J.U.L.I.A.: Among the Stars (PC)

Zweiter Anlauf

„J.U.L.I.A.: Among the Stars“ ist das Remake des Anfang 2012 veröffentlichten Spiels „J.U.L.I.A.“ des kleinen tschechischen Indie-Studios „CBE Software“ . Ursprünglich als Enhanced Edition des etwas enttäuschenden Vorgängers geplant, entwickelte sich, nicht zuletzt dank eines sehr erfolgreichen Crowdfundings, ein eigenständiges Spiel. Grafisch schöner als der Vorgänger, eine erweiterte Story, neue Musik und Vertonung – Mehr als genügend Gründe , einen Blick zu riskieren!

 

Unsanftes Erwachen

Wir schreiben das Jahr 2430: Die Raumsonde Mizuka befindet sich im Orbit eines unbekannten Planeten im Sonnensystem Salia. Der Auftrag: außerirdisches Leben erforschen. Der einzige Passagier, eine Astrobiologin namens Rachel Manners, schlummert sanft im Kälteschlaf. Die kosmische Idylle währt jedoch nicht lang, denn ein Meteoritenschwarm zerlegt jäh wichtige Teile der Raumsonde. Da die nötigen Reparaturen nicht durch die Künstliche Intelligenz namens J.U.L.I.A. durchgeführt werden können, aktiviert diese kurzerhand das Notprogramm und taut Rachel auf. So erfährt Rachel, dass die Raumsonde brennt, mit giftigen Gasen gefüllt und von Kurzschlüssen geplagt ist. Alles Umstände, mit denen sich eine Astrobiologin eigentlich nicht auseinandersetzen möchte, wäre da nicht das Problem, dass der Rest der Crew auf dem Planeten gelandet ist und der Kontakt schon vor einer Weile verloren ging. Zum Glück greift uns J.U.L.I.A. jedoch helfend unter die Arme – im Nu sind die 14 defekten Räume in Ordnung gebracht und wir haben unser erstes einfaches Rätsel gemeistert.

Die Raumsonde ist vorerst gerettet, was ist aber aus der Crew geworden? Wir gehen der Sache nach, doch J.U.L.I.A. leidet aufgrund der Schäden an Amnesie. Was bleibt also übrig, außer selbst auf den Planeten hinunterzufliegen? Richtig, wir schicken einen ebenfalls mit einer KI ausgestatteten Forschungsroboter namens Mobot auf die Planetenoberfläche und tauchen vollends in die dichte und fesselnde Story ein …

 

Point and click

Wer bei „Point and click“ zuerst an „Lucas Arts“, „Baphomets Fluch“ oder „The Book of Unwritten Tales“ denkt, sollte hier aufpassen, denn „J.U.L.I.A.: Among the Stars“ interpretiert das Genre anders. Der augenfälligste Unterschied ist mit Sicherheit das Fehlen eines Alter Ego auf dem Bildschirm. Abgesehen von einem animierten Porträt während Gesprächen mit J.U.L.I.A. oder Mobot tritt Rachel nicht weiter in Erscheinung. Die Räume entfalten sich aus einer statischen Ich-Perspektive, die sich noch am ehesten mit dem Klassiker „Myst“ vergleichen lässt.

Doch nicht nur bezüglich der Perspektive geht „J.U.L.I.A.: Among the Stars“ ungewohnte Wege, auch das Benutzer-Interface bietet Neues. Zahlreiche Fenster warten während des Spiels auf uns, viele davon führen die Story in Form von Texten auf Datenpads der vermissten Crew weiter, andere präsentieren Rätsel oder dienen als Steuerungskonsolen. Was beim Vorgänger jedoch noch etwas steril wirkte, passt sich nun gut in das Gesamtkonzept ein und erzeugt eine stimmige Atmosphäre – man ist schließlich auf einem Hightech-Raumschiff in einem fremden Sonnensystem. Und wo wir gerade bei Text sind: den gibt es reichlich; Lesemuffel seien gewarnt!

Bedient wird „J.U.L.I.A.: Among the Stars“ ganz klassisch mit der Maus. Objekte anklicken, aus einem Kontextmenü die gewünschte Aktion wählen, eben „Point and Click“. Manche Aktionen stehen erst zur Verfügung, nachdem eine Vorbedingung erfüllt wurde. So können wir zum Beispiel bestimmte Erdhaufen erst umgraben, wenn klar wurde, was sich darunter befinden muss. Das wirkt insbesondere dann etwas gezwungen, wenn wir in Gedanken schon weiter sind als das Spiel.  

Eine hilfreiche Hotspot-Funktion haben die Entwickler uns zum Glück gegönnt, so dass auch weniger augenscheinliche Objekte ohne die berühmt-berüchtigte „Pixeljagd“ aufgespürt werden können. Ebenfalls von großem Wert ist das Missionslog, denn nicht immer ist sofort klar, was eigentlich noch zu tun ist, insbesondere wenn sich Nebenaufgaben in den Handlungsstrang mischen. Komplett auf Stift und Papier zu verzichten ist also möglich, ein entsprechendes Kurzzeitgedächtnis für Zahlenpasswörter vorausgesetzt. Letztere begegnen einem vor allem zu Beginn der langsam an Schwierigkeit zunehmenden Rätsel. Diese reichen recht abwechslungsreich von einfachen Kombinationsrätseln über Zugangscodes für Datenpads oder verschlossene Räume bis hin zu Schaltplänen für unseren Freund Mobot. Unfair wird es dabei nie, denn die Rätsel setzen meist rein auf Logik und Kombinatorik und fügen sich gut in die Story ein. Lediglich die Erklärung der Rätsel ist stellenweise nicht so klar und eindeutig, wie sie sein sollte, und erschafft dadurch Frustmomente, wenn wir zunächst herausfinden müssen, was wir tun sollen, um dann zu knobeln, wie es zu tun ist.

 

Statische Grafik

Das Spiel präsentiert sich zum größten Teil mit statischen, vorgerenderten Hintergrundgrafiken und Einblendungen wie Datenpads oder Konsolen. Eingestreute Zwischensequenzen sorgen für etwas bewegte Abwechslung, sind allerdings mitunter etwas hölzern animiert. Dennoch kann die Grafik – insbesondere im direkten Vergleich mit dem Vorgänger – überzeugen und unterstützt die Story auf gelungene Art und Weise.

 

Dynamische Musik

Musikalisch hat "J.U.L.I.A.: Among the Stars" mehr zu bieten, als das geringe Budget es vermuten lässt. Wir werden bereits im Hauptmenü von sanften, ethnischen Klängen begrüßt, die schon fast zum Verweilen einladen. Leider endet die Musik im Hauptmenü etwas abrupt in einer Schleife, doch ist dies die einzige Musikschleife, die offensichtlich wurde. Im Verlauf des Spiels selbst wird die Musik dynamisch aus verschiedensten Soundschnipseln erzeugt und schafft damit eine unaufdringliche Musikuntermalung, deren Themen von exotisch über futuristisch bis hin zu mystisch reichen. Selten hat die Musik ein Spiel dermaßen unterstützt und eine Atmosphäre aufgebaut, in die sich eintauchen lässt. Und so verwundert es kaum, dass einer der Entwickler - Jan Kavan - professioneller Musiker ist .

Die englische Sprachvertonung  verblasst etwas gegenüber der Musik, was jedoch nicht den wirklich guten Synchronsprechern angelastet werden kann, sondern der herausragenden Musik geschuldet ist. Zum eigentlichen Star des Spiels hat sich Mobot entwickelt, dessen Vertonung oft unfreiwillig komisch wirkt. Andere Sprachen stehen zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht zur Verfügung. Neben dem gesprochenen Wort werden Gespräche auch durch ebenfalls englische Untertitel ergänzt.


Fazit

"J.U.L.I.A: Among the Stars" hat mir persönlich unheimlich gut gefallen. Die dichte Atmosphäre, die grandiose Musik, die mich bereits im Hauptmenu gefesselt hat, und die gut erzählte Story haben zu etwas Seltenem geführt: Ich habe das Spiel für den Test am Stück durchgespielt, ohne daran zu denken, die üblichen Notizen zu schreiben. Die etwas knappe Spielzeit von rund acht Stunden verging dabei wie im Flug, reichte aber aus, um einen bleibenden Abdruck zu hinterlassen. Liebgewonnene Charaktere, eine stimmige und abgeschlossene Geschichte und viele weitere kleine Details zeigen mir deutlich auf, wie viel Herzblut in diesem Spiel stecken muss, welches von gerade einmal zwei Entwicklern mit sehr knappem Budget erschaffen wurde. Adventure-Fans sollten zuschlagen! (Martin Kretschmer)


Kommentare:
Der Kommentar wurde gespeichert!
The Captcha element applies the Captcha validation, which uses reCaptcha's anti-bot service to reduce spam submissions.

2014-11-08 12:28:14... - Diskord

fain


J.U.L.I.A. Among the Stars - Screenshots
J.U.L.I.A. Among the Stars - Screenshots
J.U.L.I.A. Among the Stars - Screenshots
J.U.L.I.A. Among the Stars - Screenshots
J.U.L.I.A. Among the Stars - Screenshots
J.U.L.I.A. Among the Stars - Screenshots
J.U.L.I.A. Among the Stars - Screenshots
J.U.L.I.A. Among the Stars - Screenshots
J.U.L.I.A. Among the Stars - Screenshots
J.U.L.I.A. Among the Stars - Screenshots
J.U.L.I.A. Among the Stars - Screenshots
J.U.L.I.A. Among the Stars - Screenshots