere Ausrüstung reduzieren, es werden beispielsweise auch zusätzliche Maschinengewehre, die mitsamt unseren Soldaten aus dem Flieger geworfen werden, ermöglicht. Wir können uns ebenso dafür entscheiden, einzelne Soldaten zu erfahrenen Veteranen aufzuwerten, die als effektive Einheiten auf dem Schlachtfeld einen maßgeblichen Anteil am Erfolg oder Scheitern einer Mission haben. Wahlweise können wir unsere Anforderungspunkte auch gegen Verstärkungspunkte tauschen und haben somit die Qual der Wahl, ob wir lieber in unsere Fähigkeitswerte investieren, die Stärke der Einheiten vergrößern oder die Verstärkungseinheiten aufstocken möchten.

 

Es kracht in der Kälte

 

Die grafische Präsentation von „Ardennes Assault“ macht aus größter Distanz einen guten Eindruck. Vor allem die Effekte können sich sehen lassen: Tödliche Panzergeschosse lassen Bäume wie Streichhölzer zerbersten, legen mit wuchtigen Explosionen ganze Straßenzüge in Schutt und Asche und hinterlassen auf der Karte ein Meer aus Kraterlandschaften. Rauchsäulen und Nebelschwaden ziehen über zerbombte Dörfer und bedecken den halben Bildschirm, während Baumgruppen in Flammen stehen und die winterliche Umgebung in rotes Licht getaucht wird. Daneben tragen Schneestürme und geskriptete Tag-und-Nacht-Wechsel  ihren Teil zu der gelungenen Atmosphäre bei.

 

Zoomen wir allerdings näher an das Geschehen heran, fallen einige unschöne Texturen ins Auge, sowohl bei der Landschaftsdarstellung als auch bei den Einheiten. Auch wäre eine flexiblere Kameraperspektive wünschenswert gewesen, die sich mehr herauszoomen lässt, um einen besseren Überblick über das Spielgeschehen zu gewährleisten. Aber so sind wir in weiträumigen Gefechten gezwungen, ständig zwischen den einzelnen Kampfhandlungen hin und her zu scrollen, um nichts zu verpassen.

 

Beim Sounddesign gibt es dagegen wenig zu meckern. Die deutsche Sprachausgabe ist ordentlich lokalisiert worden und gefällt mit vielen verschiedenen Kommentaren und Kommandos. Diese werden von einer Geräuschkulisse unterstützt, die sich vor allem aus Gewehrfeuer, Granateneinschlägen und dröhnenden Vehikeln zusammensetzt. Dadurch, dass es in den Gefechten an jeder Ecke knallt und kracht, während die Generäle per Funk unentwegt Befehle brüllen, kommt ein hohes Maß an Authentizität zustande. Auch die gelunge Musik, die aufgrund der dominanten Geräuschkulisse bisweilen ein wenig in den Hintergrund gerät, weiß das Kriegsgeschehen mit orchestralen Stücken und stimmungsvollen Klangfarben zu begleiten.


Fazit

„Company of Heroes 2: Ardennes Assault“ bietet eine auf weiten Strecken gefühlsintensive Kampagne, die besonders alle selbsternannten Generäle vor dem Bildschirm und „Company-of-Heroes-2“-Veteranen fesseln wird. Der Titel entpuppt sich als wahnwitziger Trip durch bitterkaltes Terrain und zerstörte Häuserruinen, welche von schier endlosem Kugelhagel, lautem Befehlsgeschrei und donnerndem Artilleriefeuer erschüttert werden. Verschnaufpausen sind dabei rar gesät. Das weitreichende Maß an Chaos und Zerstörung, das sich während der Kampagne entfesselt, lässt erahnen, wie die Endphase des Zweiten Weltkriegs abgelaufen ist. Zwar lässt die Qualität des Missionsdesigns, das oftmals nach dem Muster “Erobern und verteidigen“ verläuft, teilweise zu wünschen übrig, doch weiß die packende Inszenierung den einen oder anderen Missstand auszugleichen. Alle Neueinsteiger sollten indes Vorsicht walten lassen: „Ardennes Assault“ gehört zu der Sorte von Spielen, welche ein hohes Frustpotential bereithalten, sollte man nicht wohlüberlegt vorgehen und seine Soldaten wie Kanonenfutter in den Kampf schicken. (Daniel Kohlstadt)


Kommentare:
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2015-01-04 21:43:53... - Ha

good


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